Varianten

#1 von Karl , 31.01.2020 17:39

Ich habe auf dem Basteltisch und im Farblöser einige graue Modelle stehen, aus welchen ich Varianten bestehender Modelle bauen möchte. Also keine größeren Umbauten, sondern einfache Farb- und Ausrüstungsvarianten, welche für meine Sammlung wichtig sind oder die ich einfach nur interessant finde.

Als erstes die HMCS Algonquin im Bauzustand 1955. Über das Original und das Ursprungsmodell (RJ by PP 100) hatte ich mich Anfang 2017 im HR ausgemehrt, daher hier keine weiteren Informationen. Die Unterschiede: Zu Anfang war der vordere 3‘‘ Zwillingsturm noch offen, und das Schiff trug noch die alte Bemalung mit dunklem Rumpf.

An dieser Stelle vielen Dank von Stephan von MoM, der mir für dieses und weitere Modelle die benötigten Ersatzteile ausgedruckt hat.

Hier erst mal die Algonquin, Zustand 1955 (direkt nach der (Wieder)-Indienststellung) und daneben das Original Modell im Bauzustand 1967 (kurz vor der (endgültigen) Außerdienststellung).


 
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RE: Varianten

#2 von Karl , 26.02.2020 19:58

Nach der 1955er Variante der HMCS Algonquin hier ein weiterer Umbau auf Basis von RJ by PP 100: Das Schwesterschiff HMCS Crescent im Zustand 1959, direkt vom Basteltisch fotografiert, Samstag mache ich noch ein paar Fotos mit den Schwestern.

Die HMCS Crescent war ebenfalls ein kanadischer Type 15 Umbau aus einem britischen War Emergency Destroyer. Anders als bei der HMCS Algonquin, welche aus einem Zerstörer der „V“-Klasse entstand, in Bewaffnung und Ausrüstung absolut nicht mehr dem Stand der Technik entsprechend, war die HMCS Crescent ein Zerstörer der „Cr“-Klasse, mit 4.5 ‘‘ Kanonen und einer Mk. VI HA/LA Feuerleiteinheit die modernste Klasse dieser Serie und durchaus noch zeitgemäß! Das Schiff wurde dennoch in den frühen 50er Jahren zu einer Type 15 U-Jagdfregatte umgebaut, ein Beweis für die konsequente Fokussierung der kanadischen Marine auf ihr Aufgabengebiet.

Die HMCS Crescent unterschied sich kaum von Ihrem als RJ by PP als Modell erschienenen Schwesterschiff, lediglich die Bewaffnung war etwas unterschiedlich: Der 4‘‘ Mk. 19 Zwillingsturm war vor der Brücke angebracht, der 3‘‘ Mk. 33 Turm auf den Aufbauten vor den LIMBO Mörsern. Bei der HMCS Algonquin war es genau andersherum.

So weit, so unspektakulär, das alleine hätte nicht den Umbau gerechtfertigt. Aber: Im Jahre 1959 diente dieses Schiff als Versuchsträger für das SQS-504-VDS Sonar. Dieses VDS Sonar (VDS = Variable depth sonar = Sonar für variable Tiefen) war ein in Kanada entwickeltes Sonar, welches über ein Kabel in größere Wassertiefen abgelassen werden konnte. In tieferen Gewässern entwickeln sich nämlich Wärmeschichten, an denen akustische Signale gespiegelt werden. Uboote können sich deshalb unterhalb von Wärmeschichten verstecken, ohne vom Sonar aufgespürt zu werden. Mit einem VDS können Überwasserschiffe unter die Wärmeschichten horchen und auch dort Uboote entdecken.

Das SQS-504-VDS Sonar wurde bei der kanadischen Marine bei den Destroyer Escorts der St- Laurent und Annapolis Klasse verwendet, weiterhin als Type 199 Sonar bei der britischen und australischen Marine. Zwei Modelle britischer Schiffe als Varianten-Umbauten sind in Planung und ein Modell liegt dafür schon im Farblöser.

Kleine Herausforderung vor dem Umbau: Ich habe keine absolut klaren Bilder des SQS-504 auf der HMCS Crescent. Bei späteren kanadischen und britischen Schiffen wurde dieses Sonar in Absenkungen im Heckbereich eingebaut. Da aber
bei den gefundenen seitlichen und vorderlichen Aufnahmen am Heck das Sonar auf das Achterschiff aufgebaut zu erkennen ist,
bei späteren Aufnahmen der HMCS Crescent keine Schweißspuren am Heck zu erkennen sind, welche auf eine temporäre Absenkung hindeuten, und
ein Foto des Hecks der Schwester HMCS Crusader vorliegt, in dem eine frühere Sonar-Variante ebenfalls auf dem Achterschiff ohne Absenkung eingebaut ist,
gehe ich davon aus, dass meine Umsetzung realistisch ist.

Das Sonar stammt, wie auch der geschlossene 3‘‘ Turm wiederum von MoM. Der Rest sind Kleinteile aus der Bastelkiste. Die Kabel am Hebebaum des Sonars sowie am Sonar selbst stammen von meinem Handfeger (wobei mir die Handfeger-Haare als Kabel mittlerweile zu dick erscheinen und ich die zukünftig genau wie bei meinen 1:87 Basteleien mal als Antennen probieren werde). Die Anordnung der Winschen entspricht der späterer Klassen: Für den Hebebaum seitlich, mittig dahinter die für die Sonarhalterung.

Persönliche Kritikpunkte: Der vordere 4‘‘ Turm ist doch etwas zu weit nach vorne eingebaut. Das steuerbordseitige Rohr des 3‘‘ Turms muss beim nächsten Werftbesuch ausgetauscht werden. Kleines und nicht mehr reparierbares Bauproblem. Vorsicht beim Bau mit Bestandteilen aus Zinn und Resin: Letztere sind erheblich empfindlicher!!



 
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RE: Varianten

#3 von Karl , 29.02.2020 10:15

… und hier nochmal die drei Schwestern, HMCS Algonquin im Bauzustand 1955, mit alter Bemalung und offenem 3‘‘ Turm, HMCS Crescent, Bauzustand 1959 als Versuchsschiff für das SQS-504 Sonar und nochmal HMCS Algonquin im letzten Bauzustand 1967 (Original RJ by PP 100, welches der leider verstorbene Pirat Paul auf mein Bitten hin und mit meiner Unterstützung entworfen hat).


Ich habe mal in meiner Sammlung nachgeschaut: Das SQS-504 VDS Sonar, bzw. das Type 199 Sonar nach britischer und australischer Bezeichnung, taucht in meiner Sammlung britischer Fregatten nur einmal auf: Bei der Leander Class von Mountford. Leider ist das Modell falsch, das Type 199 Sonar wurde nur auf Leanders vom Type 12i, Batch 2 eingebaut, diese hatten keine Kanonen, dafür Exocet. Weiterhin auf zwei Fregatten der Tribal Class, HMS Ashanti und HMS Gurkha. Weitere Modelle kommen demnächst mit der nächsten Lieferung von Destroyer Escorts von Christian.


Das "falsche" Type 199 Modell (MM-N 153) neben dem "Richtigen", immerhin zeigt das Mountford Modell den Einbau des Sonar in der Einbuchtung im Heckbereich bei den späteren Schiffen.


Weitere Kandidaten für einen Type 199-Umbau: Type 12i Batch 2 (ALK 84) und Type 81 (ALK 333), hier in Heckansicht, wo die Sonare eingebaut werden sollen.


Stephan wird mir noch einige Sonare drucken, dann schauen wir mal, ob ich diese Varianten bauen kann. Die HMAS Derwent (australischer Destroyer Escort der River-Klasse auf Basis der britischen Type 12m Rothesay-Klasse) mit Type 199 Sonar bleibt vorerst erst mal ein Traum, oder zumindest sehr weit hinten auf der Liste der geplanten Varianten ….

Und ich hoffe, meine Detailbetrachtungen bestimmter Systeme in Original und Modell nicht zu speziell sind ...


 
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RE: Varianten

#4 von Karl , 06.05.2020 19:40

…. genervt aufgegeben. In zwei Worten zusammengebaut den Bau der nächsten Variante, geprägt von diversen Rückschlägen. Wobei ich hier aber auch mal ein paar neue Sachen ausprobiert habe.

