Atomfrachter

#1 von MoM , 12.12.2023 11:08

Nach der Otto Hahn und der Savannah plant nun China eine Wiederauflage eines nuklear angetriebenen Frachtschiffes:



Man verspricht sich eine Einsatzzeit von 25 Jahren ohne "nachzutanken", damit Emissionsfreiheit und eine hohe Geschwindigkeit. In der Vergangenheit wurden nuklear angetrieben Schiffen in vielen Häfen die Einfahrt untersagt, ob sich das heute anders verhält möchte ich bezweifeln.
Chinesischen Produkten ist nicht unbedingt eine besonders hochwertige Qualität nachgesagt und ob eine Fertigung unter chinesischer Staatskontrolle den erforderlichen Sicherheitsstandards gerecht wird wage ich einmal zu bezweifeln.


 
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RE: Atomfrachter

#2 von proflutz , 12.12.2023 11:28

Lt. Marineforum haben die Russkis einen noch in Fahrt: "Sevmorput", angebl. in die kürzliche Beschädigung der Kabel und Gasleitungen zw. Estland und Finnland involviert. Und ein Chinese war auch dabei.


Im Falle von Links auf Seiten kommerzieller Anbieter wird dieser Post als Werbung bezeichnet.


 
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zuletzt bearbeitet 12.12.2023 | Top

RE: Atomfrachter

#3 von Sealord , 12.12.2023 14:27

Moin,

hierzu ist anzumerken, dass die OTTO HAHN und die SEVMORPUT bisher die einzigen nuklear angetriebenen Schiffe sind, die tatsächlich mit ihrem Antrieb im zivilen Frachtverkehr eingesetzt wurden. Die SAVANNAH blieb ein technisches Ausstellungs-Schiff und die japanische MUTSU fuhr ausschlieslich zur Erprobung des Reaktors.

Die Anzahl der Häfen, die die OTTO HAHN anlaufen durfte, waren aufgrund des nuklearen Antriebs sehr beschränkt, daher wurde das Schiff als Massengutfrachter für die Erzfahrt von Brasilien nach Europa konzipiert. Somit erfolgte das Laden und Löschen, anders als bei Stückgutfrachtern, mit größerem Abstand abseits von dicht bewohntem Gebiet. Es wurden jedoch auch Häfen in Südamerika und Afrika bedient.

Die SEVMORPUT wurde ca. zwei Jahre nachdem der Reaktor in Tschernobyl explodiert war, fertiggestellt. Sie sollte ursprünglich die russischen Häfen in Bereich der arktischen Küste und Flussmündungen über den Seeweg anbinden. Viele Bürgermeister und Gouverneure weigerten sich. Daher wurde das Schiff zunächst im Verkehr zwischen den zahlreichen Militärbasen eingesetzt, einige Zeit stillgelegt, reaktiviert und dann im ursprünglich geplanten Frachtverkehr eingesetzt. Jedoch stark eingeschräkt weil sich das wirtschaftliche Umfeld inzwischen verändert hatte. Schiff ist noch in Fahrt.

SEVMORPUT und OTTO HAHN sind daher meine einzigen Modelle von Schiffen mit nuklearem Antrieb, da ich nur Frachtschiffe und Passagierschiffe sammle, die auch im kommerziellem Einsatz waren.

Grüße aus Bremen


 
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RE: Atomfrachter

#4 von RG , 12.12.2023 14:52

Die Atomeisbrecher werden inzwischen ja auch kommerziell bzw als Passagierschiffe eingesetzt , Arktiskreuzfahrten zB.

Die Mutsu wurde ja gerne auch als SCH-mutsu bezeichnet und in der Tat gab es Schwierigkeiten mit den Häfen. So wie die US-Atom-CV ebenfalls -zumindest früher- nicht gern
in jap Häfen gesehen wurden. Deswegen oft die MidwayKlasse dort stationiert war.


Heutzutage wehren sich ja schon Häfen wie zB Venedig gegen die MenschenFluten der großen Kreuzfahrtschiffe .Auch eine Art Umweltverschmutzung. Norwegen plant in absehbarer Zeit ein Verbot von abgasproduzierenden Schiffen zumindest in manchen Fjorden .Wenn die zB zum Kulturerbe oder so zählen .

Ich habe die Otto Hahn mal als Hansa Bausatz bekommen , die Savannah von Tri-ang hergerichtet und jetzt auch von Carat/CSC ,die Mutsu von Helvetia (überarbeitet nach Werftmodellfarb-
foto), die Lenin von Hansa (fast neugebaut) ,die Sevmorput von NautikArt, die Arktika und weitere dieser Entwicklungsreihe ,bis zur Arktika II von Rhenania.

Sollte es einen angesprochenen Atom-Container-Riesen aus China jemals in echt wie im Modell geben, wird der aber sicher nicht in einer meiner Vitrinen festmachen .



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RE: Atomfrachter

#5 von Sealord , 12.12.2023 16:07

Danke RG für den Hinweis, in meiner Abteilung Kreuzfahrtschiffe wird daher hoffenlich demnächst ein Modell der 50 LET POBEDY festmachen.

Insgesamt scheint es sich jedoch herauszustellen, dass nuklear angetriebene Schiffe bisher nicht rentabel fahren. Die OTTO HAHN war es jedenfalls nicht, die SEVMORPUT lag deshalb lange auf und bei den Eisbrechern hat man die Kreuzfahrtgelegenheit nach dem zusammenbruch der SU eher aus Verlegenheit aufgegriffen, um zusätzliche Einnahmen zu generieren.

Ein ähnlicher wirtschaftlicher Verlauf würde mich für das von den Chinesen geplante Containerschiff nicht überraschen.


 
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RE: Atomfrachter

#6 von RG , 12.12.2023 17:48

zu Zeiten des Klimawandels und damit frei(er)werdender NordostPassage sowie der unterstellten Annäherung von RUS und CHI könnte das eine nasskalte weitere neue
Seidenstrasse werden ,Umgehung des Suezkanals und womöglich sogar Panamakanals.
Ein bisschen Eisverstärkung am Bug kann sowieso nicht schaden...


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RE: Atomfrachter

#7 von Sealord , 12.12.2023 19:09

Der Entfernungs-Vorteil einer Norostpassage besteht leider nur für Gebiete im Ostchinesischem Meer und nördlich davon, das Südchinesische Meer, HongKong und Shanghai sind schneller durch den Suez-Kanal erreichbar (geringere Entfernung).

Eine eisfreie Nordostpassage bedeutet nicht komplette Eisfreiheit, es wird weiterhin Treibeis und Eisberge geben d.h.:

Passierbarkeit nur für Schiffe mit hoher Eisklasse (hohe Baukosten, höherer Brennstoffverbrauch für Antrieb und Energie für Heizung um Besatzung und Technik am Leben zu erhalten).

Langsamfahrt, im Treibeis kann auch ein Schiff mit Eisklasse keine 15kn fahren sondern eher 8kn

Höhere Besatzungsstärken wegen komplizierterer Navigation und schwierigerer Decksarbeit

Das alles kostet, auch wenn Nuklearschiffe im Hinblick auf die Energieversorgung hier klar im Vorteil sind.

Also nur etwas für Gesellschaften mit autoritärem Regime, wo der Kommerz nicht die zentrale Rolle spielt.


 
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