Heute mal das Modell eines Schiffes welches - ungewöhnlich für mich - nicht einmal um vier Ecken was mit der Royal Navy zu tun hat: Die marokkanische Fregatte Mohammed V der französischen Floréal Klasse.
Das Vorbild:
Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der sinkenden Gefahr eines „großen“ Krieges erkannte die französische Marine, dass zukünftig mehr Schiffe für Konflikte „geringer Intensität“ sowie zum Schutz der maritimen Wirtschaftszonen benötigt würden. Also Kriegsschiffe mit weit geringerer Bewaffnung und Ausrüstung bisheriger Fregatten und Schnellboote, aber doch mit mehr als Einheiten der klassischen Küstenwache. Mittlerweile sind solche Schiffe in einer Reihe von Marinen als „Offshore Patrol Vessel“ vertreten.
Gerade für die französische Marine waren und sind solche Schiffe wegen der diversen Überseegebiete wichtig, eben zur Konfliktbewältigung, Wahrung nationaler Interessen, Hilfe bei Umweltkatastrophen und, auch nicht zu unterschätzen, schlicht und einfach „Showing the Flag“.
Schon 1990 wurde mit dem Bau der ersten Schiffe der Floréal Klasse begonnen. Da diese Schiffe nicht für den „großen“ Krieg geeignet und vorgesehen waren, sollten sie auch bitteschön nicht so viel Kosten. Die Konstruktion basiert daher weniger auf Kriegsschiff-Standards als auf Handelsschiffs-Standards.
Trotzdem entstand eine ca. 2.600 to große und 94 m lange Fregatte, welche mit vier SEMT Pielstick Dieselmotoren angetrieben eine für die Zwecke ausreichende Geschwindigkeit von 20 kn erreicht. Die Reichweite ist mit ca. 17.000 km dem Auftrag in den Überseegebieten entsprechend sehr groß. Die Bewaffnung besteht im Wesentlichen aus der in den frühen 90ern auf französischen Schiffen noch omnipräsenten 100 mm CADAM Naval Gun, eigentlich viel zu groß für ein solches Schiff. Zwei 20 mm Modéle F2 Kanonen können eingerüstet werden, weiterhin zwei MM38 Exocet Lenkflugkörper.
Wesentlich gerade für Einsätze zur Bewältigung begrenzter Konflikte ist die Möglichkeit, bis zu 24 Infanteristen an Bord unterzubringen. Die dafür bestehenden Räumlichkeiten sowie andere Räume können auch für humanitäre Zwecke verwendet werden.
Vom großen Landedeck können Hubschrauber bis zu einer Größe des AS 332 Super Puma operieren, üblicher Weise ist auf den Schiffen allerdings ein weit kleinerer AS 565 Panther Hubschrauber stationiert, für den auch ein Hangar vorhanden ist.
Zwischen 1992 und 1994 wurden sechs Schiffe der Klasse in Dienst gestellt, alle Schiffe befinden sich weiterhin weltweit im aktiven Einsatz.
Bei der französischen Marine in den 90er Jahren für „Konflikte geringer Intensität“ in Dienst gestellte Schiffsklassen:
Links Fregatte La Fayette (KLA-X 6/710)
Rechts Fregatte Germinal der Floréal Klasse (KLA-X 1a/735)
Zu ähnlichen Zwecken wurden zwischen 1996 und 2001 sechs weitere Fregatten der La Fayette Klasse in Dienst gestellt. Diese waren größer als die Floréal Klasse, und nach militärischem Standard gebaut, wobei ausgeprägte Steath-Eigenschaften das Aussehen der Schiffe bestimmt. Dennoch verfügen auch diese Schiffe nur über begrenzte Ausrüstung und Bewaffnung.
Von dieser Klasse konnten allerdings insgesamt 15 Schiffe in unterschiedlichen Varianten nach Taiwan, Saudi-Arabien und Singapur exportiert werden, jeweils mit weitaus leistungsfähigerer Ausrüstung und Bewaffnung wie ihre französischen Schwestern. Diese Klasse hat ein wesentliches Ziel ihrer Entwicklung also erfüllt.
Von den Schiffen der Floréal Klasse konnten nur zwei Schiffe exportiert werden, welche bei der marokkanischen Marine als Mohammed V und Hassan II operieren. Weitere Versuche Schiffe dieser Klasse zu exportieren, z. B. für die philippinische Marine, waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.
