Doppelproduktionen

#1 von Sönke W. , 19.01.2015 00:37

Liebe Hersteller, liebe Sammler,

ich möchte hier ein Thema anschneiden, welches mich als Sammler immer wieder irritiert: Doppelproduktionen verschiedener Hersteller!
Nach meinem Wissen ist die "Gemeinde" der Sammler ja weltweit ein doch eher überschaubarer "Haufen", d.h. die Anzahl der abzusetzenden Modelle ist limitiert.
Gleichzeitig dürfte die Anzahl der aktiven Hersteller weltweit auch eher im zweistelligen als im dreistelligen Bereich liegen und der Großteil davon kommt noch dazu aus Deutschland. Ganz naiv würde ich also vermuten, dass ein Gedankenaustausch zwischen den Herstellern durchaus möglich wäre (und sei es hier über das Forum), bevor mit der zeit- und kostenintensiven Produktion parallel begonnen wurde ...

Trotzdem kommt es immer wieder zu Doppel- oder Mehrfachproduktionen von Schiffen, als Beispiel sei hier die Fähre "MECKLENBURG-VORPOMMERN" genannt, welche sowohl von CSC, CM und auch Modellbau Conrad herausgegeben wurde, andere Beispiele gibt es zu genüge.

Auf der anderen Seite gibt es jede Menge hoch interessanter Schiffe, welches zu Vervollständigung der Sammlungen dringend erwünscht wären, welche aber von allen Herstellern konsequent ignoriert werden.

Für mich als Sammler ist es durchaus nachvollziehbar, wenn ein Hersteller sich nach vielen Jahren entschliesst ein Modell in deutlich verbesserter Qualität neu herauszubringen, auch wenn dieses Schiff bereits erhältlich war. Schwerlich nachvollziehen kann ich hingegen zeitgleiche Doppelproduktionen, da doch eigentlich beide Hersteller nur ein Bruchteil des möglichen Absatzes ihres Modells erreichen können. Dies mag für den Sammler zwar durchaus von untergeordnetem Interesse sein und fällt selbstverständlch in die unternehmerische Entscheidungsgewalt eines jeden Produzenten, aber aus meiner Sicht ist einfach nur bedauerlich, dass hierdurch Kapazitäten für andere interessante Modelle blockiert werden, ohne das es augenscheinlich einen Vorteil für einen der beiden Parteien gibt.

Mich würde sehr interessieren, wie andere Sammler dieses empfinden und auch was die Hersteller sich davon versprechen. Vielleicht habe ich ja auch entscheidende Aspekte hierbei übersehen, aber vielleicht ist es ja auch möglich dieses Thema hier zu diskutieren, dass am Ende eine "win-win Situation" für beide Seiten entsteht.

Herzliche Grüße
Sönke



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RE: Doppelproduktionen

#2 von Stefan K. , 19.01.2015 10:22

Im Großen und ganzen würde ich deinem Gedankengang nachvollziehen wollen/können.

Ich selbst erfreue mich teils an Doppelproduktionen, wenn diese einen anderen Bauzustand darstellen oder aber auch eine deutlich bessere Qualität in den Details erreichen. Es gäbe beispielsweise noch eine Menge Hansa/Delphin Modelle, bei denen ich mir gut eine Neueauflage unter heuten Qualtätsstandards/Produktionsmöglichkeiten vorstellen könnte. Klar sind diese Modelle unter anderen Prämissen (wie Herstellungszeitraum > Damals gab es halt noch nicht so vielfältige Möglichkeiten und Kosten/Einsteigermodell) entstanden. Als Beispiel nenne ich einmal das russische Fk-Schnellboot Osa I. Hier ist später von Trident die Osa II in wesentlich detailreicherer Ausführung nachgefolgt.

Sicher könnte man die Osa I in Heimarbeit entsprechend umarbeiten und aufwerten (grade in der Hinsicht als das die Ausgangsmodelle zu äußerst geringen Preisen und hohen Stückzahlen zu bekommen wären). Trotzdem wäre grade dies ein Modell bei dem es mich freuen würde wenn es bei einem unserer Hersteller noch einmal neu aufgelegt würde (Da das Modell als Exportschlager an viele Marinen geliefert wurde, ließen sich sogar, ohne all zu großen Aufwand einige Varianten erstellen denke ich). Und das ist nur ein Beispiel von vielen.

