Dieser Bericht beschreibt den pakistanischen Zerstörer PNS Shah Jahan, im Original ein Umbau aus der britischen Fregatte HMS Active, im Modell aus dem Albatros Modell ALK 86.
Nach umfangreichen Modernisierungen in den 50er Jahren setzte die britische Royal Navy britische Interessen weltweit durch. Gestützt auf Marinebasen rund um die Welt, wie Singapur, Hongkong oder Malta erfolgten Einsätze in Gebieten ehemals britischer Kolonien, darunter in Malaysia, Kuwait oder Tansania.
Die Flotte bestand unter anderem aus vier Winkeldeckträgern, zwei weitere Flugzeugträger wurden zu Hubschrauberträger für amphibische Einsätze umgebaut. Die erste Generation Lenkwaffenzerstörer wurde eingeführt, statt der bisher spezialisierten Kampfschiffe wurden erste Mehrzweckfregatten in Dienst gestellt.
Abb. 1:Schiffe der Royal Navy Mitte der 60er Jahre:
HMS Victorious (MM 401P), ein Komplettumbau der Illustrious-Klasse
HMS Bulwark (TT-R 1019a), Hubschrauberträger der Centaur-Klasse
HMS Kent, County-Klasse (ALK 85a), mit Seaslug-Lenkwaffensystem
HMS Leander, Type 12i (MM-N 153) Mehrzweckfregatte
Weitere umfangreiche Neubauten waren in Planung: Zwei Flugzeugträger (CVA-01) mit modernen Kampfflugzeugen wie Phantom II und Buccaneer, neue Zerstörer mit der zweiten Generation Flugabwehrlenkwaffen (Typ 82, Bristol-Klasse mit Seadart-Lenkwaffen), und eine neue Generation von Fregatten insbesondere zur U-Bootabwehr (Type 22, Broadsword-Klasse).
Abb. 2: Wie es hätte weitergehen sollen:
CVA-01 (MM-N 198) Flugzeugträgerprojekt
HMS Bristol, Type 82 (ES GB1), Seadard Lenkwaffensystem
HMS Broardsword, Type 22 (ALK 80), U-Abwehrfregatte
In der Parlamentswahl 1964 siegte die Labour Partei unter dem Premierminister Harold Wilson. Schnell wurde klar, dass die Royal Navy in der gegenwärtigen Form nicht mehr finanzierbar war, insbesondere unter der dringenden Notwendigkeit anderer politischer Ziele, wie dem Aufbau eines modernen Sozialsystems.
Mit dem 1966 Defence White Paper wurden drastische Änderungen in der britischen Verteidigungspolitik festgeschrieben, diese betrafen auch (oder insbesondere) die Royal Navy: Nicht mehr die weltweite Präsenz, sondern die Konzentration auf Aufgaben der NATO, insbesondere die Sicherung der Seewege nach Großbritannien, stand nun im Fokus.
Als Folge wurden alle Stützpunkte östlich des Suezkanals aufgegeben. Die Aufträge der Flugzeugträger wurden storniert, stattdessen sollten neue hubschraubertragende Kreuzer gebaut werden. Daraus entstand später die Invincible-Klasse, durch die Entwicklung von Senkrechtstartern erhielten diese Schiffe später doch einige Kampfflugzeuge (wenn auch weitaus geringerer Leistungsfähigkeit). Von den ursprünglich geplanten vier Zerstörern der Bristol-Klasse wurde nur das Typschiff gebaut.
Durch den Wegfall der Flugzeugträger drohte eine Fähigkeitslücke im Bereich der Flugabwehr, es wurden also neue, wenn auch weitaus billigere, Zerstörer benötigt. Daraus entstand später der Type 42 (Sheffield-Klasse), mit teilweise unsinnigen politisch motivierten Beschränkungen.
Lediglich die Type 22 Fregatten sollten weiter in Dienst gestellt werden, wenn auch in weitaus geringerer Stückzahl als ursprünglich geplant. Für Einsätze geringerer Gefährdung sollten stattdessen einige preiswerte Patrouillenfregatten geplant und in Dienst gestellt werden.
Abb. 3: So ging es weiter:
HMS Ark Royal (ALK 72a), Flugzeugträger der Invincible-Klasse
HMS Glasgow Type 42 (ALK 83), Zerstörer der Sheffield-Klasse mit Seadard Lenkwaffen
HMS Broardsword Type 22 (ALK 80), U-Abwehrfregatte
HMS Ardent Type 21 (ALK 86b), Lenkwaffenfregatte
Für die Planer des Ministry of Defence's Ship (MoD) Department bedeutete das zeitgleich die Weiterentwicklung der Type 22 Fregatten, die komplette Neuentwicklung der Type 42 Zerstörer und die Entwicklung der Patrouillenfregatten. Das Arbeitsaufkommen war nicht mehr zu stemmen, es wurde daher entschieden, bei den Patrouillenfregatten auf ein kommerzielles Design zurückzugreifen, den Zuschlag erhielt Vosper Thornycroft.