Weiteres dazu am Wochenende, es sei denn, das Modell zerbricht zu guter Letzt noch auf dem Weg nach Leipzig ….


 
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RE: Varianten

#5 von Karl , 09.05.2020 09:45

Heute mal das Modell eines Schiffes welches - ungewöhnlich für mich - nicht einmal um vier Ecken was mit der Royal Navy zu tun hat: Die marokkanische Fregatte Mohammed V der französischen Floréal Klasse.

Das Vorbild:

Mit dem Fall des Eisernen Vorhangs und der sinkenden Gefahr eines „großen“ Krieges erkannte die französische Marine, dass zukünftig mehr Schiffe für Konflikte „geringer Intensität“ sowie zum Schutz der maritimen Wirtschaftszonen benötigt würden. Also Kriegsschiffe mit weit geringerer Bewaffnung und Ausrüstung bisheriger Fregatten und Schnellboote, aber doch mit mehr als Einheiten der klassischen Küstenwache. Mittlerweile sind solche Schiffe in einer Reihe von Marinen als „Offshore Patrol Vessel“ vertreten.

Gerade für die französische Marine waren und sind solche Schiffe wegen der diversen Überseegebiete wichtig, eben zur Konfliktbewältigung, Wahrung nationaler Interessen, Hilfe bei Umweltkatastrophen und, auch nicht zu unterschätzen, schlicht und einfach „Showing the Flag“.

Schon 1990 wurde mit dem Bau der ersten Schiffe der Floréal Klasse begonnen. Da diese Schiffe nicht für den „großen“ Krieg geeignet und vorgesehen waren, sollten sie auch bitteschön nicht so viel Kosten. Die Konstruktion basiert daher weniger auf Kriegsschiff-Standards als auf Handelsschiffs-Standards.

Trotzdem entstand eine ca. 2.600 to große und 94 m lange Fregatte, welche mit vier SEMT Pielstick Dieselmotoren angetrieben eine für die Zwecke ausreichende Geschwindigkeit von 20 kn erreicht. Die Reichweite ist mit ca. 17.000 km dem Auftrag in den Überseegebieten entsprechend sehr groß. Die Bewaffnung besteht im Wesentlichen aus der in den frühen 90ern auf französischen Schiffen noch omnipräsenten 100 mm CADAM Naval Gun, eigentlich viel zu groß für ein solches Schiff. Zwei 20 mm Modéle F2 Kanonen können eingerüstet werden, weiterhin zwei MM38 Exocet Lenkflugkörper.

Wesentlich gerade für Einsätze zur Bewältigung begrenzter Konflikte ist die Möglichkeit, bis zu 24 Infanteristen an Bord unterzubringen. Die dafür bestehenden Räumlichkeiten sowie andere Räume können auch für humanitäre Zwecke verwendet werden.

Vom großen Landedeck können Hubschrauber bis zu einer Größe des AS 332 Super Puma operieren, üblicher Weise ist auf den Schiffen allerdings ein weit kleinerer AS 565 Panther Hubschrauber stationiert, für den auch ein Hangar vorhanden ist.

Zwischen 1992 und 1994 wurden sechs Schiffe der Klasse in Dienst gestellt, alle Schiffe befinden sich weiterhin weltweit im aktiven Einsatz.


Bei der französischen Marine in den 90er Jahren für „Konflikte geringer Intensität“ in Dienst gestellte Schiffsklassen:
Links Fregatte La Fayette (KLA-X 6/710)
Rechts Fregatte Germinal der Floréal Klasse (KLA-X 1a/735)

Zu ähnlichen Zwecken wurden zwischen 1996 und 2001 sechs weitere Fregatten der La Fayette Klasse in Dienst gestellt. Diese waren größer als die Floréal Klasse, und nach militärischem Standard gebaut, wobei ausgeprägte Steath-Eigenschaften das Aussehen der Schiffe bestimmt. Dennoch verfügen auch diese Schiffe nur über begrenzte Ausrüstung und Bewaffnung.

Von dieser Klasse konnten allerdings insgesamt 15 Schiffe in unterschiedlichen Varianten nach Taiwan, Saudi-Arabien und Singapur exportiert werden, jeweils mit weitaus leistungsfähigerer Ausrüstung und Bewaffnung wie ihre französischen Schwestern. Diese Klasse hat ein wesentliches Ziel ihrer Entwicklung also erfüllt.

Von den Schiffen der Floréal Klasse konnten nur zwei Schiffe exportiert werden, welche bei der marokkanischen Marine als Mohammed V und Hassan II operieren. Weitere Versuche Schiffe dieser Klasse zu exportieren, z. B. für die philippinische Marine, waren bisher nicht von Erfolg gekrönt.

Nach Wiedererlangen der Unabhängigkeit des Königreichs Marokko blieb das Land politisch eher westlich orientiert. Das spiegelt sich auch in der Ausrüstung der Streitkräfte wider, die Marine bestand Ende des 20sten Jahrhunderts im Wesentlichen aus Schiffen und Booten französischer und spanischer Herkunft. Die Aufgaben der Marine waren und sind Schutz der Küsten und Wirtschaftszonen sowie die Verhinderung von Schmuggel und anderer illegaler Handlungen. Dementsprechend bestand und besteht die Marine, im Gegensatz z. B. der des Nachbarstaates Algerien, weniger aus schwer bewaffneten Kampfschiffen als aus Patrouillenbooten, Landungsschiffen und Korvetten.


Schiffsklassen der marokkanischen Marine:
Links Korvette der spanischen Descubierta Klasse (HAI 536), bei der marokkanischen Korvette sind allerdings keine Harpoon-Lenkflugkörper eingebaut
Rechts Landungsschiff der französischen BATRAL Klasse (SI 41)

Im Rahmen dessen wurden in den späten 90er Jahren zwei Fregatten der Floreal Klasse in Frankreich bestellt und 2002 in Dienst gestellt. Die Schiffe unterschieden sich nur wenig von ihren französischen Schwestern: Als Hauptgeschütz ist eine OTO 76 mm Kanone verbaut, zur Feuerleitung dient ein hinter der Brücke installiertes optronisches Najir Feuerleitsystem französischer Herkunft. Als Hauptradar dient ein französisches ARBR 17 System, in einem Radon auf dem Hauptmast verbaut. Zur Navigation sowie zur Kontrolle des Hubschraubers sind zwei Decca Bridgemaster Radare installiert.

Beide Schiffe befinden sich nach wie vor im Dienst der königlich marokkanischen Marine.

Das Modell:

Eigentlich sollte der Umbau ein Quicky werden, eine andere Kanone, die gibt es von SNAFU, ein paar andere Radare. Eigentlich …. . Als Basis habe ich das Modell von HAI gewählt, Peter Krtina hat ja schon lange vor anderen Herstellern unter anderem französische Schiffe gebaut. Das Modell sieht eigentlich ganz gut aus. Eigentlich …. .

Ein Modell war schnell und preiswert in der E-Bucht gefunden, ab in den Farblöser, und dann konnte es losgehen. Der Bau verzögerte sich allerdings doch erheblich, wobei sich auf dem Modell eine Patina gebildet hat. Ich hatte das hier ja vor einigen Monaten schon mal thematisiert. Dann erst mal alles was nicht benötigt wurde abfeilen. Ich wollte das Schiff zum Zeitpunkt der Indienststellung bauen, also noch ohne SatCon Radome.



Das Modell nach Bereinigung. Die matte Patina ist im Gegensatz zu den glänzenden abgeschliffenen Teilen gut zu erkennen

Am Modell war dann aber doch Einiges zu machen. Gerade die beiden markantesten Teile der Aufbauten, Mast und Schornsteine, mussten komplett neu gemacht werden.

Für den Mast hatte ich einige Polystyrolplatte zusammengeklebt und im Schraubstock über Nacht trocknen lassen. Daraus konnten nun die einzelnen Teile herausgefeilt und zusammengesetzt werden. Das Radom vom ARBR 17 ist eine Stecknadel mit großem Kopf, wie sie bei verpackten Hemden verwendet werden. Zum Bridgemaster Radar komme ich gleich.

Die Schornsteine sind im Original mit einem Gitter umgeben. Um dieses nachzubauen hatte ich Fliegengitter von Tesa probiert. Das sah fein genug aus und machte den Eindruck, gut zu verarbeiten zu sein. Tatsächlich ist es schwer zu schneiden, die Fäden lösten sich teilweise bei der Bearbeitung. Ich hatte hier auch vermehrt Sekundenkleber in Gelform verwendet, welches leider die Löcher verstopfte und die Gitterstruktur kaschiert.

