Ever Given

#1 von RG , 26.03.2021 16:54

Wo bleiben die Kommentare der Container Fans zum Debakel im Suezkanals ...(Smile). Kleines Diorama müsste doch kommen.
Angebl. hatte das Schiff ja bereits eine Havarie in Hamburg.

Und die Mannschaft soll beim Warten vorm Kanal mit dem KursTracker unzüchtige Zeichnungen vollführt haben...

Suezkanal 300 m breit ,Schiff 400 lang ,liegt die Vernunft darunter ?...wenn man die Verletzlichkeit globaler Warenströme so sieht.


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RE: Ever Given

#2 von Sealord , 26.03.2021 17:03

Tolle Anregung!
Glasplatte, rechts und links eine Sanddühne und das Schiff quer hinein gestellt, fertig ist das Desaster. Alles gut beleuchten und mit dem Smartphone ein paar Bilder für das Forum.
Leider habe ich keine EVER GIVEN, gibt es die überhaupt in unserem Maßstab??


 
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RE: Ever Given

#3 von MoM , 26.03.2021 17:28

Da liegt der Wahnsinn:

Über 200.000 Tonnen Stahl werden durch ein Nadelöhr "gefädelt", mit nur einer Schraube, einem Diesel, der auf eine ökonomische Fahrtstufe ausgelegt und nicht für schnelle Manöver geeignet ist, zwei winzige Bugstrahlruder. Da ist jede schwangere Elefantenkuh in einem Dixieklo manövrierfähiger. Und wozu, damit Frachtraten ein paar Cent günstiger werden, das aber letztendlich beim Endprodukt keine Auswirkungen hat. Dafür muß dann der Steuerzahler noch etlichen Millionen für die Elbvertiefung, größere Containerbrücken, neue Kaianlagen usw, usw. zahlen. Und gibt es eine Havarie wie diese, gerät gleich die Weltwirtschaft ins wanken. Vollkommener Irrsinn!

Leider werden die Menschen aus solchen Lehren nicht schlauer, aber größer ist nicht immer besser, siehe das schnelle Ende des A380. Technisch wunderbar, aber eigentlich viel zu groß und zu teuer. Auch hier wurden hunderte von Millionen für die Verstärkung von Landebahnen, neue Terminalrüssel größere Stellplätze und Hallen ausgegeben, und das mal für gerade knapp 250 Flugzeuge weltweit, von denen die ersten schon verschrottet werden.

Wie gesagt, technisch alles ganz toll, aber kein Mensch hat wirklich jemals über daraus folgende Konsequenzen nachdenken wollen.


 
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RE: Ever Given

#4 von Manfred Grimm , 26.03.2021 18:14

Zitat von MoM im Beitrag #3
Leider werden die Menschen aus solchen Lehren nicht schlauer, aber größer ist nicht immer besser,


So ist es. Als ich die Bilder der Havarie in den 20.00 Uhr-Nachrichten der "Aktuellen Kamera" sah, ging mir dies ebenfalls durch den Kopf.
Hier handelt es sich, wie in so vielen früheren und aktuellen Fällen offenbar um ein "Verdauungsproblem". Doch wie sagte Flannery O´Connor so treffend: "Die Wahrheit ändert sich nicht in Abhängigkeit von unserem Vermögen, sie zu verdauen".

Dennoch, einen schönen Freitagabend
Manfred Grimm



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RE: Ever Given

#5 von Achim , 26.03.2021 19:32

ein solcher ULCC (Ultra large Container Carrier) haette auch bei voller kraft (nicht geschwindigkeit) oder anders ausgelegten Maschinen in der engen Fahrtrinne nicht maoevrieren koennen!
Der Suez Kanal ist nach dem neuen ausbau ca 300 m breit...., dieses Schiff aber 400 m lang!

Ueber den von Stephan und Manfred voellig richtig kommentierten sinn und zweck eines solcher grossen Schiffes mal drueber raus zu kommentieren..., der Suez Kanal ist "Sand"!
den haette man auch auf 500 m breite ausgraben koennen! hat man natuerlich nicht...wegen der kosten! das kann man ja in den kommenden jahren auch noch machen, oder...?

diese ULCC sind auf die "Economy of Size" zugeschnitten (man braucht nur drei mann mehr und nur 15% mehr sprit wie bei einem 60% so grossen Schiff) und das macht wohl auf der Transatlantik oder auch Transpazifick Rute schon einen wirtschaftlichen Sinn..., aber diese dinger durch so ein Nadeloehr zu "druecken"?! na ja...
der Vergleich mit dem A 380 passt schon ins bild!

