K.K. Radkanonenboot I-VI

#1 von Merlin , 02.06.2018 14:56

An die Spezialisten der Österreichischen Kriegsmarine:
zur Ausstattung des im Entstehen befindlichen Modells eines K.K. Lagunen Radkanonenboot I-VI im Maßstab 1:72
benötige ich Hilfe:


Wer hat Abbildungen von
- einer Patentwinsch (zum Heben des Ankers),
- eines Ankers mit eisernem Stock (450 Pf. schwer)
- eines Wurfankers (200 Pf.)

Kann jemand Auskunft über die Farbe des Unterwasserschiffes machen? Gab es hierfür eine Vorschrift (Zeitspanne 1860 bis 1866)?
Der Boden der Kanonenboote war mit "Minium" angestrichen, was ist das?

Laßt mich bitte nicht im Ungewissen sitzen, daher danke im Voraus!



 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#2 von RG , 02.06.2018 15:30

Minium = Menninge (sagt google ganz schnell)



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#3 von Claudius , 02.06.2018 18:15

Vielleicht hilft eine Kontaktaufnahme mit dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien ( contact@hgm.at ), die haben auch Material und Modelle zur KuK Marine.


 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#4 von Christian , 03.06.2018 00:36

Zu Österreichern habe ich als Quelle nur den Aichelburg, der sagt zum Anstrich (ab S. 21 unten):

italienische Anordnung von 1833 (Königreich Lombardo-Venetien) galt natürlich nicht mehr, es gab aber auch keine neue, außer der ersten deutschsprachigen Anweisung von 1850 (seeehr dürftig):
innere Wände, Decksbalken und Planken weiß
stehendes Tackelwerk, Anker, Rüstleine/Rüstketten mit "Theer" schwarz (Steinkohleteer)
alles andere wurde vermutlich wie zuvor beibehalten (seit 1833, italienische Anweisung):
außen schwarz mit weißem Streifen (bei kleinen Schiffen spätestens 1863 aufgelassen)
innen über Deck weiß oder hellgrau (aschfarben), Finknetze und Persenninge schwarz
Kanonenrohre schwarz, Rapperte und Schlitten nußfarben
Untermasten weiß, übrige Takelage schwarz
Blechgegenstände aschfarben
Boote innen weiß, außen schwarz, Kommandantenboot beliebig nach Neigung des Kommandanten

erst 1863 genauere Instruktionen (gültig mit nur unwesentlichen Änderungen bis 1902):
Schiffskörper außen schwarz (manche Schiffe mit weißen Batteriestreifen (was hier wohl nicht zutrifft!)
Radkästen, Aufbauten über Rehling und Finknetze weiß
Lebendes Werk bis 1889 in keiner Vorschrift erwähnt, hölzerne Schiffe üblicherweise mit Kupferhaut
feste Kamine gelb, teleskopartige schwarz
Untermasten gefirnist, Stengen und Spieren geölt
Marsen, Salinge, Eselshäupter, Untermasten, Blöcke, Rahen, Gaffeln hellbraun
Stengen und Spieren mit Leinöl eingelassen
Boote außen schwarz und innen weiß (Barkasse und Jolle innen grün!), Kommandantengigg beliebig nach Vorliebe des Kommandanten

ab 1871 zusätzlich:
Dampfbarkassen außen schwarz, innen grün, eiserne außen mit rotem(!) Miniumboden
Kutter und Jollboote unter der Wasserlinie innen weiß, sonst schwarz

Dazu gibt es ein Foto (Nr. 158), dass alle 6 zeigt, dadurch freilich etwas klein; Anstrich wie auf deinem Bild, allerdings die kleinen Fenster im weißen Aufbau oberhalb des Radkastens bei manchen oval, bei manchen eckig und bei manchen nicht zu erkennen; die "Fensterrahmen" der Bulleyes bei manchen weiß wie auf deinem Bild, bei manchen aber schwarz (und wieder: bei manchen nicht zu erkennen); Oberseite der weißen Aufbauten "dunkel" (nicht genauer zu sagen, scheint die gleiche Farbe wie am Rumpf zu sein); der kleine Schlot auf den Aufbauten (auf deinem Bild zu sehen, ein Mann stützt sich drauf) ist nicht bei allen zu sehen (vielleicht abnehmbar?); auf meinem Bild nur bei einem Boot klar zu erkennen ist ein kleines, weißes Deckshaus mit dunklem Dach, wie ein Treppenabgang unters Deck, vorne auf Höhe des Ansatzes der Radkästen, Tür nach hinten zum Schornstein hin, nach vorne gebogenes Dach; ebenfalls nur auf einem zu sehen (vielleicht auch abnehmbar?) sind zwei Belüfter auf dem Vorschiff: 2 identische nebeneinander vor dem Schornstein, nach vorne geöffnet, etwa mannshoch. Ach ja, und bei einem Boot (bei weiteren ist es nicht zu erkennen) ist die Rehling auch weiß (grau?) gestrichen, bei mindestens einem anderen hingegen schwarz. Bei 4 der 6 Boote erkennt man klar den "Wasserpass", heller als die schwarzen Rümpfe (rot? jedenfalls nicht weiß, sooo hell auch wieder nicht).