Bei genauer Betrachtung erschien mir die Brücke als zu hoch, bis ich feststellte, dass nicht die Brücke zu hoch sondern das Deck dahinter zu niedrig war. Das war zum Glück mit einer 0,5 mm Polystyrolplatte schnell zu beheben. Dasselbe kam beim Deck vor den Aufbauten zum Einsatz, da der Überhang über dem Vorschiff nicht ausgeprägt genug war.

Noch eine Sache störte beim Vergleich mit Vorbildfotos. Ich konnte das Problem erst nicht fassen bis ich bemerkte: Das Schiff liegt einfach zu tief im Wasser. Also wieder eine 0,5 mm Polystyrolplatte unter den Rumpf geklebt und glattgeschliffen. Das gibt 40 cm mehr Freibord. Eine 1 mm Platte wäre sicherlich noch besser gewesen.


Das Modell im Bau vor der Bemalung

Wie gesagt, habe ich bei diesem Modell vermehrt Gelkleber verwendet. Dieses bewährte sich insbesondere bei den feinen Bridgemaster Radaren. Mit solchen Radaren hatte ich bisher immer Probleme. Folgendes hat sich jetzt bewährt: Eine Bohrung setzen und dort ein Stück 0,4 mm Messingdraht einkleben. Das läßt sich mit Gelkleber besser verarbeiten als mit Flüssigkleber. Das Radar selbst besteht aus 0,25 mm Kupferdraht, ebenfalls mit Gelkleber sehr gut zu befestigen.

O.K., das Modell war fast fertig, es musste „nur“ noch bemalt werden. Damit begann das Drama: Die Farbe haftete nicht! Ich habe keine Ahnung, woran das liegen kann. Die Farbe ist wie immer Revell Aqua Color, mit der es noch nie Probleme gegeben hat. Na gut, es war ein neues Döschen, aber auch das war noch nie ein Problem. Das Modell ist von HAI, bisher hatte ich immer Albatros und Rhenania-Junior Modell umgebaut. Anderes Material? Immerhin war da diese Patina. Aber was soll sich da gebildet haben, dass die Farbe nicht haftet? Selbst beim zweiten Anstrich war der erste nicht als Grundierung geeignet.

Und nun? Wie bekommt man eine Farbe auf Wasserbasis wieder von einem Modell, in dem Komponenten aus Zinn, Messing, Kupfer, Polystyrol, Polyethylen und Cyanacrylat verbaut sind? Also doch lieber feines Schmirgelpapier und nochmal von vorn. Nach einigen Versuchen hatte ich wenigstens eine durchgehende Deckung, aber dick, fleckig und wellig. Beim Abschleifen ging viel Material der Platte unter dem Rumpf verloren, sodass am Ende der Wasserpass mit der bekannten Edding-Methode nicht zum gewünschten Ergebnis kam. Unnötig zu erwähnen, dass das Rohr vom Hauptgeschütz beim Schleifen des Rumpfes abgebrochen ist, aber auch hier bewährte sich wieder der Gelkleber. Beim Aufbringen der Decals löste sich die Farbe wieder, da waren mehrere Nacharbeiten notwendig.

Irgendwann habe ich dann genervt aufgegeben. Der Versuch, ebenfalls aus Fliegengitter die Rehling am Hubschrauberdeck zu fertigen, hab ich nach einigen Trockenversuchen erst gar nicht mehr angefangen. Wenigstens die Fenster und Lüftungsöffnungen am Hangar ließen sich gut darstellen, der uni-ball eye micro Stift hat sich mal wieder bewährt. Für die Antennen habe ich diesmal eine Borste von meinem Handfeger verwendet, beim Umbau der Crescent haben sich diese zur Darstellung von Kabeln als zu dick gezeigt. Für die Antennen sind ie Borsten allerdings besser als die bisher verwendeten Messingdrähte.

Wenigstens der Transport nach Leipzig hat geklappt, sogar das Bridgemaster Radar auf dem Achterschiff ist ganz geblieben. Das Modell steht jetzt in der Vitrine neben anderen Modellen von grauen Schiffen aus Afrika. Die Unterschiede zum Ursprungsmodell sind gut zu erkennen, und ich denke, das Aussehen des Vorbildes im Wesentlichen getroffen zu haben. Ist allerdings ein 30 cm Modell. Bitte beim Betrachten wegen der zwar inakzeptablen aber nicht mehr zu korrigierenden Bemalung nicht näher herangehen!


Das Modell neben dem Ursprungsmodell von HAI

Dienstag beginnt der Umbau der nächsten Variante. Soll eigentlich auch ein Quicky werden. Mal sehen ….. .


 
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RE: Varianten

#6 von Karl , 04.06.2020 19:10



Die Kortenaer Familie, von links:
HMNLS Kortenaer (ALK 60) im ursprünglichen Aussehen der Kortenaer Klasse
HMNLS Callenburgh (ALK 60a), im Bauzustand 1990, nach Umrüstung auf das Goalkeeper CIWS
HMNLS Jacob van Heemskerck (ALK 64), Flugabwehr- und Führungsschiffvariante der Kortenaer Klasse
Fregatte Emden (ALK 20b) der Klasse F 122, noch vor Umrüstung auf das RAM-System, die deutsche Variante der Kortenaer Klasse
Fregatte Elli (Umbau aus ALK 60), nach Modernisierung, einer der beiden in den frühen 80ern an die griechische Marine gelieferten Schiffe der Kortenaer Klasse, nach Umrüstung im Bauzustand 2009
Superyacht Yas (AL 275), Umbau aus einer an die Marine der Vereinigten Arabischen Emirate gelieferten Fregatte der Kortenaer Klasse

Eine weitere Familie bekommt heute Zuwachs, die der niederländischen Standardfregatten der Kortenaer Klasse mit der griechischen Fregatte Elli. Diesmal hat es wenigsten und drei Ecken etwas mit der Royal Navy zu tun, schließlich sollen Teile der Rumpfkonstruktion auf der des britischen Type 12 basieren.

In den frühen 70er Jahren bestand bei der niederländischen Marine der Bedarf nach neuen Schiffen mit der Hauptaufgabe Ubootjagd in der Nordsee, dem Ärmelkanal sowie im Atlantik. Zusätzlich sollten Fähigkeiten zur Bekämpfung von See- und Luftzielen bestehen, gefragt war also einTyp der sich seit den frühen 60er Jahren immer mehr durchsetzenden Mehrzweckfregatten.

Als weitere Forderung wollte die niederländische Marine der starken Diversifizierung der europäischen NATO-Marinen entgegenwirken, es sollten so weit wie eben möglich in diversen anderen Marinen verwendete Standardkomponenten verwendet werden.

Als Antrieb wurden in der Royal Navy oft verwendete Rolls Royce Tyne und Olympus Gasturbinen verwendet, als Bewaffnung italienische OTO 76 mm Kanonen, amerikanische Harpoon und Sea Sparrow Lenkwaffen, Mk. 32 Torpedorohre und britische Lynx Hubschrauber. Also sämtlich Komponenten, welche sich bei eine Reihe anderer NATO-Marinen im Einsatz oder in Einführung befanden. Lediglich die Radar-Ausstattung war niederländisch, von Signaal, ebenfalls ein Standard-Ausrüster einer Reihe von NATO-Marinen. Interessant ist der Einsatz des kanadischen SQS- 509 Sonars, welches auch bei den kanadischen Destroyer Escorts nach Modernisierung verwendet wurden. Weiteres zu diesem Sonar in eine der nächsten Ausgaben des HR.

Ursprünglich sollten für die niederländische Marine zwölf Schiffe in der U-Jagdvariante und ein Schiff in einer Flugabwehrvariante als Führungsschiff bestellt werden.

In den späten 70er Jahren suchte die griechische Marine allerdings Neubauten, um ihre damals noch weitgehend aus modernisierten WWII Einheiten der US Navy bestanden, zu ersetzen. Zunächst entschied man sich für zwei Schiffe der Kortenaer Klasse, welche direkt aus der Produktion genommen und mit einigen Änderungen bei der Ausrüstung in Griechenland in Dienst gestellt wurden.

