Lenkwaffenkreuzer der US-Navy

#1 von Karl , Gestern 10:57

So langsam komme ich doch bei den Lenkwaffenkreuzern aus der vorher doch sehr dominanten Hansa- und Dephin-Phase heraus. Ich denke ein Grund, sich damit mal näher zu beschäftigen.

Zunächst war die Frage: Was ist bei der USN überhaupt ein Lenkwaffenkreuzer? Viele Kreuzer waren bis 1975 als „Frigate“ geführt, ebenso wie eindeutige Zerstörer (z. B. der Farragut-Klasse). Das wurde aber dann doch ganz einfach, auch ohne die Reklassifizierung von 1975: Einfach alles nehmen, was eine „CG“-Nummer getragen hat oder trägt, das entspricht dem heutigen Standard und tat es damals schon.

Zunächst mal im Anhang wieder eine Excel-Tabelle mit den Dienstzeiten der Lentfaffenkreuzer der US-Navy. [[File:CG_USN_250216.xlsx]]

Ich habe mir für die Schiffe mal eine Generationeneinteilung überlegt:

1. Generation: Die ersten Umbauten

Zunächst natürlich zwei schwere Kreuzer der Baltimore-Klasse, USS Boston und USS Canberra, mit Terrier Lenkwaffen, Mitte der 50er bis 1970 im Dienst.

Dann sechs leichte Kreuzer der Cleveland-Klasse. Hier wurde es schon interessanter: Welche Klassenbezeichnung nehmen wir den jetzt: 3 Schiffe mit Terrier, drei Schiffe mit Talos (Wikipedia), Zwei Schiffe als reine Lenkwaffenträger, vier mit zusätzlichen Führungseinrichtungen (Terzibaschitsch). Ich habe mich gegen die Eingruppierung von Terzibaschitsch von 1966 (2 + 4) und für die aktuelle aus Wikipedia (3 + 3) entschieden. Diese Schiffe standen von Mitte der 50er Jahre bis Mitte der 70er Jahre als Lenkwaffenkreuzer in Dienst.


Die Schiffe der 1. Generation in meiner Sammlung:
CAG-1 USS Boston (AS-95) im Bauzustand 1964
CLG-4 USS Little Rock (SN 3-01) im Bauzustand 1973
CLG-3 USS Galveston (S 138) im Bauzustand 1960. Ein Modell von Hansa, ich hoffe noch auf einen Nachbau in zeitgemäßer Qualität. Optimaler Weise in der Tat die Galveston, ohne Führungseinrichtung und mit Talos)


2. Generation: Die letzten Schiffe nach dem alten Kreuzer Design:

Hier die drei Kreuzer der Albany-Klasse, die Aufbauten komplett für den konsequenten Einsatz von Lenkwaffen umgebaut. Von den frühen 60er Jahren bis 1980 in Dienst.
An dieser Stelle möchte ich auch die USS Long Beach einordnen, der erste nuklear angetriebene Kreuzer. Vom Rumpf her noch nach dem klassischen Kreuzer Design gebaut. Das Schiff blieb bis 1995 im Dienst.


Die Schiffe der 2. Generation in meiner Sammlung:
CG-10 USS Albany (OPT-S 9) im Bauzustand 1968
CGN-9 USS Long Beach (AS 72) im Bauzustand 1964

3. Generation: Die ersten als Lenkwaffenkreuzer designten Schiffe:

Als Generation 3a möchte ich die neun Kreuzer der Leahy-Klasse mit dem analog aufgebauten nuklear angetriebenen Kreuzer Bainbridge bezeichnen. Dieses waren „double ended“ Schiffe mit Lenkwaffenstartern vorn und achtern.


Die Schiffe der Generation 3a in meiner Sammlung:
CG-18 USS Worden (CA-TF 008-A18) im Bauzustand 1963 nach Indienststellung
CG-17 USS Harry E. Yarnell (CA-TF 008D) im Bauzustand 1989 nach Modernisierung
CGN-25 USS Bainbridge (AS 67) im Bauzustand 1964

Die Generation 3b sind dann die neun Kreuzer der Belknap-Klasse mit dem nuklear angetriebenen Kreuzer USS Truxtun. Hier ging man von der reinen Lenkwaffenbewaffnung ab und baute wieder eine Kanone ein. Eine ähnliche Entwicklung gab es zu der Zeit auch bei den Kampfflugzeugen: Die F-4 Phantom II hatte ab ca. 1965 mit der „E“-Version auch wieder eine Kanone.

Alle 20 Schiffe sowie der Kreuzer USS Long Beach wurden Mitte der 90er Jahre außer Dienst gestellt. Zum einen natürlich wegen dem Ende des kalten Krieges, zum anderen auch, weil mit Einführung des Aegis-Systems die bisherigen Schiffe schlagartig veraltet waren.