Nach Wiedererlangen der Unabhängigkeit des Königreichs Marokko blieb das Land politisch eher westlich orientiert. Das spiegelt sich auch in der Ausrüstung der Streitkräfte wider, die Marine bestand Ende des 20sten Jahrhunderts im Wesentlichen aus Schiffen und Booten französischer und spanischer Herkunft. Die Aufgaben der Marine waren und sind Schutz der Küsten und Wirtschaftszonen sowie die Verhinderung von Schmuggel und anderer illegaler Handlungen. Dementsprechend bestand und besteht die Marine, im Gegensatz z. B. der des Nachbarstaates Algerien, weniger aus schwer bewaffneten Kampfschiffen als aus Patrouillenbooten, Landungsschiffen und Korvetten.
Schiffsklassen der marokkanischen Marine:
Links Korvette der spanischen Descubierta Klasse (HAI 536), bei der marokkanischen Korvette sind allerdings keine Harpoon-Lenkflugkörper eingebaut
Rechts Landungsschiff der französischen BATRAL Klasse (SI 41)
Im Rahmen dessen wurden in den späten 90er Jahren zwei Fregatten der Floreal Klasse in Frankreich bestellt und 2002 in Dienst gestellt. Die Schiffe unterschieden sich nur wenig von ihren französischen Schwestern: Als Hauptgeschütz ist eine OTO 76 mm Kanone verbaut, zur Feuerleitung dient ein hinter der Brücke installiertes optronisches Najir Feuerleitsystem französischer Herkunft. Als Hauptradar dient ein französisches ARBR 17 System, in einem Radon auf dem Hauptmast verbaut. Zur Navigation sowie zur Kontrolle des Hubschraubers sind zwei Decca Bridgemaster Radare installiert.
Beide Schiffe befinden sich nach wie vor im Dienst der königlich marokkanischen Marine.
Das Modell:
Eigentlich sollte der Umbau ein Quicky werden, eine andere Kanone, die gibt es von SNAFU, ein paar andere Radare. Eigentlich …. . Als Basis habe ich das Modell von HAI gewählt, Peter Krtina hat ja schon lange vor anderen Herstellern unter anderem französische Schiffe gebaut. Das Modell sieht eigentlich ganz gut aus. Eigentlich …. .
Ein Modell war schnell und preiswert in der E-Bucht gefunden, ab in den Farblöser, und dann konnte es losgehen. Der Bau verzögerte sich allerdings doch erheblich, wobei sich auf dem Modell eine Patina gebildet hat. Ich hatte das hier ja vor einigen Monaten schon mal thematisiert. Dann erst mal alles was nicht benötigt wurde abfeilen. Ich wollte das Schiff zum Zeitpunkt der Indienststellung bauen, also noch ohne SatCon Radome.
Das Modell nach Bereinigung. Die matte Patina ist im Gegensatz zu den glänzenden abgeschliffenen Teilen gut zu erkennen
Am Modell war dann aber doch Einiges zu machen. Gerade die beiden markantesten Teile der Aufbauten, Mast und Schornsteine, mussten komplett neu gemacht werden.
Für den Mast hatte ich einige Polystyrolplatte zusammengeklebt und im Schraubstock über Nacht trocknen lassen. Daraus konnten nun die einzelnen Teile herausgefeilt und zusammengesetzt werden. Das Radom vom ARBR 17 ist eine Stecknadel mit großem Kopf, wie sie bei verpackten Hemden verwendet werden. Zum Bridgemaster Radar komme ich gleich.
Die Schornsteine sind im Original mit einem Gitter umgeben. Um dieses nachzubauen hatte ich Fliegengitter von Tesa probiert. Das sah fein genug aus und machte den Eindruck, gut zu verarbeiten zu sein. Tatsächlich ist es schwer zu schneiden, die Fäden lösten sich teilweise bei der Bearbeitung. Ich hatte hier auch vermehrt Sekundenkleber in Gelform verwendet, welches leider die Löcher verstopfte und die Gitterstruktur kaschiert.
Bei genauer Betrachtung erschien mir die Brücke als zu hoch, bis ich feststellte, dass nicht die Brücke zu hoch sondern das Deck dahinter zu niedrig war. Das war zum Glück mit einer 0,5 mm Polystyrolplatte schnell zu beheben. Dasselbe kam beim Deck vor den Aufbauten zum Einsatz, da der Überhang über dem Vorschiff nicht ausgeprägt genug war.