Schließlich wurden für die niederländische Marine 10 Fregatten in der U-Jagdvariante zwischen 1978 und 1983 in Dienst gestellt. Bei diesen wurden teilweise die 76 mm OTO Kanonen auf dem Hubschrauberhangar gegen ein niederländisches Goalkeeper CIWS (Nahbereichswaffensystem) mit einer 30 mm Kanone ausgetauscht. Die Schiffe wurden zwischen 1993 und 2003 bei der niederländischen Marine außer Dienst gestellt und an die griechische Marine (acht Schiffe) und die Marine der UAE (Vereinigte Arabische Emirate, zwei Schiffe) verkauft.



Die Kortenaer Klasse bei der niederländischen Marine:
HMNLS Kortenaer (ALK 60) mit einer OTO 76 mm Kanone auf dem Hangar
HMNLS Callenburgh (ALK 60a) mit Goalkeeper CIWS

Die beiden Schiffe der Marine der UAE wurden in den frühen 2010er Jahren zu Luxusjachten umgebaut (Luxusjachten auf Basis noch bei anderen Staaten noch im Dienst befindlicher Fregatten kannte ich bisher nur von der Christina O. Ich denke mal Augen auf bei der Berufswahl, oder)



Superyacht YAS (AL 275)
HMNLS Callenburgh (ALK 60a, aus dessen Schwester die Yacht umgebaut wurde

Von der Flugabwehrvariante wurden zwei Schiffe als Jacob van Heemskerck Klasse 1986 in Dienst gestellt und 2005 an Chile verkauft.



HMNLS Kortenaer (ALK 60), Mehrzweckvariante
HMNLS Jacob van Heemskerck (ALK 64), Flugabwehrvariante

Für die deutsche Bundesmarine wurden unter der Leitung der Bremer Vulkan insgesamt acht Schiffe mit Änderungen in Antrieb und Ausrüstung als F 122 Bremen-Klasse zwischen 1982 und 1990 für die Bundesmarine in Dienst gestellt. Die Schiffe werden seit 2012 außer Dienst gestellt, als letztes Schiff dieser Klasse ist F 214 Lübeck noch im Dienst (und durfte vor Kurzem sogar noch den französischen Flugzeugträger Charles De Gaulle schützen).



Fregatte Emden (ALK 20b) der deutschen Bundesmarine
HMNLS Kortenaer (ALK 60) der niederländischen Marine

Die griechische Marine bestand Anfang der 80er Jahren noch weitgehend aus FRAM-modernisierten Zerstörern der Gearing-, Sumner- und Fletcher- Klassen. 1981 und 1982 kamen die ersten zwei neuen Fregatten, eben die der Elli-Klasse dazu. In den frühen 90er Jahren wurden diese mit vier Zerstörern der Charles F. Adams-Klasse und drei Fregatten der Knox-Klasse verstärkt. Ab 1992 wurden vier Neubauten des deutschen MEKO 200 Typs als Hydra Klasse in Dienst gestellt. Zwischen 1993 und 2003 dann wie oben beschrieben acht weitere Fregatten der Kortenaer Klasse, bei der griechischen Marine wurde bei diesen allerdings das Goalkeeper CIWS gegen ein amerikanischen Phalanx-System ausgetauscht.

Von den nunmehr 10 Fregatten der Kortenaer oder griechisch Elli Klasse bei der griechischen Marine wurden sechs zwischen 2004 und 2009 modernisiert. Das hier vorgestellt Modell zeigt die Fregatte F450 Elli nach Modernisierung, also im Zustand 2009.



Fregatte Elli (Umbau aus ALK60) neben dem Ursprungsmodell HMNLS Kortenaer, der Umbau MICH doch umfangreicherer Radarausstattung


Wie kam ich drauf: Als ich vor Jahren anfing, in 1:1250 zu basteln brauchte ich als erstes Mal Ersatzteile, für das erste Projekt 76 mm OTO und Harpoon. Also in der Ebucht geschaut, in der dann schnell und recht preiswert eine Kortenaer von Albatros vorbeigeschwommen kam. Die 76 mm OTO Kanonen wurden ausgeschlachtet. Dann brachte SNAFU seine Naval Weapon Sets raus, und das Ersatzteil-Thema hatte sich erledigt. Aber die Elli Klasse fand ich mit den beiden Phalanx und der OTO 76 mm auf dem Hangar schon immer Interessant, also rein mit dem Modell in den Farblöser.

Es sollte ein Quicky werden, wurde auch einer, und hat richtig Spaß gemacht. Das Albatros Modell der Kortenaer ist schon klasse! Was war zu tun: Im Bereich der Ausrüstung waren die Sea Sparrow und Harpoon Starter ja noch da, ebenso das WM-25 Radar im Radom auf Hauptmast (wenn auch etwas klein dargestellt, aber ich hatte keine Idee, dieses zu ersetzen) und das LW-08 Suchradar.

Bei den kleineren Radargeräten wurde es interessanter: Bei meinem Modell zum Umbau war weder das STIR 1.8 Feuerleitradar auf der Brücke noch das Bridgemaster Navigationsradar vorne am Hauptmast vorhanden. Bei meiner Kortenaer in der Vitrine zwar nicht das STIR 1.8, wohl aber das Bridgemaster, bei der Kortenaer bei Sammelhafen.de allerdings beide Radare. Egal, ließ sich bauen, ebenso die bei der Modernisierung dazugekommenen SCOUT Nahbereichsradar sowie das optronische MIRADOR-System am Hauptmast. Weiterhin zwei Phalanx neben dem LW-08 und neue OTO 76 mm, eben von SNAFU. Der Eloka-Ausleger hinter dem Hauptmast musste ersetzt werden, dann noch ein paar SatCom-Radome und sonstige Antennen.

Interessant ist auch der Hangar: Die griechische Marine verwendet AB212 Hubschrauber, doch länger als die bei der niederländischen Marine verwendeten Lynx. Der Hangar wurde daher bei den ersten direkt bestellten Schiffen vergrößert, mit einer interessanten einseitigen Abstufung an Steuerbord.



Vergleich der Hubschrauber und der daraus resultierenden Hangargröße:
Eine deutsche Westland Lynx (MM) zu Besuch auf HMNLS Kortenaer
Eine AB 212 (SNAFU) auf Fregatte Elli

Die griechischen Fregatten sind für Schiffe in Mittelmeer mit einem doch eher dunklen Grau gestrichen, zum Glück gab es diesmal fast keine Probleme mit der Bemalung. Die Decals stammen sämtlich von Stefan, nochmal Danke für die schnelle Lieferung der Helipads!

Die nächste Variante steht schon auf dem Basteltisch, diesmal wieder britischer, und Einiges umfangreicher … .


 
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RE: Varianten

#7 von Sewing , 05.06.2020 00:07

Es gab von Albatros und auch von Hansa noch viel mehr Varianten. Um mit Albatros anzufangen: noch vor Indienststellung der Bremen hat Holger Lange ein Modell der Bremen herausgebracht, dass das Schiff wie im Baudock repräsentierte, also mit Verkleidungen um die beiden vorderen Feuerleitradare. Das bei beiden aussah wie Mülltonnen. Dafür hatte das Modell noch einen gegossenen Mast. Nach Indienststellung der Bremen kam dann das Modell mit dem vereinfachten Mast und ohne RAM. 1991 gab es dann das Modell der F122 mit Goalkeeper auf dem Hangardach, da RAM immer noch nicht einsatzbereit war. Kurz danach gab es endlich das Modell mit RAM. Und dann gab es das absolute Highlightmodell: die Emden mit einer tollen Bemastung mit Ätzteilen. Super, super,super!!! Danach kamen noch Modelle mit den 20 mm Rheinmetall- Geschützen, endlich auch mit Kennnummer und zum Schluss auch mit dem ein oder anderen Radom mehr. Das ganze ohne Anspruch auf Vollständigkeit...



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RE: Varianten

#8 von Karl , 05.06.2020 06:01

Danke für die Ergänzung!

Vielleicht kurz zur Präzisierung dieses Beitrages: Es bezieht sich auf die Kortenaer Klasse, und was daraus weltweit geworden ist. Die Bremen Klasse ist als Subklasse nur in einem Kapitel und an einem Beispielmodell erwähnt, eine tiefergehende Betrachtung dessen hätte für meinen Geschmack diese Abhandlung gesprengt.