Mal sehen wann die das Ding hier wieder flott kriegen und den Kanal wieder frei schaufeln....

slds
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RE: Ever Given

#6 von RG , 26.03.2021 19:45

Sollte doch eigentlich auch Kanallotsen geben ,oder?

Aber auch der NOK ist ja nicht frei von Havarien .



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RE: Ever Given

#7 von Achim , 26.03.2021 19:55

Ich weiss nicht ob es Kanallotsen gibt im Suez Kanal!

Aber im Moment ist ja die gaengige These dass ein Heftiger Fallwind das Schiff weggedrueckt haette!

Das faellt echt schwer zu glauben!

200.000 tonnen Stahl, plus Ladung, Treibstoff ect...., soll vom Wind hart rechts abgedrueckt werden??
Klar, bei den Flaechen ist das Schiff schon Wind empfindlich! Aber dass ein Wind den Bug mal eben hart Steuerbord abdraengt??


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RE: Ever Given

#8 von RalfW , 26.03.2021 21:37

Zitat von Sealord im Beitrag #2
Leider habe ich keine EVER GIVEN, gibt es die überhaupt in unserem Maßstab??


Wenn es ein Modell der Ever Given gibt, dann von Harry Wiesner oder Harry Piel.
Könnte sein, daß Thomas V. durchaus eins hat. Sollte mich nicht wundern, bei einem Fan von Containerschiffen die nach Hamburg fahren. Schon garnicht bei so einer Geschichte....


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RE: Ever Given

#9 von Norbert Bröcher , 26.03.2021 22:00

Moin,

um sich einmal vorzustellen, welche Kräfte da am Werke sind....diese ULCC haben eine Windangriffsfläche die enorm ist...ein 40' Container hat eine Seitenfläche von etwa 28,8 m² Ever Given mit 10 Lagen hoch geladen ergibt pro Bay etwa 280 m² und auf die Länge gerechnet bei 24 Reihen mit jeweils 280 m² dann eine Gesamtfläche von etwa 6700 m². Das ist alleine die Ladung über Lukendeckel, die Angriffsfläche durch Rumpf und Aufbauten kommen noch dazu und dann ergibt das locker über 10.000m²... die Preussen hatte eine Segelfläche von 5.560m²... auch als Nicht-Physiker gibt mir das zu denken....
solong Norbert


 
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RE: Ever Given

#10 von Godeke Michels , 26.03.2021 22:50

Moin,
alles halb so wild. Ein ganz schlauer Kommentator, dem es hauptsächlich um seine alberne Betonung zu gehen scheint, wusste damit zu überzeugen, daß die EVER GIVEN ein 200 [sic!] Tonnen-Riese sei. War bei web.de verlinkt.
Mittelgroßen Schwimmkran hin, fertig!
Und da sage nochmal einer, es gäbe keinen Qualitätsjournaillismus mehr...
Beste Grüße
Thorsten F


Der Jammer mit der Menschheit ist, daß die Narren so selbstsicher sind und die Gescheiten so voller Zweifel. (Bertrand Russel)


 
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RE: Ever Given

#11 von Eisbär , 27.03.2021 00:29

Die „Ever Given“ wird freikommen und die Karavane zieht wie gewohnt weiter? Nein, aber was kommt danach? Wenn so eine „harmlose“ Havarie die halbe Weltwirtschaft beeinträchtigt muß ja irgenwie reagiert werden.
Durchfahrt duch den Kanal mit Schlepperbegleitung?
Abdeckung des Versicherungsrisikos bei Kanalfahrt durch Erhöhung der Versicherungsbeiträgen?
Fahrt um Afrika, wie die VLCC?
Kanalanpassung an die Schiffsgrößen?
Schaun wir mal.



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RE: Ever Given

#12 von Fiete Allers , 27.03.2021 01:08

Grundsätzlich haben die Schiffe im Suez Kanal Lotsen an Bord. Jeweils 2 pro Durchfahrt. Der Containerfrachter bietet bei einem Tiefgang von ca. 16 m und 33m Seitenhöhe schon eine gewaltige Wand da. Dazu noch 11 oder 12 hoch die Container. Ein gewaltiger Windfang. Die Autotransporter in Bremerhaven haben schon beim Verlassen der Nordschleuse bei ungünstigen Windlagen Probleme trotz Schlepperhilfe.