Doppelproduktionen verschiedener Hersteller bzw. Ausführungen verschiedener Jahre mit zum Teil nur geringsten Unterschieden sind ein Aspekt auf den ich auch verzichten könnte. ABER: Die Hersteller werden sich schon Ihren Teil dabei gedacht haben bzw. der erzielte Absatz/Nachfrage wird Ihnen Recht geben, den eingeschlagenen Weg gegangen zu sein. Das wird für uns aus einzelner Sammlersicht allerdings nicht einsehbar sein.

So erfreue ich mich denn an allem was kommt und wenn die ein oder andere Neuauflage (wie oben beschrieben) dabei ist um so mehr...



 
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RE: Doppelproduktionen

#3 von PiratPaul , 19.01.2015 13:42

Zum Thema Neuauflage ( und damit einer Art Doppelproduktion ) kann ich nur zustimmen. Einige (für mich wichtige ) Schiffe sind in der "Frühzeit" aufgelegt worden und waren der Zeit
entsprechend verhältnismäßig undetailiert. Da würde sich eine "Doppelproduktion" in Form einer Neuauflage sicher lohnen.

Das Thema hat nach meiner Ansicht noch einen anderen Aspekt: Keine "Doppelproduktion" --> Gar keine Produktion.
Ich denke da zum Beispiel an die kanadische Fregatte Halifax, die seit Jahr und Tag bei Argos gelistet ist, aber die scheinbar nicht hergestellt wird. Und kein anderer macht sich da dran ( mal von Mountford abgesehen, aber dieses Modell der Halifax, hmm, nun ja ...).

Das führt mich denn auch zu der Frage:

Ist bekannt, ob es eine (geschriebene oder ungeschriebene) Übereinkunft gibt, wonach Hersteller ein Schiff, das von einem anderen angekündigt wurde, auch dann nicht in die eigene
Produktionsreihe aufnehmen, wenn der Ankündigung über Jahre keine Taten folgen ?

So weit mal

Grüße von

PiratPaul


 
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RE: Doppelproduktionen

#4 von Roland Klinger , 19.01.2015 14:07

Liebe Sammler,
eigendlich gibt es keine Doppelproduktion, sonder eine Parallelproduktion.

Nun Zum Thema:
Als Hersteller möchte ich zu dieser Thematik, die sehr empfindlich zu betrachten ist, folgendes bemerken.

Früher hatte jeder Hersteller seine eigene Sparte, die der andere Hersteller respektierte .Da waren aber auch die Stückzahlen so, dass man davon leben konnte.
Heute erleben wir ein Wettrennen, wer die Miniatur zuerst rausbringt hat gewonnen und einzelne Hersteller wildern bunt durch die Szene, ohne ein geordnetes Programm zu haben.
Dann passieren natürlich Parallelproduktionen die ein Sammler nicht mehr versteht. Des weiteren wundert man sich wenn der eine oder Andere Hersteller vom Markt verschwindet oder auch wildern muß um zu überleben.
Ich kenne noch die Zeit, in der man über sein Programm mit einem anderen Hersteller reden und absprechen konnte, ohne Gefahr zu laufen, dass dann der Andere Hersteller hier sofort für sich einen Vorteil darin sah und mit der gleichen Produktion begann.
Egal wie dann die Qualität ist, er ist der Erste und hat den Markt abgegriffen.
Im Gegenteil man half sich gegenseitig mit Plänen oder Tipps. Bei einigen funktioniert das auch heute noch, aber es gibt immer mehr, die diese Regel nicht mehr beachten.

Die Produktion von hochdetaillierten und kostenintensiven Miniaturen sind teuer und für die große Masse an Sammlern nicht erschwinglich. Ich finde es gut, wenn ein anderer Hersteller eine kostengünstigere Variante mit annehmbarer Qualität,
auch wenn es die gleiche Miniatur ist, herausbringt. Er nimmt dem Anderen ja deshalb nicht die Kunden weg, aber auf gleicher Ebene sollte man das tunlichst vermeiden und eher mit dem anderen Kollegen reden.

Sammlerwünsche:

Es gibt mit Sicherheit eine große Menge an Lücken in den Sammlungen, nur bitte beachtet dabei, dass wenn wir solche Lücken schließen wollen, müssen wir auch an die Kosten denken.
Bei uns geht die Kostendeckung in den meisten Fällen erst bei 50 Stück los, da haben wir noch nichts verdient. Materialkosten die bis zu 300% angestiegen sind, steigende Lohnkosten bei Fremdbezug von Waren wie Ätzteilen u.s.w.
zwingen uns auch, von verschiedenen interessanten Produkten Abstand zu nehmen.