 
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RE: Varianten

#9 von Karl , 13.06.2021 15:57

INS Talwar (F40), die Geschichte hinter dem Modell:

Die Nacht vom 08. auf den 09. Dezember 1971, Arabisches Meer, südlich von Karachi. Das indische Lenkwaffenschnellboot INS Vinash der sowjetischen OSA I Klasse nähert sich in Begleitung der beiden Fregatten INS Talwar und INS Trishul, beide vom britischen Type 12 (Whitby-Klasse), der pakistanischen Küste und startet ihre vier P-15 Termit (NATO-Bezeichnung SS-N 2 A „Styx“) Lenkwaffen. Wenig später brennen Treibstofftanks in der Nähe von Karachi, zwei Tanker und ein Frachtschiff werden versenkt oder irreparabel beschädigt. Die pakistanische Marine ist, wie damals fast alle Marinen, nicht auf einen Angriff mit Lenkwaffen vorbereitet und kann dem nichts entgegensetzen.

Dieser als „Operation Python“ in die Geschichte eingegangener Angriff ist sicherlich nicht so bekannt wie die drei Nächte vorher durchgeführte „Operation Trident“ mit zwei Lenkwaffenschnellbooten, zeigt aber das Dilemma der indischen Marine zu dieser Zeit: Ihre wirkungsvollsten Waffen, eben die Styx-Lenkwaffen, waren auf kleinen Booten statt auf ihren Fregatten eingebaut.



Bei der Operation „Python“ eingesetzte Typen:
Schnellboot der OSA-Klasse (D 11)
Fregatte der Whitby-Klasse (ALK 339)

In den späten 50er Jahren stellte die indische Marine zwei in Großbritannien gebaute Fregatten vom Type 12 oder Whitby-Klasse in Dienst. Indien war damit der einzige Exportkunde für Neubauten des den ursprünglichen Type 12. Mit zwei LIMBO Mörser im Wesentlichen zur U-Bootjagd gebaut, verfügte diese Klasse mit einem 114 mm Mk. VI Zwillingsturm sowie einem Mk. 6M Feuerleitsystem mit einem Type 275 Radar über erhebliche Fähigkeiten zur Bekämpfung von Luft- und Bodenzielen.

Diese Schiffe begannen Anfang der 70er Jahre allerdings technisch zu veralten, mit dem Zulauf neuer Einheiten war ein Umbau möglich: Der Mk. VI-Turm wurde ausbaut und stattdessen vor der Brücke drei P-20 Lenkwaffen (Weiterentwicklung der P-15, NATO-Bezeichnung SS-N-2 B „Styx“) eingebaut. Folgerichtig entfiel auch das Mk. 6M Feuerleitsystem, stattdessen wurde an der Stelle ein sowjetisches MR-331 Rangout Feuerleitsystem für die Styx-Lenkwaffen) verbaut. Zusätzlich zu dem bestehenden 40 mm Zwillingsturm vor den LIMBO wurden zusätzlich zwei 40 mm Kanonen in Einzellafetten hinter den Beiboote eingebaut.





Fregatte INS Talwar im Bauzustand 1975 nach Umbau neben dem Basismodell von Albatros

Nach dieser Kampfwertsteigerung waren INS Talwar und INS Trishul die ersten Fregatten in der indischen Marine mit Lenkwaffen. Weiterhin war es der weltweit erste Einbau sowjetischer Lenkwaffen auf einer Fregatte westlicher Bauart. Beiden Schiffen blieb es zum Glück erspart, ihre neuen Fähigkeiten im ernsten Einsatz beweisen zu müssen.

Der Kombination sowjetischer Waffensysteme auf Type 12 Fregatten blieb die indische Marine treu: Mitte der 70er Jahre wurden in Indien sechs Fregatten vom weiterentwickelten Type12i (Leander-Klasse) als Nilgiri-Klasse gebaut. Zur Nahbereichsabwehr wurden sowjetische AK-630 Kanonen verwendet. Zwei Schiffe davon wurden später zur Taragiri-Klasse umgebaut.



Indische Type 12 Fregatten bzw. daraus im Lande entstandenen Weiterentwicklungen:
INS Talwar (Umbau aus ALK 339), ursprünglicher Type 12
INS Taragiri (MoM), Variante vom Type 12i
INS Godavari (ATS 010), indische Weiterentwicklung vom Type 12i
Modelle von Schiffen der Nilgiri-Klasse (Variante vom Type 12i) und der Brahmaputra-Klasse (nochmalige Weiterentwicklung der Godavari-Klasse und damit das jüngste und letzte Mitglied der Type 12 Familie) sind in unserem Maßstab leider nie in vorzeigbarer Qualität erschienen.

Auf Basis der Nilgiri-Klasse entwickelte die indische Marine weitere Fregatten-Klassen: Zunächst zwei Fregatten der Godavari-Klasse, unter anderem wieder mit SS-N-2 B Lenkwaffen ausgerüstet, später noch drei der Brahmaputra-Klasse. 50 Jahre nach Indienststellung der ersten Type 12 fertiggestellt, waren diese Schiffe dann der Endpunkt der langen Geschichte dieses erfolgreichen britischen Fregattentyps, an der die indische Marine vom ersten Design bis zur letzten Weiterentwicklung beteiligt war!

Das Modell:


Die Ausgangsmodelle vor dem Umbau

Wieder nur ein Kleinumbau, der sich allerdings allein schon aufgrund der interessanten dahinterstehenden Geschichte gelohnt hat. Als Basis diente die Fregatte Whitby von Albatros (ALK 339), die Lenkwaffen und das neue Radar wurden aus einem OSA I von Shapeways / Smooth Fine Detail Plastic herausgefeilt. Noch einige Änderungen an den Aufbauten und einige Teile aus der Bastelkiste. Die 40 mm Kanonen stammen jeweils von Clydeside, die Decals (wie meistens) von Stefan. Nicht wundern über die recht dunkle Bemalung: Es liegen mir zwar keine Farbfotos von indischen Fregatten aus der Zeit vor, die SW-Fotos lassen aber den Schluss zu, dass diese damals weit dunkler bemalt waren als in der heutigen Zeit.


 
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RE: Varianten

#10 von Karl , 08.10.2022 12:52

…. ist das lange her, dass ich mal wieder einen Umbau fertig bekommen habe. War eben kein guter Zeitpunkt, in einem Impfstoffwerk zu arbeiten.

Bleiben wir nach dem letzten Modell noch einmal in Indien, bleiben wir noch etwas bei den Type 12 Fregatten. Hier allerdings nicht wie bei der vorher umgebauten INS Talwar beim ursprünglichen Type 12, sondern bei der Weiterentwicklung Type 12i, Batch 3, Broad Beam. Mehr zur Familiengeschichte zu diesem Fregattentyp in meinem Beitrag unter „Sammlungen“ vom November letzten Jahres.

Von diesem Sub-Typ wurden 10 Schiffe für die Royal Navy gebaut, fünf davon in den frühen 80er Jahren mit dem Sea Wolf Flugabwehrsystem modernisiert. Eine der Fregatten, HMS Andromeda (F57), hat mit dieser Ausrüstung am Falklandkrieg teilgenommen. Das Sea Wolf System und dem damit verbundenen Type 968 Zielzuweisungsradar stellten das modernste in diesem Konflikt eingesetzte Flugabwehrsystem dar. HMS Andromeda diente daher als Wachschiff für den Flugzeugträger HMS Invincible und war nicht unmittelbar an den Kämpfen beteiligt.

1993 außer Dienst gestellt, begann schon 1995 ein zweites Leben in der indischen Marine.

Mitte der 60er Jahre begann in Indien der Aufbau eigener Fähigkeiten zum Bau von Kriegsschiffen. Dieses erfolgt zunächst mit britischer Unterstützung, und die erste in Indien gebaute Fregattenklasse, die Nilgiri-Klasse, waren ebenfalls Type 12, Batch 3, Broad Beam. Mehr zu dem Thema demnächst im Hamburger Rundbrief.

HMS Andromeda wurde nach der Außerdienststellung in Davonport zum Schulschiff umgebaut und als INS Krishna (F46) als solches bis 2012 bei der indischen Marine eingesetzt.