Mehr habe ich nicht, sorry.
Ach doch, eines noch, ist aber schwer zu erkennen: Bei einem Boot im Hintergrund sieht es irgendwie so aus, als ob der weiße Teil der Radkästen größer wäre als bei den anderen (das ist auch das mit der hellen Rehling). Als ob ca. die obere Hälfte des schwarzen Radkastens (auf deinem Bild) hier auch weiß gestrichen gewesen wäre. Ist aber vielleicht auch nur eine optische Täuschung? Übrigens kann ich auf deinem Foto keine Rehling erkennen. Auf meinem Bild ist sie bei fast allen klar zu sehen und so hoch wie der weiße Radkasten und geht komplett ums Schiff. Einfaches Geländer mit 6 Pfosten hinter dem Radkasten und 8 oder 9 davor. Dazu kommt ein etwas windiger aussehendes Gestell, das vielleicht nur aus Seilen für Wäsche oder Sonnensegel bestand und deutlich höher hinauf ging, auch komplett ums Boot, bei mehreren zu erkennen.

Ich weiß schon, dass so eine Beschreibung blöd ist, aber ich schätze, dass ich ein Bild aus einem Buch nicht einfach so hier reinstellen darf, oder?
Weitere Abbildungen soll es geben in:
Dampfschiffe S. 56-57,
Massimiliano, S. 68
Baumgartner/Sieche: Kriegsmarine im Bild 1, S. 54
Marine - Gestern Heute 1976, S. 40
Genauer sind die Angaben leider nicht, sorry.



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#5 von Merlin , 03.06.2018 10:14

Vorab recht herzlichen Dank für eure sehr hilfreichen Antworten. Ja manchmal liegen die Antworten in greifbarer Nähe, auf die Idee, "Minium" zu googlen hätte ich auch kommen können.
Betreff des Hinweises von Christian, daß die Radkästen unterschiedlich groß Weiß bemalt sind, sei soviel gesagt, daß auf der angegebenen Abbildung nicht alle Boote zur Klasse "Radkanonenboot I-VI"
gehören. Die "I-V Ier" sind an dem nur flach aus dem Wasser ragenden Heck erkennbar, es sind also nur drei Boote in der Seitenansicht und eines (links vorne) in Bugansicht dargestellt.
Trotzdem nochmals Danke für die Beiträge, vielleicht gibt es ja noch allgemein weiteres zu den "Lagunen Radkanonenbooten".

Betreff Kontaktaufnahme mit dem Heeresgeschichtlichen Museum Wien: da ich in Deutschland arbeite, komme ich nur selten nach Wien um meinem Hobby nachgehen zu können. Ich habe in anderen Zusammenhang bereits einmal Kontakt aufgenommen undwurde auf einen allgemeinen Suchdienst verwiesen, der einen Plan für mich recherchieren könnte - vermutlich wegen Auslastung der Mitarbeiter. Vor einigen Jahrzehnten war das noch etwas anders.
Aber vielleicht hat noch jemand eine "heißen Draht" zum Heeresgeschichtlichen.



 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#6 von Christian , 03.06.2018 13:09

Bin kein Fachmann für die Österreicher und kann mich nur auf die Literatur beziehen. In der Beschreibung für das Bild im Aichelburg steht ausdrücklich: "(158) Rad-Kanonenboote No. I bis VI. mit AUSLUGGER, 1860-1866", und rein optisch würde ich die 6 genannten Fahrzeuge auch der selben Klasse zuordnen. Das 7. Schiff im Bild, die genannte "AUSLUGGER", unterscheidet sich deutlich und befindet sich Mitte Rechts, von den Rad-Kanonenbooten ist eines (ganz links) fast genau von vorne zu sehen, die anderen 5 fast genau von querab, wobei eines (oben rechts) mit dem Bug nach links zeigt, alle anderen nach rechts. AUSLUGGER ist durch die 2 Masten (Form) und den Bugspriet klar erkennbar. Links vorne ist kein Schiff in der Bugansicht zu sehen (außer, eines unserer Bilder ist gespiegelt?). Vielleicht reden wir von verschiedenen Bildern? Mit Aichelburg meine ich "Register der k.(u.)k. Kriegsschiffe", Wien/Granz 2002. Dieses hier: https://www.amazon.de/Register-k-u-Krieg...a/dp/3708300521



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#7 von Merlin , 03.06.2018 13:58

Hallo Christian,
hier das Foto das ich gemeint habe. Die kk Lagunen Flottille auf Reede vor Venedig. Mit roten Pfeilen habe ich das für die Radkanonenboote I-VI typische Heck markiert. Dieses war notwendig, um dem 48 Pfünder Heckgeschütz ein freies Schußfeld ohne Gefahr von Schäden am Bootskörper zu geben.

