In den 1970ger Jahren eroberte die Containerschifffahrt im raschen Tempo die Liniendienste, zwar waren große Teile der Handelsrouten und Schiffsladungen noch nicht containerisiert doch die zukünftige Bedeutung des Containerverkehrs war bereits abzusehen.
Dieser Wandel beeinflusste die Werften bei der Konstruktion neuer Stückgutschiffe und Massengutfrachter, die nun in der Lage sein sollten, zusätzlich Container zu transportieren oder vom angestammten Stückgut bzw. Massengutmarkt ggfls. in den Containerverkehr zu wechseln, wenn dort mehr Geld zu verdienen war oder Ballastreisen vermieden werden konnten.
Die Bandbreite der containerfähigen Ideen reichte von Frachtern, bei denen eine Luke oder die Decksfläche zusätzlich mit Containerstellplätzen ausgerüstet war, über Semicontainerschiffe, bis hin zu Schiffen, die komplett von einem anderen Ladungsmarkt in die Containerschifffahrt wechseln konnten.
Eine konsequente Entwicklung unter diesen Schiffen war der von HDW in den 1970ger und 1980ger Jahren gebaute OBC 25 (Ore/Bulk/Container Carrier 25.000tdw) oder einfacher auch Conbulker genannt.
Das Schiff sollte sowohl in der Massengutfahrt als auch in der Containerschifffahrt einsetzbar sein oder auch gleichzeitig Bulkladung u. Container transportieren. Dabei sei kurz erwähnt, dass Massengutfrachter neben Schüttgut auch Stahlprodukte, Röhren, Forstprodukte, Ladung auf Palletten, gesackt oder in Big Bags transportieren und damit preisgünstig immer auch im teuren Stückgutmarkt wildern.
Der erste OBC 25 kam 1978 für die Reederei C. F. Ahrenkiel in Fahrt, die insgesamt 11 Einheiten bis 1985 in Dienst stellte.
COLUMBIA, 1978 von HDW an C. F. Ahrenkiel, Hamburg, 25.550 tdw, 1.140 TEU (32 Anschlüsse f. integral Kühlcontainer), 5 x 25t Kräne, 16,5 kn. Das Schiff fuhr überwiegend im Containerverkehr u.a. als ARABIAN STRENGTH zwischen Europa und dem Persergolf f. P&O u. UASC, 1981 nach China verkauft, Verbleib unbekannt. 14 Schwesterschiffe, teilweise mit 4 Kränen und unterschiedlichem Schornstein. (Modell Kyle 3)
Die Unterschiede zum reinen Containerschiff bzw. reinen Bulker sind beim Conbulker die folgenden:
Die Tankdecke des Conbulkers ist wie beim Bulkcarrier immer für schwere Ladungen wie z.B. Erze und Stahlprodukte durchgängig verstärkt, während sie beim reinen Containerschiff lediglich bei den Aufnahmepunkten der Containerecken entsprechend stark ist.
Die Laderäume sind wie beim Containerschiff in Doppelhülle und boxshaped (kastenförmig) ausgeführt und nicht wie beim Bulkcarrier selbsttrimmend mit Hopper- und Wingtanks ausgestattet (siehe Fotos).
Sie sind jedoch nicht mit Zellgerüsten für die Container versehen, sondern lediglich mit in der Tankdecke eingelassenen Befestigungspunkten für die Twistlocks, mit denen die Container gesichert werden. Der kastenförmige Laderaum ohne Unterstau bietet nebenbei Vorteile beim Laden u. Löschen der o.g. Stückgüter, die häufig auch von Massengutfrachtern transportiert werden.
Die Luken Abdeckungen bestehen wie beim Containerschiff aus Ponton-Lukendeckeln mit Aufnahmepunkten für die Twistlocks. Sie sind die preisgünstigere Variante, um das hohe Gewicht der hoch an Deck gestapelten Container aufzunehmen. Falt-Lukendeckel, wie beim Bulkcarrier, die bei einsetzendem Regen rasch geschlossen werden können, kommen hier aus Kostengründen (bei entsprechender Stärke) gewöhnlich nicht zum Einsatz.
Die Maschinenanlage von Bulkcarriern ist in der Regel für eine Geschwindigkeit von maximal 14,5 kn ausgelegt, Containerschiffe gleicher Größe bewegen sich dagegen im Bereich von deutlich über 20,0 kn. Die Geschwindigkeit von Conbulkern orientiert sich dabei eher an der von Bulkern, jedoch häufig 1 - 3 kn mehr.