Nun das war meine Meinung zu diesem Thema.
Mit freundlichen Grüßen
Roland Klinger



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zuletzt bearbeitet 19.01.2015 | Top

RE: Doppelproduktionen

#5 von Chief Mathias , 19.01.2015 15:19

Liebe Produzenten,

wir Sammler wissen natürlich das Rohstoffe, Materialien und Lohnkosten immer mehr in die Höhe schießen. Natürlich kosten sehr hochwertige Modelle auch ihren Preis. Nur sollten wir immer bedenken, das unser aller Hobby auch für möglichst viele attraktiv bleibt. Als Mitglied des Kasseler Sammlerkreises beobachte ich schon seit Jahren, das zu unserem großen Sammlertreffen alle 2 Jahre der Altersdurchschnitt immer weiter nach oben geht. Jüngere Leute haben entweder kein Geld dafür übrig oder interessieren sich nicht für dieses Hobby. Das ist Tatsache und Nachwuchs gibt es leider kaum, da viele in ihrem Lebensphasen einfach andere Dinge wichtiger erachten. Zur Zeit geistert immer mehr der Begriff der 3-D Drucker in den Medien umher und es hat wohl auch schon erste Modelle in 1:1250 gegeben. Mal sehen ob in einigen Jahren jeder seine Modelle selber erstellen kann. Was dann......einfach mal drüber nachdenken.

Liebe Grüße
D. Mathias


 
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RE: Doppelproduktionen

#6 von Florian Österreicher , 19.01.2015 17:43

Liebe Sammler, liebe Hersteller,

Gerade in letzter Zeit ist mir immer zunehmend aufgefallen, dass sich Zweit (von Parallel - oder Doppel möchte ich hier nicht einmal sprechen...denn Parallelen liegen hier tatsächlich nur im Schiffsnamen) häufen- es wurde ein Modell stets gerade dann angekündigt, nachdem selbiges Schiff von einem anderen Hersteller bereits in Aussicht gestellt worden war. Zwar liegen zwischen den beiden Herstellern krasse qualitative Unterschiede, dennoch halte ich es beinahe für unmöglich, sich hier nicht ins Gehege zu kommen (von wegen unterschiedliche Zielgruppen...). Ich halte unseren Markt für so begrenzt, dass diese Strategie auf längere Sicht nicht durchführbar ist- es sei denn, man plant, den Konkurrenten auf kurze Sicht einfach auszuschalten, ohne aber die langfristigen Folgen zu bedenken (Wegfallen von Kunden, da weniger interessantes Herstellerfeld....).

Ich denke, dass wir Hersteller nicht überleben können, wenn gegeneinander gearbeitet wird- das schadet nicht nur einzelnen, sondern zerstört auf lange Sicht unser Hobby, das wir ja nicht auch zuletzt wegen der sozialen Verbindungen, die es mit sich bringt, so interessant ist.

Ich denke außerdem, dass das Feld der Schifffahrt groß genug, und das Interesse der Sammler weit genug gefächert ist, damit jeder seinen Platz finden und neben den anderen existieren kann.

mit nachdenklichen Grüßen,

Florian Österreicher


 
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RE: Doppelproduktionen

#7 von Michael , 19.01.2015 18:06

Okay, das macht es nicht besser, aber Parallelproduktionen hat es schon immer gegeben. Auch ohne, dass es einen der Hersteller gleich ruiniert hat. Ich kann mich z. B. noch sehr gut an die Zeiten erinnern, als u. a. Sextant und Mercator noch am Start waren. Da gab es in dem von mir gesammelten Segment oft Doppelungen und ich war manchmal ganz froh, die Wahl zu haben, sowohl preislich als auch qualitativ. Das galt bei mir auch bei Modellen von CMKR und Carat (Classic Ship), z. B. bei den Scandlines-Vogelflugfähren. Classic Ship war mir damals zu teuer und CMKR konnte mit ein wenig Geduld und Farbe aufgebessert werden. Inzwischen habe ich tatsächlich beide Varianten.

Für Neueinsteiger und Gelegenheitssammler ist so eine Auswahl gar nicht schlecht. Ob ich heute noch sammeln würde, wenn es damals nur die High-End-Modelle gegeben hätte, weiß ich nicht. Inzwischen habe ich viele preiswerte Modelle durch die teuren Varianten ersetzt - so haben beide Hersteller verdient. Ich kann mir vorstellen, dass es anderen Sammlern ähnlich erging oder ergehen würde.

Michael


 
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