Die Schiffe der Generation 3b in meiner Sammlung:
CG-34 USS Biddle (TA 10260) im Bauzustand 1984
CGN-35 USS Truxtun (AS 66) im Bauzustand 1984

4. Generation: Die Nuklearkreuzer:

Die sechs Schiffe der California- und Virginia-Klasse wurden zur Begleitung der zunehmend ebenfalls nuklear angetriebenen Flugzeugträger gebaut. Noch ohne Aegis-System wurden diese nach recht kurzer Dienstzeit Ende der 90er Jahre wieder außer Dienst gestellt. Insbesondere weil diese mit ihrer Größe und dem nuklearen Antrieb ganz einfach zu teuer waren.


Die Schiffe der 4. Generation in meiner Sammlung:
CGN-37 USS South Carolina (AS 77) im Bauzustand 1984
CGN-38 USS Virginia (TA 10210) im Bauzustand 1976

5. Generation: Die Aegis-Kreuzer

Ab den frühen 80er Jahren änderte sich die Flugabwehr mit den Aegis Führungssystem und einem Phased Array Radar schlagartig: Plötzlich konnten eine Vielzahl von Flugzielen gleichzeitig verfolgt und bekämpft werden.

Die Kreuzer der Ticonderoga-Klasse wurden eigentlich als Flugabwehrvarianter der Zerstörer der Spruance-Klasse entwickelt, nur wurden diese mit den Radar- und Führungssystemen derart groß, dass sie als Kreuzer klassifiziert wurden.

Die ersten fünf Schiffe verfügten noch über konventionelle Mk. 26 Starter. Diese wurden Mitte der 2000er Jahre außer Dienst gestellt. Die nächsten 22 Schiffe verfügen über eine weitere Neuerung: Dem VLS (Vertical Launch System). Aus diesen können eine Vielzahl unterschiedlicher Lenkwaffen senkrecht gestartet werden.

Die mit VLS ausgerüsteten Kreuzer der Ticonderoga-Klasse stellen, neben den ebenfalls mit Aegis und VLS ausgerüsteten Zerstörern der Arleigh Burke-Klasse, heute noch das Rückgrat der seegebundenen Flugabwehr der US-Navy dar. Sie werden bis ca. 2030 nach und nach außer Dienst gestellt. Sie sollen u. a. durch Zerstörer des DDG(X)-Programms ersetzt werden, welche wegen ihrer Größe dann aber auch eher in Richtung Kreuzer gehen dürften.


Die Schiffe der 5. Generation in meiner Sammlung:
CG-47 USS Ticonderoga (TA 10293) im Bauzustand 1983
C-52 USS Bunker Hill (AS 17) im Bauzustand 1987

Dateianlage:
CG_USN_250216.xlsx

 
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RE: Lenkwaffenkreuzer der US-Navy

#2 von Karl , Gestern 10:59

.... ach so: In der Excel-Datei bitte auf Tabelle 1 gehen ...


 
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RE: Lenkwaffenkreuzer der US-Navy

#3 von Sammler , Gestern 16:12

Sehr schön, vielen Dank für die Übersicht und die Modellfotos. Dass die Rumpfnummer 51 bei der "Ticonderoga" nicht richtig ist, weißt du sicher selbst. "Ticonderoga" war CG-47, und CG-51 "Thomas S. Gates" war zwar das letzte Schiff mit Mk. 26-Startern, hatte aber schon einen Gittermast mit drei- statt viereckigem Grundriss.

Eine schöne Teilsammlung, in ähnlicher Form sammle ich die Lenkwaffenkreuzer auch, wenn auch (noch) nicht so vollständig. Sonst ist die US-Navy nicht mein Thema, schon gar nicht nach 1945, aber zu den Lenkwaffenkreuzern habe ich eine besondere Beziehung, seit ich CGN-40 "Mississippi" 1983 als RC-Modell in 1:200 gebaut und das Original 1988 bei der Kieler Woche besichtigt habe. Und außerdem sind es interessante Schiffe, wenn auch nicht alle besonders schön. Und schließlich scheint es sich um ein abgeschlossenes Sammelthema zu handeln, neue Kreuzerbauten sind ja in absehbarer Zeit nicht mehr zu erwarten.

Viele Grüße
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RE: Lenkwaffenkreuzer der US-Navy

#4 von proflutz , Gestern 18:05

Von der Long Beach gibt es noch ein Modell im letzten Bauzustand von Hansa mit hoher Nummer mit anderem Mastturm achtern.
Von SW gab es noch never buildt Varianten von Long Beach Umbauprojekten und CGN(X). Siehe auch das schöne Buch von Donko.


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RE: Lenkwaffenkreuzer der US-Navy

#5 von Sammler , Gestern 20:55

Von der "Virginia"-Klasse gibt es auch wirklich schöne Modelle von Argos, nämlich "Mississippi" und "Arkansas" (wohl dasselbe Modell nur mit verschiedenen Rumpfnummern) im letzten Bauzustand mit Harpoon, Phalanx und Tomahawk - ein interessanter Vergleich mit der "Virginia" bei Indienststellung. Gerade diese Klasse hat nach ihrer Indienststellung noch etliche neue Waffensysteme aufnehmen können - nur AEGIS nicht oder mit zu viel Aufwand (angeblich waren die Schiffe auch dafür vorbereitet, aber da hätte man die ganzen Aufbauten ändern müssen), und deshalb war sie dann doch schnell veraltet.

Viele Grüße
Sammler



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