Noch eine Sache störte beim Vergleich mit Vorbildfotos. Ich konnte das Problem erst nicht fassen bis ich bemerkte: Das Schiff liegt einfach zu tief im Wasser. Also wieder eine 0,5 mm Polystyrolplatte unter den Rumpf geklebt und glattgeschliffen. Das gibt 40 cm mehr Freibord. Eine 1 mm Platte wäre sicherlich noch besser gewesen.
Das Modell im Bau vor der Bemalung
Wie gesagt, habe ich bei diesem Modell vermehrt Gelkleber verwendet. Dieses bewährte sich insbesondere bei den feinen Bridgemaster Radaren. Mit solchen Radaren hatte ich bisher immer Probleme. Folgendes hat sich jetzt bewährt: Eine Bohrung setzen und dort ein Stück 0,4 mm Messingdraht einkleben. Das läßt sich mit Gelkleber besser verarbeiten als mit Flüssigkleber. Das Radar selbst besteht aus 0,25 mm Kupferdraht, ebenfalls mit Gelkleber sehr gut zu befestigen.
O.K., das Modell war fast fertig, es musste „nur“ noch bemalt werden. Damit begann das Drama: Die Farbe haftete nicht! Ich habe keine Ahnung, woran das liegen kann. Die Farbe ist wie immer Revell Aqua Color, mit der es noch nie Probleme gegeben hat. Na gut, es war ein neues Döschen, aber auch das war noch nie ein Problem. Das Modell ist von HAI, bisher hatte ich immer Albatros und Rhenania-Junior Modell umgebaut. Anderes Material? Immerhin war da diese Patina. Aber was soll sich da gebildet haben, dass die Farbe nicht haftet? Selbst beim zweiten Anstrich war der erste nicht als Grundierung geeignet.
Und nun? Wie bekommt man eine Farbe auf Wasserbasis wieder von einem Modell, in dem Komponenten aus Zinn, Messing, Kupfer, Polystyrol, Polyethylen und Cyanacrylat verbaut sind? Also doch lieber feines Schmirgelpapier und nochmal von vorn. Nach einigen Versuchen hatte ich wenigstens eine durchgehende Deckung, aber dick, fleckig und wellig. Beim Abschleifen ging viel Material der Platte unter dem Rumpf verloren, sodass am Ende der Wasserpass mit der bekannten Edding-Methode nicht zum gewünschten Ergebnis kam. Unnötig zu erwähnen, dass das Rohr vom Hauptgeschütz beim Schleifen des Rumpfes abgebrochen ist, aber auch hier bewährte sich wieder der Gelkleber. Beim Aufbringen der Decals löste sich die Farbe wieder, da waren mehrere Nacharbeiten notwendig.
Irgendwann habe ich dann genervt aufgegeben. Der Versuch, ebenfalls aus Fliegengitter die Rehling am Hubschrauberdeck zu fertigen, hab ich nach einigen Trockenversuchen erst gar nicht mehr angefangen. Wenigstens die Fenster und Lüftungsöffnungen am Hangar ließen sich gut darstellen, der uni-ball eye micro Stift hat sich mal wieder bewährt. Für die Antennen habe ich diesmal eine Borste von meinem Handfeger verwendet, beim Umbau der Crescent haben sich diese zur Darstellung von Kabeln als zu dick gezeigt. Für die Antennen sind ie Borsten allerdings besser als die bisher verwendeten Messingdrähte.
Wenigstens der Transport nach Leipzig hat geklappt, sogar das Bridgemaster Radar auf dem Achterschiff ist ganz geblieben. Das Modell steht jetzt in der Vitrine neben anderen Modellen von grauen Schiffen aus Afrika. Die Unterschiede zum Ursprungsmodell sind gut zu erkennen, und ich denke, das Aussehen des Vorbildes im Wesentlichen getroffen zu haben. Ist allerdings ein 30 cm Modell. Bitte beim Betrachten wegen der zwar inakzeptablen aber nicht mehr zu korrigierenden Bemalung nicht näher herangehen!
Das Modell neben dem Ursprungsmodell von HAI
Dienstag beginnt der Umbau der nächsten Variante. Soll eigentlich auch ein Quicky werden. Mal sehen ….. .