DSR – Deutsche Seereederei Rostock
Als ich von „collnav“ die Ankündigung des neuen Buches über die DSR mit den Schiffsskizzen las, war ich begeistert und habe das Buch sofort im örtlichen Buchhandel bestellt.
Der Verlag beschreibt seine Neuerscheinung als ein „... Buch das alle Schiffe in mehr als 130 Zeichnungen im Maßstab 1:1250 zeigt.“
Nachdem das Kapitel der DSR als Reederei mit dem Verkauf der Treuhand in seiner ursprünglichen Form abgeschlossen ist, bin ich – nach den ersten Skizzenbüchern von Karl-Heinz Schwadtke und den späteren Schiffsansichten von Bruno und Klaus Bock in den Büchern „Die roten Handelsflotten“ – von einer vollständigen zeichnerischen Aufarbeitung der DRS-Flotte ausgegangen.
Inzwischen liegt das Buch schon ein paar Tage auf dem Lesetisch aber richtige Freude kommt nicht auf. Schon beim ersten Blick stellte sich heraus, das der Verlag „ALLE“ Schiffe etwas anders interpretiert.
Es fehlen fast sämtliche Assistenzschiffe, Hochseeschlepper, Schlepper, Leichter und Serviceschiffe, die in den hervorragend recherchierten und bebilderten Publikationen von Eilhart Buttkus sowie im Band 23 zur DSR aus dem Verlag Gerd Uwe Detlefsen vorgestellt wurden. Auch die Schiffe der assoziierten Reedereien sowie die Charterschiffe der DSR sind leider nicht Bestandteil dieser Publikation.
Dafür werden die DSR-Schiffsvorstellungen durch eine Frachterserie für Indien sowie mehreren Abbildungen aus der Zeit vor und nach der Zugehörigkeit zur DSR-Flotte ergänzt. Auch drei Fähren der Deutschen Reichsbahn werden in Bild und mit ihren wichtigsten technischen Parametern vorgestellt. Auf eine Komplettierung der restlichen DR-Fährschiffe wurde verzichtet.
Obwohl die Darstellung der Skizzen und Texte sehr großzügig und übersichtlich ist, hat der Platz für wichtige DSR-Schiffe leider nicht gelangt. So fehlt zum Beispiel die aus meiner Sicht bedeutende RoRo-Fähre Fichtelberg, die sich seit 1975 in der Flotte der DSR befand. Und die bei Ihrer Indienststellung innovativsten Eisenbahnfähren der Welt, die Ende der 80er-Jahre im Farbkleid der DSR über die Ostsee fuhren, werden zeichnerisch nur in einer der umgebauten Versionen der Nachfolge-Reederei vorgestellt. Schade, der Titel des Buches lautet doch DSR ...
Leider zeigen sich auch bei den technischen Daten die sicherlich unvermeidlichen Abweichungen zu anderen Publikationen. Zum Beispiel werden die, je nach Bauwerft, unterschiedlichen Längen der Äquator-Schiffstypen nicht berücksichtigt.
Die Schiffsskizzen orientieren sich am Illustrationsstil Karl-Heinz Schwadtkes. Persönlich vermisse ich in der Neuerscheinung die kleinen schiffscharakteristischen Hinweise, die diese Illustrationen für Schiffsliebhaber und -modellbauer so wertvoll gemacht haben. Gerade bei den unterschiedlichen Bemastungsvariationen der X-Typen, die zeichnerisch nur in ihrer Erstform und dem Umbau zum Metallfrachter vorgestellt werden, wäre dies sehr hilfreich. Bei einer kleinen Auswahl ergänzt der Autor dankenswerterweise die Illustrationen durch Decksaufsichten.
Bei der Beschreibung der technischen Parameter der DSR-Schiffe verzichtet der Autor auf ergänzende Informationen zur Herkunft, auf Ex-Namen und den weiteren Werdegang des Schiffes nach seiner Zeit bei der DSR. Lediglich ein Hinweis auf das Ende des Schiffes wurde mit aufgenommen. Signifikante Meilensteine der DSR-Geschichte wie die Episode „VEB Deutfracht“ blendet der geschichtliche Abriss zur Reedereigeschichte aus um Platz zu schaffen für eine umfangreiche Rechtfertigung zu den Aus- und Nachwirkungen der Privatisierung durch die Treuhand.
Das Buch endet mit einer einfachen Bedeutungsbeschreibung der Schiffsnamen, die „in anderen gedruckten Quellen“ viel präziser und aussagekräftiger beschrieben werden. Und nach dem Umklappen der letzten Seite merkt man, das dem Buch auch noch das fehlt was ein Nachschlagewerk auszeichnet – das Register der Schiffsnamen!
AHOI – 1:250