Da hier im Forum ja offenbar doch mehrere Teilnehmer an der österreichischen Handelsschifffahrt interessiert sind, möchte ich noch auf ein Buch hinweisen, das zwar nicht mehr ganz neu ist, das ich aber erst kürzlich über die Buchhandlung Stöhr in Wien bezogen habe (man kann es sicher auch direkt in Italien bestellen, aber ich habe neulich bei einem anderen Buch die Erfahrung gemacht, dass die Versandkosten aus Italien deutlich höher als aus Österreich sind).
Es handelt sich um das Buch "Dal Lloyd Austriaco A Italia Marittima" von Paolo Valenti (ISBN 978-88-6803-183-1), das 2016 zum 180-jährigen Bestehen jenes Unternehmens erschienen ist, das als "Österreichischer Lloyd" begann, zwischenzeitlich auch mal "Österreichisch-Ungarischer Lloyd" hieß, dann ab 1919 "Lloyd Triestino", und das seit 2006 als "Italia Marittima" firmiert.
Im ersten Teil von ca. 100 Seiten wird die Geschichte dieses Unternehmens und seines Liniennetzes von1836 bis 2016 geschildert, ergänzt durch Flottenlisten für bestimmte, unternehmensgeschichtlich bedeutsame Jahre und Fotos bzw. Gemälde einzelner Schiffe. Hier kommt für einen Norddeutschen wie mich der Hauptnachteil dieses Buches zum Tragen: es ist in Italienisch geschrieben, und diese schöne Sprache beherrsche ich leider nicht. Mit rudimentären (Schul-)Kenntnissen in Französisch und Latein und jedenfalls für die Zeit bis 1918 Grundwissen über das, was beschrieben wird, kann man sich zwar manches zusammenreimen, alle Feinheiten der Informationen habe ich aber sicher nicht erfassen können.
Warum empfehle ich das Buch trotzdem auch für Leser, die kein Italienisch beherrschen? Das liegt am zweiten, ca. 200 Seiten umfassenden Teil. Hier werden nämlich alle 421 Schiffe, die in den 180 Jahren für das Unternehmen gefahren sind, einzeln aufgeführt mit technischen Daten, mit Kurzangaben zum Lebenslauf - im Wesentlichen nur Änderungen des Namens und der Reedereizugehörigkeit (wozu dann auch der Einsatz als Lazarettschiff oder für das Militär während des Krieges gehört) -, Hinweis auf die zur selben Klasse gehörenden Schwesterschiffe, sofern vorhanden, und vor allem mit farbigen Zeichnungen der Steuerbordseite ab Wasserlinie in einheitlichem Maßstab. Dieser Maßstab wird im Buch merkwürdigerweise nicht angegeben, leider ist es auch nicht 1:1250, sondern nach meinen Messungen und Umrechnungen ein Maßstab zwischen 1:1625 und 1:1650. Dafür sind viele Schiffe mit mehreren Zeichnungen dargestellt, wenn sich im Laufe ihrer Dienstzeit ihr Aussehen geändert hat. Das betrifft bei den älteren Schiffen z. B. eine Reduzierung oder Entfernung der ursprünglich noch vorhandenen Segeltakelage, generell Änderungen an Masten und Aufbauten, aber auch Änderungen des Anstrichs, der Reedereimarkierungen usw. So kommen etliche Schiffe auf eine größere Anzahl von Zeichnungen, Spitzenreiter ist der Schnelldampfer "Wien" mit 9.
Ein solcher vollständiger Überblick über die Flotte und solche Zeichnungen sind das, was mir z. B. bei den Büchern von Gregor Gatscher-Riedl fehlt, und weshalb sich das Buch für mich gelohnt hat. Außerdem gilt mein Interesse zwar vorrangig der Zeit bis 1918, ich muss aber zugeben, dass es auch in der Zwischen- und Nachkriegszeit schöne Schiffe gegeben hat, bis hin zu den aktuellen Containerschiffen. Insofern könnte das Buch auch für diejenigen interessant sind, die sich ohnehin mehr für den "Lloyd Triestino" als für den "Österreichischen Lloyd" interessieren. Für diese Zeit gibt es ja z. B. von Florian Österreicher einige schöne Modelle.
Viele Grüße
Sammler