Vosper Thornycroft (VT) entstand 1966 aus dem Zusammenschluss von Vosper & Company in Portsmouth sowie John I. Thornycroft & Company in Southhampton, beides renommierte Werfen. Seit Beginn der 60er Jahre stellten diese zunächst einfache Korvetten, später immer komplexer werdende Fregatten für den Export her. Zunächst Mk. 1 für Libyen und Ghana sowie Mk. 3 für Nigeria, einfache und mit optisch gesteuerten Kanonen ausgerüstete Korvetten von 500 ts, dann Mk. 5 für den Iran, Mehrzweckfregatten von 1100 ts, mit modernen radargesteuerten Kanonen und Lenkwaffen für Boden und Flugziele. Schließlich Mk. 7 für Libyen, ebenfalls eine moderne Mehrzweckfregatte von 1350 ts. Dieses Design was die Basis zur Entwicklung der britischen Patrouillenfregatten, später als Type 21 oder Amazon-Klasse bekannt.
Abb. 4: Entwicklungen von Vosper Thornycroft:
VT Mk. 1: Libysche Korvette Tobruk (Ta 10127)
Type 21 Britische Fregatte HMS Active (ALK 86)
VT Mk. 10 Brasilianische Fregatte Niteroi (LOL-N 10)
Weitere Modelle von Schiffen dieser hochinteressanten Reihe sind leider nicht erschienen
Für den Export gebaut, bestachen diese Schiffe durch niedrige Beschaffungs- und Unterhaltungskosten. Komponenten aus diversen Ländern wurden nach Kundenwunsch verbaut. Trotzdem (oder gerade darum) ging VT innovative Wege: Ab Mk. 5 wurden Gasturbinen zum Antrieb verwendet, um Personal zu sparen wurden computergesteuerte Gefechtsführungssysteme eingebaut. Mit diesen Vorteilen erlangte VT zwischenzeitlich die Marktführerschaft auf diesem Segment bei westlich orientierten Staaten, insbesondere der sogenannten 3. Welt.
Nach den Fregatten vom Type 21 wurden noch zwei moderne Korvetten vom Typ Mk. 9 für Nigeria und, als vergrößerte Variante vom Type 21, sechs Fregatten in zwei Versionen vom Typ Mk. 10 für Brasilien gebaut, bevor Blohm und Voss mit dem innovativen MEKO-Konzept VT fast völlig vom Markt verdrängte. Insbesondere stellte Australien (und auch Neuseeland), statt der eigentlich vielversprechenden Type 21, Fregatten vom Typ MEKO 200 in Dienst.
Abb. 5: Konkurrenten in Australien:
Type 21 HMS Active (ALK 86)
MEKO 200 HMAS Anzac (AS 54)
In den 80er Jahren wurden noch einige Schnellboote für Ägypten, Kenia, Oman und Qatar gebaut (Ramadan, Provivce und Barzan-Klasse), auch einige hochmoderne Korvetten für Oman (Qahir und Khareef-Klasse, eine Weiterentwicklung ist für den zukünftigen Type 31 der Royal Navy im Gespräch). Weitere Schiffe, sowohl private als auch Schiffe für die Royal Navy wurde auf den Werften gebaut. Dennoch war VT an sich nicht mehr lebensfähig. 2008 erfolgte die Verschmelzung mit BAE Systems, 2010 der Verkauf an Babcock. Heute ist die VT Group eine in den USA ansässige Firma in privater Hand und verkauft militärische und zivile Systemlösungen.
Die Fregatten vom Type 21 wurden in Kooperation von VT, Yarrow und dem MoD entwickelt. Zwischen 1974 und 1978 wurden acht Schiffe für die Royal Navy in diesen gestellt. Ursprünglich waren nur drei Schiffe geplant, Verzögerungen bei den Type 22 und 42 Schiffen sowie die zunehmende Überalterung anderer Einheiten vergrößerten den Auftrag. Mit einer Standardverdrängung von 2750 ts kosteten diese Schiffe nur ca. 70 % einer Fregatte vom Type 12i (Leander). Zudem wurde nur eine Besatzung von ca. 180 Mann (im Gegensatz zu 260 auf einer Leander) benötigt. Als erste Schiffe der Royal Navy erfolgte der Antrieb ausschließlich über Gasturbinen: Zwei Rolls-Royce Tyne für die Marschfahrt, zwei Rolls-Royce Olympus für hohe Geschwindigkeiten. Bei relativ niedrigem Brennstoffverbrauch und geringem Personaleinsatz wurden damit Geschwindigkeiten bis 33 kn erreicht.