Zum Umbau selbst: Erst mal Danke!! an Jochen für das Modell, die Nachbauten von Albatros sind immer noch nicht erschienen. Selten hat eine Kastration so viel Spaß gemacht. Kastration insofern, als dass alle wesentlichen Systeme entfernt werden mussten: Die Exocet Lenkwaffen, der Sea Wolf Starter und das Type 910 Feuerleitradar sowie die Torpedorohre. Macht aber nichts, denn am Ende steht kein Kastrat sondern eine Schulfregatte, welche weiterhin stolz mit einer F-Kennung fuhr!

Von der ursprünglichen Ausrüstung blieb nur das oben erwähnte Type 968 Radar sowie ein Type 1006 Navigationsradar. Die Bewaffnung bestand aus einem Bofors 40 mm Zwilling sowie zwei Oerlikon 20 mm Kanonen. Das Modell zeigt die Fregatte im Zustand der Indienststellung in der indischen Marine 1995.

Zum Umbau selber: Das Albatros Modell (ALK 84b) wurde wie üblich zunächst in einer Mischung von Abbeizer/Pinselreiniger, dann nur in Pinselreiniger ablackiert. Die oben beschriebenen Systeme wurden entfernt (könnten für einen weiteren Umbau interessant werden!). Die 40 mm Bofors stammen von Clydeside. Das Beiboot steuerbord wurde entfernt und die Aufbauten dem Original angepasst. Dann ein erster Versuch zum Eigenbau von Rettungsinseln, wirken vielleicht noch etwas crude, aber für den ersten Versuch ….. ? Dazu ein SatCom auf dem Hangar.



Farben wie üblich Revell Aqua Color, ich habe hier erstmalig Seidenmatt ausprobiert, ich habe hier gerade den direkten Vergleich mit einer anderen Fregatte im Umbau, noch wie bisher üblich in Matt lackiert. Vielleicht wechsele ich komplett zu Seidenmatt. Sieht im Original gut aus, mal sehen wie es auf den Fotos wirkt. Wer hat sonst Erfahrung damit?

Decals wie immer von Stefan, insbesondere das Universal-Helideck-Set hat sich hier wieder mal bewährt!

Wie gesagt, die nächste Fregatte (auch Type 12) ist schon bei der Bemalung, ich hatte die Krishna wegen dem Bericht im HR vorgezogen. Es geht wieder weiter mit dem Basteln und macht wieder Spaß!

Viele Grüße

Karl


 
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RE: Varianten

#11 von Karl , 12.10.2022 18:24

…. so, und jetzt hat die INS Krishna nach viel Gewriggel auch ihren Hubschrauber: Eine HAL Chetak, ein indischer Lizenzbau der französischen Aérospatiale Alouette III. Dieser Typ wurde und wird noch in Indien viel in allen drei Teilstreitkräften eingesetzt.

Detail am Rande: Dieser Hubschrauber hat ein Dreibeinfahrwerk (ein Rad vorne in der Mitte), die ursprünglich für die Type 12 Fregatten vorgesehene Westland Wasp hingegen ein Vierradfahrwerk (zwei Räder links und rechts vorne). Dieses Detail führte bei der Konstruktion der ersten indischen Type 12 Batch 3 Fregatte, der INS Nilgiri, in der Tat zu Kopfzerbrechen. Mehr dazu wie gesagt in Kürze im HR.



Der Heli ist aus dem sehr schön vielseitigen (aber leider nicht mehr erhältlichen) Heli-Set von SNAFU, die Decals von Michael (steht zumindest auf dem schon etwas älteren Bogen).


 
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#12 von Karl , 04.12.2022 05:45

Bleiben wir beim Type 12i, Batch 3 Broad Beam, ich wechsele nur das Land in Richtung Neuseeland.

Wie man an meiner im November 2021 hier gezeigten Type 12 Familiengeschichte sieht, hatte Neuseeland eine ziemlich spannende Geschichte bei den Type 12 Fregatten, mit einer geliehenen Whitby Klasse (original Type 12), zwei als Neubauten gekauften Rothesay Klassen (Type 12m, im Gegensatz zu Ihren britischen Schwestern nie wesentlich modernisiert), je einer als Neubau und einer gebraucht gekauften Fregatte der Leander-Klasse im Urzustand (Type 12i Batch 1, die Gebrauchte nach Umbau mit IKARA) und je einer gebraucht und einer neu gekauften Fregatte der verbreiterten Leander Klasse (Type 12i Batch 3, Broad Beam). Die letzten Schiffe wurden Mitte der 2000er Jahre mit Indienststellung der ANZAC-Fregatten (MEKO 200 Design) außer Dienst gestellt.


Die HMNZS Canterbury und ihre Nachfolgerin: ANZAC (Typ Meko 200 ANZ, AS 54), Neuseeland hat 1995 und 1997 zwei Fregatten dieses Typs in Dienst gestellt

Genau die letzte außer Dienst gestellte, als Neubau in Großbritannien gekaufte Type 12i Fregatte war die HMNZS Canterbury (F421). Sie gehörte zusammen mit den zwei für Chile gebauten Fregatten der Condell Klasse mit zu den letzten in Großbritannien gebauten Schiffen dieser Familie. Genau wie bei diesen waren auch bei der HMNZS Canterbury von Anfang an kein LIMBO Mörser verbaut, stattdessen ein amerikanischer Mk. 33 Drillings-Torpedosatz. Hintergrund war ein 1968 zwischen den USA und Neuseeland geschlossener Vertrag zur Lieferung amerikanischer Waffensysteme an Neuseeland. Die restliche Bewaffnung und Sensortechnik entsprach hingegen bei Indienststellung im Wesentlichen dem britischen Original.


In Großbritannien gebaute Type 12i, Batch 3, später kam noch die indische Nilgiri-Klasse dazu, weiteres dazu demnächst im HR:
Britische Fregatte HMS Achilles (ALK 84c) im Bauzustand der Indienststellung
Britische Fregatte HMS Andromeda (ALK 84b) nach Modernisierung mit dem Sea Wolf System
Chilenische Fregatte Almirante Condell im Bauzustand der Indienststellung, Eigenumbau aus ALK 84c, eine modernisierte Version ist von MoM verfügbar
Neuseeländische Fregatte HMNZ Canterbury, nach Umbau, Eigenumbau aus ALK 84c

Das Schiff wurde diverse Male modernisiert, so häufig, dass ich hier selbst (noch) nicht so ganz durchfinde. Aber egal, mich interessiert hier die Version Mitte der 90er Jahre, mittlerweile eine wüste Mischung aus britischen und amerikanischen Ausrüstungen, von der ich allerdings konkrete Literatur- und Fotobeweise habe. Als Hauptgeschütz war wie üblich zwei 4,5`` Kanonen in einem Mk. 6 Zwillingsturm. Die Feuerleitung erfolgte allerdings mit einem amerikanischen RCA TR-76 Feuerleitradar auf der Brücke. Mir war vorher nicht bekannt, dass RCA auch Feuerleitradare gebaut hat, ich habe auch sonst nur recht wenig über dieses System gefunden. Rein optisch und von den Leistungsdaten erinnert es allerdings stark an die niederländischen M44 / M45 Systeme von HSA (Hollandse Signaalapparaten, heute Thales Nederland), was auf einen Lizenzbau hindeutet.

Die Radare auf dem Vormast waren noch dieselben (britischen) wie bei Indienststellung: Ein Type 993 als Mittelstreckensuch- und Zielzuweisungsradar von Plessey, sowie ein Type 1006 Navigationsradar von Kelvin Hughes. Zusätzlich war allerdings zum Zeitpunkt des Modellzustandes am Vormast ein Radom angebracht, es sieht aus wie ein SatCom. Auf dem Hauptmast hingegen war das britische Type 965 Langstreckensuchradar gegen ein niederländisches LW-08 von HSA getauscht.

Die größten Umbauten betreffen jedoch den Hangar: Wie auch die australische hatte auch die neuseeländische Marine die Kaman SH-2 Seaprite mittlerweile als Standardhubschrauber für Ihre Fregatten ausgewählt. Dieser Hubschrauber ist natürlich erheblich viel größer als die bisher eingeschiffte Westland Wasp, und auch etwas höher aus die sonst auf anderen umgebauten Type 12i Fregatten eingesetzte Westland Lynx. Der Hangar musste daher vergrößert und insbesondere erhöht werden. Mal ehrlich: Ich habe mich beim Umbau strickt an Vorbildfotos gehalten, aber wie da eine Seasprite reinpassen soll ist mir irgendwie schleierhaft, rückwärts ginge es eventuell. Außerdem wurde das mittlerweile endgültig obsolete Seacat-System mit dem Type 262 Radar gegen ein amerikanisches Phalanx-System ersetzt.