Den "Aichelburg" habe ich leider noch nicht. Vielleicht kannst du mir das dortige Foto über private Nachricht zukommen lassen.
Grüße



 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#8 von Christian , 03.06.2018 22:43

Das ist das gleiche Foto wie in meinem Buch. Dort steht ausdrücklich dabei, dass alle 6 Boote abgebildet wären. Kann natürlich ein Fehler sein.

Ich versteh ja nicht viel von den Dampfschiffen, aber kann es sein, dass diese Heckform nur im Gefechtszustand so aussah? Also so wie bei den Galeeren, wo man einen Mast mit Segel hatte, den im Gefecht aber umlegte? Bis auf das Boot Mitte Rechts, das wie gesagt "Auslugger" genannt wurde, sollen alle abgebildeten Fahrzeuge die Rad-Kanonenboote I-VI sein, und abgesehen vom Heck scheinen sie auch alle sehr ähnlich zu sein. Nicht ganz gleich, zugegeben... aber Detailunterschiede innerhalb einer Klasse waren ja keine Seltenheit. Ist denn sicher, dass alle 6 identisch waren?



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#9 von Merlin , 04.06.2018 04:53

Die Radkanonenboote I-VI wurden alle auf der selben Werft Ruston in Wien / Floridsdorf gebaut. Erfahrungen mit "Hochseeschifffahrt" sind nicht bekannt, die Nähe zur Binnenschifffahrt wahrscheinlich (geringes Freibord wie bei Monitoren).
Der durchgehende Rumpf hatte diese Heckstufe, das Deck in diesem Bereich war Metall beblankt. Als Detail: der Mast war kippbar.
Neben den Radkanonenbooten I-VI hatte die Lagunen Flotille weitere Boote.



 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#10 von Puch500 , 04.06.2018 10:29

Hallo,
Die Radkanonenboote hatten ein abgesetztes Heck um den 48pfd ein freies Schußfeld zu ermöglichen.
Der Dampfer im Voerdergrund dürfte der Raddampfer Gorzkowski sein, der im Hintergrund rechts Alnoch.
Zur Nachlese Marineverband Wien K.u.k. Kanonenboote 1848-1918
LG
Fritz



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#11 von Claudius , 04.06.2018 11:24

...und welche Bezeichnung trug das im allerersten Foto abgebildete Kanonenboot ? Ist das die VI ?


 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#12 von Merlin , 04.06.2018 11:53

Bin gerade auf den Weg in dem Urlaub, beantworte die Fragen nach meiner Rückkehr in 10 Tagen.
Grüße Merlin



 
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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#13 von Puch500 , 04.06.2018 13:57

Hallo,
anbei mit einem Bild von dem vorgenannten Buch (Erlaubnis vom Autor habe ich eingeholt.)
Es zeigt das Radkanonenboot I mit dem erwähnten tieferliegenden Heck.

Einen schönen Urlaub wünsche ich.
LG
Fritz



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#14 von Christian , 05.06.2018 18:11

Aus diesem Buch?

Zitat von Puch500 im Beitrag #10

Zur Nachlese Marineverband Wien K.u.k. Kanonenboote 1848-1918



Dazu finde ich über Google nichts.



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RE: K.K. Radkanonenboot I-VI

#15 von Merlin , 15.06.2018 16:44

Neues vom Radkanonenboot:

Hallo, bei dem Boot im Beitrag vom 02.06.2018 handelt es sich um das Radkanonenboot VI. Für die Sammelaufnahme kann ich die Identivizierung dahingehend bestätigen:
im Vordergrund Bildmitte der Raddampfer Alnoch, rechts dahinter das Schraubenkanonenboot Ausluger (mit Bugspriet)

- Schraubenkanonenboot Ausluger: erbaut 1859/60 in Venedig (Bewaffnung 2-12Pf.), Lagunenflottille bis 1866, 1868 gestrichen. 1870 Umbau zum Kohlenleichter K 171
- Raddampfer Alnoch: erbaut 1849-54 in Venedig (Bewaffnung 2-40Pf.), Flotte, Stationsschiff, 1888 verkauft.
(Angaben von Karl Gogg, Österreichs Kriegsmarine 1848-1918)

"Marineverband Wien K.u.k. Kanonenboote 1848-1918" - Zitat von Puch500 sagt mir leider auch nichts.

Grüße Merlin



 
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