REMO 59 – IVAN PAPANIN
Die IVAN PAPANIN – ein weiterer Neuzugang aus der Serie von Eisbrechern aus der kleinen aber feinen Werft an der Recknitz und ein Highlight für jeden Fan der eisgehenden Flotten.
In den siebziger und achtziger Jahren wurden durch die sowjetischen Betreiber viele gute Erfahrungen mit den in der DDR und in Finnland gebauten eisgehenden Frachtschiffen höchster Eisklasse gesammelt. Mann beschloss in der USSR solche Art multifunktionaler Schiffe für den Transport von Schwergütern und die Versorgung im hohen Norden und auf dem nördlichen Seeweg
selber zu bauen. Der Auftrag erging an die Werft in Cherson, welche dann von 1984 bis 1985 die Schiffe des Typs VITUS BERING , Projekt 10620 baute. Die Schiffe wurden wie die großen Eisbrecher mit einem dieselelektrischen Antrieb ausgerüstet. Es stellte sich schnell heraus das diese Antriebsvariante für diese Schiffe technisch und ökonomisch nicht zufriedenstellend war. Noch während des Baues der Serie wurde die Umstellung beschlossen. Es wurden erhebliche konstruktive Veränderungen vorgenommen und die neue Serie wurde in Projekt 10621 umbenannt.
Die wesentlichste Änderung betraf die Antriebsanlage. Es wurde ein langsamlaufender Dieselmotor vom Typ 8 DKRN 60-195/10 aus Bryansk ( Lizenz von MAN 8L60MC ) mit festgekuppeltem Verstellpropeller als Hauptantrieb vorgesehen. Selbstverständlich musste die Regelung der Hauptmaschine den Bedürfnissen der Eisfahrt mit Verstellpropeller angepasst werden und stellt noch heute eine außergewöhnliche aber zuverlässige Konfiguration dar. Änderungen betrafen aber auch das Abgassystem, neuste Abgaskessel mit höherem Wirkungsgrad und verbesserte Pumpen- und Hydrauliksysteme führten zu einem wesentlich verbessertem Händling der Anlagen.
Aber auch schiffbaulich gab es verschiedene Änderungen. Die Eisklasse wurde durch Verstärkungen im Rumpf, besonders im Vorsteven auf die höchste Eisklasse angehoben.
An Deck wurden die Krane gegen Krane aus dem KGW Schwerin ausgewechselt so das die Tragfähigkeit von 12,5 t auf 25 t erhöht wurde. Im Tandem- und Parallelbetrieb können so Lasten bis max. 100 t bewegt werden. Auf der Back wurden zwei zusätzliche 3 t Hydraulikkrane aufgestellt. Die Hydraulik der Heckklappe für die RoRo-Be- und Entladung sowie der Lukendeckel in den Laderäumen und an Deck wurde geändert um den gestiegenen Anforderungen beim Einsatz in der Antarktis zu genügen.
Das Typschiff der vier zu bauenden Schiffe wurde die IVAN PAPANIN, Baunummer 6001, benannt nach einem der führenden Polarforscher der Sowjetunion.
Mit ihren Hauptabmessungen von 167,0 m x 22,95 m und einem Tiefgang von maximal 13,5 m und gerechneten 10 200 tons dtw bei 9,0 m Tiefgang ist die IVAN PAPANIN dann auch größer als ihre Vorgänger.
Im freien Wasser sollte die Hauptmaschine mit einer Leistung von 17 920 Ps dem Schiff eine Geschwindigkeit von 17,0 kn verleihen welche durch die Verwendung von neuentwickelten auch für die Eisfahrt geeigneten Unterwasserbeschichtungen bis 17,9 kn gesteigert wurde. In 0,8 m dickem Festeis erreicht die IVAN PAPANIN als Frachtschiff immer noch 1,5 kn. Die IVAN PAPANIN als auch ihre Schwesterschiffe gelten jedoch nicht als Eisbrecher da sie auf Grund ihrer Länge schwer im Eis zu manövrieren sind und ebenfalls die Unterstützung richtiger Eisbrecher benötigen um im Festeis auf engem Raum manövrieren zu können.
Ende 1990 begannen die Probefahrten der IVAN PAPANIN in der Nähe von Novaja Semlja und nach einigen Nachbesserungen und Reparaturen wurde das Schiff am 29.12.1990 von der Murmansk Shipping Company mit Heimathafen Murmansk in Dienst gestellt. Von Anfang an wurde das Schiff für Forschungs- und Versorgungsfahrten in der Arktis und der Antarktis eingesetzt und wurde über die Jahre unersetzlich bei der Versorgung und Neueinrichtung von Forschungsstationen.
Auch beim Bau der deutschen Neumayer III Forschungsstation 2009/2010 und der neuen indischen Forschungsstation Bharati 2013/2014 in der Antarktis kam die IVAN PAPANIN zu Einsatz. Planungen zum Umbau der IVAN PAPANIN zu einem eisgehenden Bohrschiff haben sich zerschlagen da zur Zeit tatsächlich kein anderes Schiff ihre vielfältigen Aufgaben übernehmen kann und ein Ersatz ist für die nächsten Jahre nicht in Aussicht.
Bei ihren Schwesterschiffen handelt es sich ebenfalls um Schiffe mit bekanntem Namen.
Die Baunummer 6002 wurde die spätere SAS OUTENIQUA welche über 10 Jahre unter der Flagge
der südafrikanischen Marine als Versorger und Transporter im Indik und in der Antarktis im Dienst war. Außerdienststellung 30 Juli 2004. ( danach Pardenberg, danach Ice Maiden weiter ? )
Die Baunummer 6003 wurde als XUE LONG ( Snow Dragon ) von China in Dienst gestellt und ist nach umfangreichen Modernisierungen und Umbauten ebenfalls für die nächsten Jahre noch im Einsatz. Bekannt wurde die XUE LONG in der Presse durch die Rettung der Passagiere von der im
Eis in der Antarktis eingeschlossenen AKADEMIK SCHUKALSKY Ende 2013.
Die Baunummer 6004 wurde unfertig nach Südamerika verkauft. Weitere Informationen sind dem
Autor nicht bekannt.