HMNZS Canterbury im Bauzustand 1996 als Umbau aus ALK 84c, daneben das Ursprungsmodell HMS Achilles

Als Basis für den Umbau dient wieder einmal die HMS Achilles von Albatros (ALK 84c), wie im Original eine Type12i Batch 3 Broad Beam Fregatte. Diverse Teile waren zu entfernen, in der Tat sahen die neuseeländischen Schiffe irgendwie „aufgeräumter“ aus wie ihre britischen Schwestern. Beim Rest hatte ich Glück: Ich hatte noch eine Defektlieferung der Taragiri von MoM, und damit ein M45 Feuerleitradar für auf die Brücke (wie gesagt für meine Begriffe dem tatsächlich eingebautem RCA TR-76 Radar sehr ähnlich bis gleich), das LW-08 Suchradar für auf dem Hauptmast und zwei Mk. 32 Torpedosätze verfügbar. Das Phalanx sowie der Hubschrauber stammen jeweils von SNAFU. Der Heli übrigens vorbildgerecht ein SH-2F Seasprite, gebraucht aus den USA gekauft. Die SH-2G Super Seasprite kamen erst später mit Einführung der ANZAC Fregatten zur neuseeländischen Marine. Die Decals wie üblich von Ihr wisst schon wem.


Zwei unmittelbare Schwestern, die Bauzustände im gleichen Zeitraum, aber was für Unterschiede: HMNZS Canterbury und INS Krishna

Noch eine Randnotiz: Ich hatte im oberen Beitrag ja beschrieben, dass die INS Krishna wegen der höheren Dringlichkeit die HMNZS Canterbury überholt hatte. Es standen nun also zwei Schwestern, Type 12i, Batch 3 Broad Beam nebeneinander auf dem Basteltisch, und beide im gleichen Bauzustand Mitte der 90er Jahre. Aber was ein Unterschied! Allein schon die indische Schulfregatte mit dem moderneren Zielzuweisungsradar als die Kampffregatte, auch sonst vollkommen anders umgebaut.

Also, die Type 12 Familie ist und bleibt der spannendste Teil in meiner Sammlung. Ich versuche, diese soweit möglich in meiner Sammlung abzubilden. Durch normal erhältliche Modelle, Modelle die auf meinem Wunsch und/oder mit meiner Zuarbeit gebaut werden, oder eben durch Eigenumbauten.

Viel Spaß damit, ein paar Type 12 stehen noch auf der Umbauliste, und Nachschub wird ja durch die angekündigte Wiederauflage dieser Fregatten durch Albatros nicht mehr das Problem sein!


 
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RE: Varianten

#13 von Nordstern , 04.12.2022 11:38

Hallo Karl
Ich bin zwar ein Bunter , habe als Erinnerung aber auch zwei graue Typ 12 in meiner Vitrine stehen . Als besonderes Schmankerl eine von Sea Vee . In meiner Zeit im Schiffs Modellbau 1: 100 wollte ich auch mal ein Modell davon bauen . Daneben galt meine Begeisterung der Bundesmarine Fregatte Typ 120 . Beide Fregatten begeisterten durch ihre besondere Form . Finde es sehr interessant wie Du dieses Typ 12 Thema aufarbeitest . Wie viel Einheiten des Typ 12 hast Du denn schon in Deiner Vitrine stehen ? .
Wünsche Dir weiterhin viel Freude dabei . Es grüßt der bunte Nordstern


 
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RE: Varianten

#14 von Karl , 05.12.2022 02:49

Moin Gerd,

jetzt musste ich selbst erst zählen. Ich lasse die ganzen alten (Hansa, Wiking, Moundfort etc.) mal raus. Dann komme ich auf sieben Engländer, einen Holländer, einen Indonesier, drei Inder, zwei Chilenen, zwei Australier und einen Neuseeländer. Drei weitere Inder kommen kurzfristig von CD1250, ein Südafrikaner steht auf dem Basteltisch (dauert aber noch).

Ziel ist es wirklich, die Ende 2021 in Excel erzählte Familiengeschichte zumindest teilweise anhand von Modellen erzählen zu können.

Viele Grüße

Karl


 
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RE: Varianten

#15 von Karl , 26.02.2023 05:45

Gehen wir nun nach drei Type 12 Varianten mal eine ganze Generation weiter, zum Type 22. Der Type 22 war als Nachfolger des Type 12i vorgesehen und der einzige „Überlebende“ des 1966 Defence White Paper. Mehr dazu in meinem Beitrag zum Umbau zur pakistanischen Type 21 Fregatte PNS Shah Jahan hier im Forum.

Wie auch der Type 12i wurde auch der Type 22 in verschiedenen Batches (Chargen) gebaut. Mit allen aktuellen Neuerungen ausgestattet waren diese Fregatten, trotz ähnlicher Ausrichtung (Mehrzweckfregatten mit dem Fokus auf U-Bootjagd) etwas vollkommen anderes. Die Größe stieg auf ca. 4.500 tons Standard, im Gegenzug zu ca. 2.500 tons bei den Type 12i. Sie waren auch ca. 20 m länger und fast 2 m breiter. Bei Antrieb wurden statt Dampfturbinen nun Gasturbinen verwendet, insgesamt vier, zwei für die Marschfahrt und zwei für hohe Geschwindigkeiten in einer COGOG-Ausführung (Combined Gas or Gas, es werden wahlweise die Turbinen für Marschfahrt oder hohe Geschwindigkeiten eingesetzt. Durch diese Auslegung werden komplizierte Getriebe vermieden).

Auch die Ausrüstung war jeweils eine Generation moderner: Es wurden nun Drillings-Torpedostarter gegen U-Boote verwendet, statt dem mittlerweile obsoleten LIMBO-Mörser. Statt einen Westland Wasp Hubschrauber konnten zwei weitaus modernere und leistungsfähigere Westland Lynx Hubschrauber mitgeführt werden. Als Sonar kam das moderne Type 2016 zum Einsatz.


Vergleich Type 22, Batch 1 (HMS Broadsword, ALK 80) mit einem Westland Lynx Hubschrauber (MM) / Type 12i (HMS Achilles, ALK 84a, hier in der Batch 3 Variante da das angekündigte Typschiff HMS Leander, Batch 1 bei Albatros noch nicht erschienen ist) mit einem Westland Wasp Hubschrauber (SV)

Noch deutlicher zeigte sich die Weiterentwicklung bei der Bewaffnung gegen Boden- und Flugziele: Beim Type 12i war dafür ein 11,4 mm Mk. 6 Zwillingsturm verbaut, bei den Type 22 setzte man auf Lenkwaffen: Vier MM28 Exocet gegen Bodenziele und das hochmoderne Sea Wolf Lenkwaffensystem mit einem Type 967 Such- und einem Type 910 Folgeradar gegen Luftziele. Gerade letztere haben im Falklandkrieg, an der zwei Type 22 Fregatten teilgenommen haben, einen immensen Beitrag zum Schutz der britischen Flotte geleistet! Auf ein Hauptgeschütz wurde verzichtet, wofür auch, man hatte ja Lenkwaffen, so die damalige Denke! Lediglich zwei 40 mm und zwei 20 mm Kanonen waren verbaut.

Vom Batch 1, Broadsword Klasse, wurde zwischen 1979 und 1982 vier Schiffe in Dienst genommen, wegen der Größe der zur Verfügung stehenden Reparaturdocks und sicherlich wie bei den Type 42 Zerstörern auch politisch motiviert noch in der Größe eingeschränkt. Sie wurden zwischen 1995 und 1996 nach Brasilien verkauft. Seit 2017 langsam ausgemustert steht dort aktuell noch ein Schiff im Dienst.