Die Rümpfe von Conbulkern sind etwas schlanker gebaut als die von Bulkern jedoch völliger als Containerschiffsrümpfe.
Ab 1982 kamen die restlichen drei Schiffe des OBC 25 für die Reederei Jonny Wesch in Fahrt:
GABRIELE WESCH, 1983 von HDW an Reederei Jonny Wesch, Jork, 25.150 tdw, 1.320 TEU (64 Kühlcontaineranschlüsse), 4 x 36t Kräne, 16,0 kn. In Fahrt als VICTORIA BAY in Charter für die Containerlinie OOCL, später für NORASIA als NORASIA GABRIELE am 29.05.1985 auf der Reise von Damman nach Karachi im Golfkrieg von einer Iranischen Rakete getroffen, wieder instandgesetzt. 2002 nach Bangkog verkauft (THOR CAPTAIN), Verbleib unbekannt. Schwesterschiffe: REBECCA WESCH u. KARSTEN WESCH. (Modell Kyle 3A)
1995 begann die Rickmers Reederei eine Kooperation mit der Chilenischen Linien-Reederei CCNI, die die Modernisierung ihrer Flotte nicht aus eigenen Mitteln bewerkstelligen konnte. Nach CCNI Wünschen entwickelte die polnische Werft Stocznia Szczecinska einen Conbulker (Typ B577), der von Rickmers bestellt und bereedert wurde und im CCNI Liniendienst zwischen Europa und Chile zum Einsatz kam.
Die Ausreise von Europa erfolgte mit zum größten Teil containerisierten Exportwaren und auf der Rückreise wurden größtenteils Leercontainer sowie in den Laderäumen 2, 4, 5 und 7 chilenisches Kupfererz für die Norddeutsche Affinerie in Hamburg gefahren, mit der die Chilenen langfristige Verträge hatten.
LARA RICKMERS, 1997 von Stocznia Szczecinska SA, Stettin an Reederei B. Rickmers, Hamburg 45.070 tdw, 1.854 TEU (66 Kühlcontaineranschlüsse), 1x 45 t u. 2 x 40 t Kräne, 15,5 kn. Schwesterschiffe: ANNA RICKMERS, VALDIVIA, VALPARISO, VALBELLA, VALDEMOSA, CCNI ARAUCO, SOPHIE RICKMERS. (Modell Conrad-Hansa 10466)
Wie auf dem Foto auch am Modell gut erkennbar: die Luken 2,4,5 u. 7 sind mit Klapplukendeckel ausgestattet, die ein schnelles Schließen ermöglichen. Zu beachten auch das weit achtern stehende Deckshaus, davor über dem Maschinenraum konnten, wie beim Containerschiff, weitere Container gestaut werden.
Auf der Suche nach Aufträgen entwickelte die Flensburger Schiffbau-Gesellschaft für ihren Mehrheitseigentümer, der Reederei Egon Oldendorff, Lübeck, einen kostengünstigen 20.000 tdw Conbulker mit der Bezeichnung Compact-Box (C-Box), von dem eine Serie von 11 Schiffen gebaut wurde.
Das Typ-Schiff, die CATHRIN OLDENDORFF wurde im Dezember 1997 abgeliefert, die beiden letzten Frachter dieser Serie wurden im Februar und April 2000 abgeliefert.
TRINA OLDENDORFF, 2000 von FSG, Flensburg an Egon Oldendorff, Lübeck, 20.567 tdw, 1.300 TEU,
2 x 60t Kräne, 17,0 kn. (Modell Conrad-Hansa 10485)
Zum Ende dieser Betrachtung sei noch darauf hingewiesen, dass es sich bei Conbulkern ehr um eine seltene Spezies handelt. In der Containerschifffahrt sind Containerschiffe unschlagbar und in der Massengutfahrt Bulkcarrier immer die optimale Wahl. Conbulker sind heute in der Containerschifffahrt zu langsam (Reise-Geschwindigkeit und Ladungsumschlag) und für die Massengutfahrt in Bau und Konstruktion im Vergleich zum reinen Bulker zu teuer.
In Nischenmärkten (z.B. in der Chile-Fahrt) mögen sie erfolgreich sein.
Noch ein Hinweis: aus transport-technischer Sicht handelt es sich bei Conbulkern um Multipurpose Singledecker, eine an Varianten reiche Großfamilie, deren Vorstellung eines weiteren Beitrages bedarf.
Herzliche Grüße aus Bremen