Ein Großteil der Aufbauten besteht aus Aluminium, was eine erhebliche Reduktion des Gewichts bewirkt. Inwieweit dieses jedoch sowohl zur Versenkung zweier Schiffe vor den Falklands als auch der späteren strukturellen Probleme geführt hat, ist wohl weiterhin in Diskussion.
Die ursprüngliche Planung sah in der Tat eine Patrouillenfregatte vor: Neben einer einfachen aber zeitgemäßen Sonarausstattung (Type 184M und 162M) bestand die Ausrüstung aus einer 11.4 cm Kanone in der modernen Vickers Mk. 8 Version mit einem Type 912 Feuerleitradar. Dieses ist interessanter Weise keine britische Entwicklung sondern basiert auf dem italienischen Selenia Orion-10X. Zudem ein Seacat Starter auf dem Hubschrauberhangar, ebenfalls mit einem Type 912 Radar sowie zwei 20 mm Oerlikon Kanonen zur Nahverteidigung. Zusätzlich zu den Feuerleitradaren waren Marconi 323 CCTV Camera Systeme zur optischen Feuerleitung installiert. Die sonstige Radarausstattung bestand im Wesentlichen aus einem Type 992Q Oberflächen- und Luftraumsuchradar mittlerer Reichweiter und einem Type 978 Navigationsradar. Als Hubschrauber wurde zunächst ein Westland Wasp, später ein Westland Lynx mitgeführt. Zur passiven Verteidigung wurden zwei Knebworth Corvus Werfen für Chaff (Düppel zur Abwehr von Radarortung) eingebaut. Zur Gefechtsführung wurde ein „Computer Assisted Action Information System (CAAIS)“, ein computergesteuertes System verwendet, ebenfalls eine Innovation für eine Fregatte der Royal Navy.
Abb. 6:
Unterschiedliche Ausrüstungen der Type 21 Fregatten:
HMS Ardent (ALK 86b) nach Nachrüstung auf Exocet MM38
HMS Antelope (ALK 86a) vor Umrüstung auf Exocet
Bei dem sinkenden Schiffsbestand der Royal Navy nicht anders zu erwarten, wurden die Schiffe schon bald als unterbewaffnet kritisiert und nachgerüstet, bzw. bei den letzten Einheiten gleich modifiziert ausgeliefert: Vor der Brücke wurden vier MM38 Exocet Seeziel-Lenkflugkörper installiert, seitlich dem Hubschraubenhangar zwei Drillingssätze 32,4 mm Torpedorohre zu U-Bootabwehr.
Entgegen der ursprünglichen Planung wurden die Schiffe nun als vollwertige Kampfschiffe eingesetzt. Sieben Schiffe waren an der Rückeroberung der Falkland Inseln beteiligt, zwei wurden dabei versenkt. Da eine Nachrüstung der Schiffe mit dem modernen Seawolf-System aus Gewichtsgründen nicht möglich war, sollten die Schiffe ihrem ursprünglichen Auftrag nach nur noch in Bereichen geringer Gefährdung verwendet werden. In der Tat erfolgte der Einsatz mangels anderer verfügbarer Einheiten überall, auch im persischen Golf.
Mitte der 80er Jahre wurden bei Wartungsarbeiten strukturelle Mängel festgestellt, mittschiffs zweigten sich im Rumpf teilweise erhebliche Risse. Zur Abhilfe wurden sowohl im Schiff als auch außen Verstärkungen aus Stahl angebracht.
Im Rahmen der allgemeinen Flottenverkleinerung wurde die sechs verbleibenden Schiffe nach Pakistan verkauft wovon fünf davon dort als Zerstörer der Tariq-Klasse heute noch im Dienst stehen.
Bei der pakistanischen Marine erfolgten zwei Arten von Modifikationen bei jeweils drei Schiffen, nach Ausbau der Seacat und der Exocet-Systeme:
Zum einen als Flugabwehrfregatte: Hierbei wurde ein chinesisches LY-60N „Hunting Eagle“ Lenkwaffenflugabwehrsystem in einem Sechsfachstarter vor der Brücke eingebaut. Die Lenkwaffen können dabei Flugziele bis zu einer Entfernung von ca. 60 km bekämpfen. Die Steuerung erfolgt halbaktiv, das bedeutet, dass das Schiff das Ziel anstrahlt und die reflektierten Strahlen von der Lenkwaffe empfangen werden. Meinen Recherchen nach erfolgt die Zielbeleuchtung weiterhin über das Type 912 Radar, welches allerdings nur eine Reichweite von 37 km hat. Weiterhin wurden auf diesen Schiffen dass Type 992Q Radar gegen ein niederländisches DA-08 Such- und Zielzuweisungsradar ausgetauscht.