Als nächstes folgten zunächst vier Fregatten vom Batch 2, Boxer Klasse, zwischen 1982 und 1987 in Dienst gestellt. Als wesentliche Änderung verfügten diese zusätzlich über ein Type 2031 VDS Sonar zur passiven Ortung im Niederfrequenzbereich. Weiteres zu diesem Sonar bei einem der nächsten Type 12 Umbauten. Diese Schiffe waren 15 m länger und damit auch 300 tons größer. Und mittlerweile sehr teuer! 1988 folgten zwei weitere Schiffe zum Ersatz der beiden vor den Falklands versenkten Zerstörern. Eben wegen der hohen Kosten wurden die sechs Schiffe schon zwischen 2001 und 2005 außer Dienst gestellt, zwei als Ziele versenkt, eines abgewrackt, drei verkauft: Zwei nach Rumänien, eines nach Chile. Und um eine der rumänischen Fregatten, der F221 Regele Ferdinand, dreht es sich hier.


Type 22 Batch 2 (HMS London, ALK 80a) mit einem Westland Lynx Hubschrauber (MM) und Batch 3 (HMS Cumberland, ALK 80b) mit einem AW101 Merlin Hubschrauber

Zwischen 1988 und 1990 wurden noch vier Schiffe vom Batch 3, Cornwall Klasse, in Dienst gestellt. Auf den Erfahrungen des Falkland Krieges konstruiert, gab es hier erhebliche Änderungen: Es gab wieder ein Hauptgeschütz, ein 11,4 cm Mk. 8 Kanone. Zusätzlich zu den Sea Wolf, selbst schon zur Abwehr von Flugkörpern konzipiert, wurde ein niederländisches 30 mm Goalkeeper CIWS (Close In Weapon System, Nahbereichsabwehrsystem) verbaut. Die MM38 Flugkörper wurden gegen acht kleinere und modernere Harpoon Lenkwaffen amerikanischen Ursprungs getauscht. Zudem wurden modernere Varianten des Gefechtsführungssystems sowie der Stromversorgung eingebaut. Diese Schiffe waren die bestbewaffneten Schiffe der Royal Navy, mittlerweile in der Größe eines leichten Kreuzers früherer Tage. Und noch teurer. Sie wurden daher schon 2011 außer Dienst genommen und verschrottet.

Soweit zur Geschichte. Bei diesem Modell dreht es sich um die rumänische Fregatte Regele Ferdinand. Mit Eintritt Rumäniens in die NATO im Jahre 2004 mussten die rumänischen Streitkräfte natürlich eine Interoperabilität mit den NATO-Standard herstellen. In erster Linie durch Umrüsten bisheriger Schiffe, aber auch durch die Beschaffung westlicher Systeme. Bei der Marine durch Kauf zweier Type 22 Batch 2 Fregatten im Jahre 2004, HMS London wurde zur Fregatte Regina Maria, HMS Coventry zur Fregatte Regele Ferdinand, Flaggschiff der rumänischen Marine.

Wie zu lesen gab es dabei finanzielle Differenzen, die hier aber nicht weiter betrachtet werden sollen. Vor der Übergabe wurden die Schiffe abgerüstet, das Sea Wolf System inkl. dem Type 910 Radar und die MM38 Exocet Lenkwaffen gingen von Bord. Stattdessen wurde ein Oto Melara 76/62 Super Rapid Geschütz im Bugbereich eingebaut.

Die Schiffe sollten eigentlich mit israelischen Barak Flugabwehr- und Gabriel Anti-Schiffsflugkörpern ausgerüstet werden. Israel und Rumänien unterhalten traditionell gute Beziehungen und diverse Systeme aller drei rumänischen Teilstreitkräfte wurden schon mit israelischer Unterstützung modernisiert. Aus Kostengründen erfolgte das bisher nicht. Vor einigen Jahre war zu lesen, dass im Rahmen der Beschaffung französischer Korvetten der Godwind Klasse auch eine Modernisierung der rumänischen Type 22 mit französischen Systemen erfolgen sollte. Aber auch davon habe ich nichts wieder gehört.
Die Schiffe sind mit einer Kanone, sechs Torpedorohren und einem Hubschrauber sicherlich nicht zum Einsatz in einem „großen Krieg“ geeignet. Aber: Die rumänische Marine suchte Schiffe, mit denen sie problemlos in NATO-Verbänden operieren kann. Und die haben sie!

Das Modell ist ein Umbau der HMS London von Albatros (ALK 80a). Als viertes Schiff der Klasse schon mit einem vergrößerten Hangar ausgestattet (ab dem vierten Schiff des Batch 2 waren die Hangars vergrößert, um auch die neuen Merlin Hubschrauber aufnehmen zu können), den brauchen wir hier, da auf dem Original ein IAR-330 Puma Naval Hubschrauber eingesetzt ist.

Das Modell zeigt den Bauzustand 2017 bei der Operation Sea Guardian der NATO zur Verhinderung von Konflikten und Terrorismus im Mittelmeer, von der eine sehr schöne Fotodokumentation im Internet verfügbar ist. Daran orientieren sich auch einige Details:

Die OTO 76 mm Kanone ist noch heller grau, die Farbe wurde nach der Einrüstung offensichtlich nicht angepasst. Vor der Brücke und auf dem Hangar sind drei Kleingeschütze, keine Ahnung was es genau sind, ich vermute mal Oerlikon 20mm, wie die sonst bei der rumänischen Armee gängigen 14,5 oder 23 mm Kanonen sehen sie auf jeden Fall nicht aus. Auf dem Oberdeck ist eine rumänische Flagge aufgemalt.



Rumänische Fregatte Regele Ferdinand (Umbau aus ALK 80a) neben dem Ursprungsmodell
Ansonsten noch weitere Veränderungen nach Fotoauswertung, Details habe ich leider nicht gefunden: Satcom-Radome wie auf den Fotos. Auf der Brücke ein optronisches Feuerleitgerät, könnte ein französisches Najir-System sein. Auch auf der Brücke sowie auf dem Hangar Navigationsradare, könnten vom Aussehen her Decca Bridgemaster sein. Und wie üblich noch ein paar andere Antennen unbekannter Herkunft und Einsatzzweck.

Auf dem Flugdeck eine IAR-330 Puma Naval, ein rumänischer Lizenzbau der Aérospatiale SA 330 Puma. Natürlich Rumänien war in den 70er Jahren noch festes Mitglied im Warschauer Pakt und dem COMECON, trotzdem wurden intensive Industriekontakte zu westlichen Ländern unterhalten. Viele erinnern sich sicher noch an rumänische Nachbauten von Renault PKW oder die Roman-LKW, Lizenzbauten von MAN LKWs.

So entstanden auch Kontakte zu Herstellern von Hubschraubern und seit 1975 wurden französische Puma-Hubschrauber in Rumänien in Lizenz gebaut, zum Einsatz im Land und auch zum Export. Nach Ende des kalten Krieges wurden diese mit Hilfe der israelischen Firma Elbit Systems modernisiert, von den Modernisierungen wurden drei Hubschrauber auch für die rumänische Marine gebaut. Für ihre drei großen Schiffe, der Marasesti und eben den zwei Type 22 Fregatten.

An dem Modell musste einiges geändert werden, die rumänische Puma Naval verfügen gegenüber dem Standard-Pumas über Schwimmkörper an den Fahrwerksverkleidungen und am Bug sowie optische und Radarsensoren.


IAR-330 Puma Naval Hubschrauber, Umbau eines SNAFU Hubschraubers an Bord der Fregatte Regele Ferdinand. Die Sache mit dem fünfblättrigen Heckrotor beim Original habe ich gesehen, den habe ich aber leider nicht in unserem Maßstab.

Also: Modell Albatros, Rüstteile und Hubschrauber SNAFU, viel Messingdraht und Polystyrolplatten. Ich habe zum ersten Mal gesprüht. Revell Spray Color 34374 als Hauptfarbe, für Feinarbeiten passt Aqua Color 36374 problemlos dazu. Ist seidenmatt, ich habe zum Abschluss nochmal klar matt verwendet.

Hier noch einen großen Dank an Stefan und seine Decals: Über meine sehr guten Erinnerungen an Rumänien hatte ich hier ja schon mal was geschrieben (und von einem Modell der Marasesti träume ich immer noch), hier habe ich zumindest ein Modell einer rumänischen Fregatte mit einem rumänischen Hubschrauber mit rumänischen Kokarden. Und dem Anker auf weißem Grund.

So, viel Spaß mit diesem Umbau, als nächster steht wieder ein Type 12 auf dem Basteltisch ….

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