Liebe Sammlerfreunde, liebe HR_Leser,
nun möchte ich auch noch eine kurze Bemerkung zum Thema "Einstellung des Hamburger Rundbriefs" los lassen.
Als wir seinerzeit den HR übernommen haben, umfasste die Abo-Liste, die mir Herr Schwarz zur Verfügung gestellt hat, 1200 Adressen. Das waren die aktiven Abos an dem Tag, als Herr Schwarz des HR aufgegeben hat. Wir haben, nach rund einem Jahr Pause, alle Abonnenten mit der Frage, angeschrieben, ob sie das Abo wieder aufnehmen wollen. Ergebnis waren 800 Abonnenten. Dazu kamen dann noch Abnehmer wie die Galerie Maritim oder Collectio Navalis in Berlin. Das Tamm Museum nahm 5 Hefte ab, davon eines für die Bibliothek. Stand heute sind es noch 150 Abonnenten. Selbst das Tamm Museum nimmt keine Hefte mehr ab. Neue und vor allem jüngere Abonnenten kommen keine mehr hinzu, während die älteren Sammlerfreunde versterben. Ich habe in den vergangenen Jahren viele bewegende Telefonate mit Witwen gehabt, die den Verlust ihres Partners und seines Hobbys nur sehr schwer ertragen konnten.
Diese schmelzende Leserschaft ist kein Phänomen, dass uns allein trifft. Viele „Special Interest“ Zeitschriften haben ihr Erscheinen mangels Leserschaft eingestellt. Viele werden uns noch folgen. Vielfach wird gerätselt, woran das liegt. Nun, es ist die Digitalisierung. „Es steht ja alles im Internet“ pflegten meine Studis zu sagen. Damit haben sie so unrecht nicht. Wer es versteht, kritisch mit den Inhalten umzugehen, findet sehr viele Informationen im Netz. Und nicht nur „Fake News“. Solange sich irgendwer die Mühe, etwas in das Netz einzustellen, ist dies auch sofort für alle verfügbar.
Das ist der eine Punkt, mit dem wir, die wir gerne etwas in der Hand haben, konkurrieren müssen. Dazu kommt, dass wir immer wieder in den letzten Jahren Probleme hatten, Autoren zu finden. Nicht, dass die die für uns geschrieben haben, schlecht gewesen seien. Nein, ganz und gar nicht. Aber es waren immer die gleichen Autoren. Diese müssen die Beiträge aber recherchieren und schreiben. Das kostet Zeit und Geld. Und vor allem: private Zeit, die man erst einmal haben muss.
Der nächste Knackpunkt ist, dass sich der Markt verschoben hat. Früher gab es Hersteller, Händler und Käufer. Die Modellinteressierten kauften beim Händler: Breustedt (Müller), Galerie Maritim oder Wiedling, um nur einige zu nennen. Diese erhielten ihre Ware von den Herstellern, verschickten Neuheitenlisten und warteten auf Käufer. Inzwischen läuft das „Geschäft“ (ja es ist ein Geschäft!) ganz anders: Die Hersteller schicken, wenn man Glück hat, Mails mit Ankündigungen neuer Modelle. Da muss man sofort zuschlagen, obwohl es das Modell noch gar nicht gibt. Dann muss man warten und bekommt sein Modell. Dabei muss man hoffen, dass dies Modell so ausfällt, dass man zufrieden ist. Die Hersteller stellen aber nur so viel her, wie sie Vorbestellungen von den Sammlern und den wenigen Händlern vorliegen haben. Wer kann es ihnen verdenken? Sie bleiben nicht auf den Lagerkosten sitzen und sie wissen vorher, ob sich ihre Investition lohnt. Und man schaue mal in die Runde: Wie viele Händler gibt es noch? Auch diese mit ihrem Spezialwissen sind dahin. Ein Opfer der neuen Vertriebswege.
Dabei bleiben aber, neben anderem, auch die Informationen über die Neuheiten weg. Dazu kommt: Vornehm wie man ist, über Geld spricht man nicht. Eine Diskussion darüber, ob die generell hohen Preise gerechtfertigt sind, oder ob ein Modell seinen Preis wirklich wert ist, wird nur im kleinen Kreis geführt und nicht öffentlich. Da ist sehr schade und schadet unserem Hobby.
Zuletzt bleibt, dass ich mir persönlich mehr Feedback erhofft habe. Wenn man sich gelegentlich mit einem Leser unterhalten hat, ob am Telefon oder in Kassel, wurde man gelobt für seine Arbeit. Doch mein Aufruf hier im Münchner Rundbrief, sich mal unsere neue Website anzusehen und zu schreiben, was gefällt oder nicht, blieb ohne Resonanz.
Wir haben viel versucht, aber am Ende hat die neue Zeit mit ihren Möglichkeiten und Veränderungen uns überflüssig gemacht. Bei mehr Abonnenten hätten wir sicher weiter gemacht.
Herzliche Grüße an Alle