Zum anderen als Mehrzweckfregatte zur Bekämpfung von Über- und Unterwasserzielen: Bei diesen Schiffen wurden zwei Vierfachstarter des amerikanischen Harpoon-Lenkwaffensystems sowie ein Phalanx Nahbereichsabwehrsystem eingebaut, welche vorher bei im pakistanischen Dienst gestandenen Fregatten der US Navy eingebaut waren.
Auf allen Schiffen wurden die vorhandenen Torpedos durch Bofors Underwater Systems Tp45 Torpedos mit dem ungewöhnlichen Kaliber 400 mm ersetzt. Zur Abwehr von Lenkwaffen wurde ein Deutsches TKWA/MASS (Multi Ammunition Softkill System) installiert. Weitere Modernisierungen betreffen den Einbau eines CelsiusTech 9LV Mk3 C3 (Command, Control, Communication) Systems sowie weitere Modernisierungen an den internen und externen Kommunikationseinrichtungen. Die mit den Schiffen gelieferten Westland Lynx Hubschrauber sind mittlerweile außer Dienst gestellt und durch Harbin Z-9 Hubschrauber chinesischer Herstellung ersetzt.
Das umgebaute Modell zeigt die F186 PNS Shah Jahan, mit Harpoon und Phalanx, etwa im Bauzustand 2015.
Abb. 7 und 8: PNS Shah Jahan nach Umbau aus ALK 86 im Vergleich zum Basismodell. Gut zu erkennen die seitlichen Verstärkungen. Auf dem Hubschrauberdeck eine umgemalte Harbin Z-9 (mm-C02)
Der Umbau betraf diesmal weniger die Aufbauten an sich, sondern mehr die Ausrüstung. Die MM38 Exocet Starter hatte ich sofort entfernt, diese wurden für den Umbau der chilenischen Fregatte Condell benötigt. Allerdings waren doch größere Teile der Ausrüstung zu entfernen, meine Probleme mit den dabei zugesetzten Feien hatte ich hier schon thematisiert. Der Seacat Starter fehlte beim bei Ebay erstandenen Modell, ärgerlich, den hätte ich für einen anderen Umbau gebraucht.
Dies betraf insbesondere die Bereiche auf dem Hubschrauberhangar sowie vor dem Schornstein, welche mittlerweile im Original doch ganz anders aussehen. Auf dem Hangar wurde ein Phalanx von aus einen Naval Weapon Set von SNAFU installiert, hinter dem Schornstein ein Satcom Radom. Auf neueren Bildern dieses Schiffes wird eine zweite Satcom Einrichtung auf einem Kleincontainer vor dem Phalanx gezeigt, diese habe ich ebenfalls dargestellt. Im Bereich vor dem Schornstein und hinter dem Mast wurden wie im Vorbild weitere Antennen (aus 0,3 mm Messingdraht) eingebaut. Die 20 und 30 mm Kanonen scheinen auf den pakistanischen Schiffen an unterschiedlichen Stellen eingebaut zu sein, beim Modell habe ich mich (außer den beiden neben dem Mast) für einmal auf dem Helideck und einmal hinter dem Mast entschieden. Die Torpedosätze habe ich aus 0,5 mm Messingdraht gefertigt.
Ebenfalls aus Messingdraht bestehen das neue Type 992 Radar auf dem Mast, sowie ein Ausleger dahinter, dessen Sinn sich mir bisher nicht so ganz erschlossen hat. Die Harpoon Starter vor der Brücke stammen wieder aus dem Naval Weapon Set von SNAFU. Das TKWA-System habe ich leider auf keinem Vorbildfoto gefunden und wurde daher nicht nachgestellt.
Wie beschrieben, musste bei den Schiffen seitliche Verstärkungen, auch außen am Rumpf eingebaut werden, diese bestehen auf 0,5 mm Polystyroplatten.
Mit der Bemalung bin ich nicht so ganz glücklich: Zum einen hat das Modell viele überstehende Decks, was die Bemalung erschwert (Thema Abkleben hatte ich hier ja auch schon mal thematisiert), zudem bin ich der Meinung, hier zu dunkle Grautöne verwendet zu haben (Revell 57 und 378). Fällt im Einzelmodell nicht so auf, neben anderen Modellen schon. Mal sehen, evt. für Umbauten britischer Schiffe könnten die Farben passen.
Fazit nach dem dritten Umbau: So langsam gewöhnt man sich an den Maßstab und das Material (über meine Erkenntnisse vom ersten Umbau erscheint der Bericht jetzt irgendwann im HR). Danke für diverse Hinweise hier im Forum. Im Moment stehen noch einige andere Modelle zum Umbau im Farblöser, aber sollte noch eine weitere Amazon preiswert in der E-Bucht einlaufen, die Flugabwehrvariante der Tariq-Klasse ist auch nicht uninteressant.