Die Ursachen sind Spekulation. Blackout und somit Ausfall der Rudermaschine plus Seitenwinde u.s.w. Die in den Medien benannte Havarie auf der Elbe ist fehlplatziert als Bergebeispiel. Der Frachter lag am Rand der Fahrinne. Die Tide war nachher ausschlaggebend, das Schiff freizubekommen. Wenn mit Spülungen nichts erreicht wird, dann muss Gewicht runter. Treibstoff, Ballastwasser und Container. Das ist extrem tricky. Statik des Schiffes muss bedacht werden. Alles ein gigantisches Mannöver. Poller an Bord sind für die Pfahlzugkräfte der Schlepper nicht ausgerichtet. Nur für An- und Ablegemannöver.

Das schlimmste ist der gigantische Zeitdruck. Die Holländer sind die besten Berger weltweit. Aber diesen Riegel wieder gangbar zu machen ist extrem. Smit hat mit der Costa Concordia und der Kursk schon Meisterleistungen abgeliefer. Aber dieses hier ist schon ganz grosses Mannöver. Und bei jeder Aktion wird die Schiffshülle extrem belastet. Da muss jeder Schritt exakt berechnet werden.


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RE: Ever Given

#13 von RJ , 27.03.2021 10:00

Zitat von Fiete Allers im Beitrag #12

Das schlimmste ist der gigantische Zeitdruck. Die Holländer sind die besten Berger weltweit. Aber diesen Riegel wieder gangbar zu machen ist extrem. Smit hat mit der Costa Concordia und der Kursk schon Meisterleistungen abgeliefer. Aber dieses hier ist schon ganz grosses Mannöver. Und bei jeder Aktion wird die Schiffshülle extrem belastet. Da muss jeder Schritt exakt berechnet werden.


Die "Bergung" der Ever Given ist ein Kinderspiel im Vergleich zur Kursk oder Costa. Bei der Ever Given muss lediglich in entsprechendem Umfang gebaggert werden was bei der Materieal auch nicht sehr kompliziert ist sondern es ist lediglich der Zeitfaktor was das drängt sonst nix
Ein etsprechender Bagger ist ja auch schon vor Ort



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zuletzt bearbeitet 27.03.2021 | Top

RE: Ever Given

#14 von Fiete Allers , 27.03.2021 10:47

Kursk und Costa Concotdia waren Bergungen, die extreme Herausforderungen waren. Aber hier geht es darum, das Schiff komplett schwimmfähig und fahrtüchtig zu erhalten bei der Bergung. Es muss ja auch nich aus dem Suezkanal grschleppt werden. Jeder kleinste Fehler bedeutet eine neue Ausgangslage. Gestern mit zwei Bergungsfachleuten in m Bekanntenkreis gesprochen. Die haben deutlich dargestellt, ein bisschen Sand wegbaggern reicht nicht. Riesige Kräfte wirken auf den Schiffskörper ein. Beginnt bei Materialbeanspruchung. Schon ohne Bergungsmassnahmen. Fatal wäre es, wenn beim Abschkepoen es zu einer neuen Havarie kommen würde durch Naterualpberbeansoruchung durch vorherige Bergungsmassnahmen. So die Berger zu mir.
.


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RE: Ever Given

#15 von Thomas V. ( gelöscht ) , 27.03.2021 11:40

Moin!

https://forum-schiff.de/phpBB3/viewtopic...03f50&start=400

Nur mal so am Rande.

Unglückliche Zufälle gibt es immer wieder. Ein Blackout und Windböen = Ever Given. Ist passiert. Aber gleich Panik verbreiten wie die Bildzeitung oder die RTL Gruppe ist .......

Was hat Ein Flugzeug ( Airbus A 380 ) damit zu tun?
Zitat:
Auch hier wurden hunderte von Millionen für die Verstärkung von Landebahnen, neue Terminalrüssel größere Stellplätze und Hallen ausgegeben, und das mal für gerade knapp 250 Flugzeuge weltweit, von denen die ersten schon verschrottet werden.
Zitat Ende

Die Landebahnen wurden nicht verstärkt, sondern die Abrollwege angepasst. Die maximale Radlast ,ist wie bei der Eisenbahn immer gleich.
Anfang der ´70 hatte man schon das gleiche Problem mit der Boeing 747 und Anfang der ´60 mit Boeing 707, Douglas DC 8 und Convair 880.

Sorry, aber das ist nicht das erste Mal und auch nicht das letzte mal, vor einem Jahr oder paar Monaten ist das gleiche weiter nördlich im Suez Kanal passiert, da war das Schiff nur dreihundert Meter lang und 43 Meter breit und es hat kein Hahn danach gekräht.

Schönes Wochenende

Thomas


P.S.

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