Graue Veteranen

#1 von MoM , 28.10.2022 10:20

Hier mal ein paar aktuelle Neuigkeiten grauen Schiffsveteranen:

1. Das Schlachtschiff USS Texas (1914) lag bisher im La Porte Museumshafen in der Nähe von Huston / Texas. Durch die lange Liegezeit wurde der Rumpf durch Korrosion stark beschädigt. Nun wurde das Schiff notdürftig schwimmfähig gemacht und in eine Werft nach Galveston geschleppt um dort restauriert werden. Die "Texas" nahm aktiv am Ersten und Zweiten Weltkrieg teil. Der neue Liegeplatz wird ebenfalls in Galveston sein.

2. Der Fletcher Klasse Zerstörer "The Sullivans" DD537 ist an seinem Liegeplatz im Buffalo Naval Park / New York gesunken. Auch hier hat die Korrosion zugeschlagen. 53 Löcher wurden im Rumpf festgestellt. Mittlerweile ist der Zerstörer wieder gehoben.
Der Zerstörer wurde nach den fünf Sullivan Brüdern benannt. Sie dienten zusammen auf den Flakkreuzer "Juneau" CL(AA)52 welcher am 13. November 1942 in der Seeschlacht vor Guadalcanal durch Torpedo versenkt wurde. Vier Brüder gingen mit dem Schiff unter, der Fünfte konnte schwerverletzt auf ein Rettungsfloss gebracht werden, verstarb aber kurz darauf. Von den 673 Mann überlebten nur 10. Die "The Sullivans" diente im WW II und Koreakrieg. Seit 1977 ist sie als Museumsschiff der Öffentlichkeit zugänglich.

3. Der Minensucher "HMS Bronington" ist ebenfalls an seinem Liegeplatz in Merseyside / England gesunken. Nach Untersuchungen wurde festgestellt, daß sich das Schiff grundsätzlich in einem guten Zustand befindet und mit überschaubaren Kosten wiederhergestellt werden kann.

4. Der brasilianische Flugzeugträger "Sao Paulo" die ehemalige französische "Foch" verlies im Schlepp Anfang August den Hafen von Rio de Janeiro im türkischen Aliaga abgewrackt zu werden. Auf massiven Druck türkischer Umweltorganisationen kehrte die "Sao Paulo" nun wieder nach Brasilien zurück. Im Vorfeld wurden nur kleine Teile des Schiffes auf Schadstoffe untersucht. Angeblich seien nur 10t Asbest an Bord verbaut worden, beim Abwracken des Schwesterschiffes "Clemenceau" mussten aber mehr als 760t Asbest und PCB verseuchtes Plastik durch einen Spezialbetrieb in England entsorgt werden. Zuvor hatte die indische Regierung ein Verschrotten in Indien aufgrund der zu erwartenden Umweltschäden verboten.


 
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RE: Graue Veteranen

#2 von Sealord , 28.10.2022 12:34

Was will ein Land wie Brasilien mit einem Flugzeugträger? - Ach ja, man möchte in der Lage sein, weltweit militärisch zu handeln, ohne Stützpunkte in den jeweiligen Konfliktgebieten zu unterhalten.


 
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RE: Graue Veteranen

#3 von proflutz , 28.10.2022 12:35

Vermutlich, weil die Argentinier auch einen hatten.


Im Falle von Links auf Seiten kommerzieller Anbieter wird dieser Post als Werbung bezeichnet.


 
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RE: Graue Veteranen

#4 von DMJ , 28.10.2022 12:39

Ich finde es wirklich sehr Schade das zum Beispiel in England kein einziges Großkampfschiff aus vergangenen Tagen erhalten wurde. Gerade England hatte ja doch einen sehr großen Einfluss auf deren Entwicklung.


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RE: Graue Veteranen

#5 von Sealord , 28.10.2022 12:41

Doch, die BELFAST Leichter Kreuzer mit Liegeplatz in London Imperial War Museum.


 
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RE: Graue Veteranen

#6 von MoM , 28.10.2022 13:11

Mir fällt da immer nur wieder die Goeben ein. Die Türkei hatte damals ein Rückkaufangebot gemacht, kaum mehr als der Schrottwert. Gemäß der damaligen (und heutigen) politischen Windrichtung hat man das ignoriert. Das hätte ein einmaliges Zeitzeugnis mit weltweiter Bedeutung wie z.B. die Mikasa oder die diversen amrikanischen Museumsschiffe werden können! Mit der entsprechenden musealen Aufarbeitung wäre es möglich gewesen nicht nur wichtige deutsche Geschichte zu vermitteln sondern auch die tiefen deutsch / osmanischen & deutsch / türkischen Beziehungen zu erläutern. Gerade den jüngeren Menschen wird so etwas nicht in der Schule vermittelt und die Besucherzahlen z.B. von U-995 sprechen für ein Interesse der Menschen.


 
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RE: Graue Veteranen

#7 von Laiva , 28.10.2022 15:46

Nicht vergessen sollte man in der Auflistung den griechischen Panzerkreuzer GERORGIOS AVEROF von 1910. Ich habe ihn persönlich leider noch nicht gesehen, aber die Bilder auf wikipedia commons zeigen eine toll erhaltene Inneneinrichtung und ein gepflegtes Museumsschiff mit einer interessanten Geschichte...


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RE: Graue Veteranen

#8 von Karl , 28.10.2022 17:18

.... auf jeden Fall ein super interessantes Thema, was Stephan hier begonnen hat. Ich hatte 2007/2008 ja mal Marinestützpunkte bei Google Earth gesucht und die Positionen im HR veröffentlicht. Als nächstes hatte ich eigentlich die Liegeplätze von den hier angesprochenen Museumsschiffen vor, das ist dann irgendwann mal abgestorben. Mit Google Earth habe ich mich eine Zeitlang nicht beschäftigt, liegt jetzt in weitaus genauerer Form vor, und die Eingabe der Koordinaten aus Excel funktioniert immer noch. Den Export von Positionsdaten müsste ich mal prüfen, dürfte aber klappen.

Das Thema könnte ich ja mal wieder aufnehmen, wenn Interesse besteht. Wieder so ein „Rumdaddel-Thema“, wenn man zu müde ist um noch Modelle zu bemalen.


 
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RE: Graue Veteranen

#9 von Manfred Grimm , 28.10.2022 20:28

Zitat von MoM im Beitrag #1
Der Zerstörer wurde nach den fünf Sullivan Brüdern benannt


Die Geschichte der fünf Sullivan-Brüder ist in mehrfacher Hinsicht außerordentlich bemerkenswert, weshalb ich sie hier zusammenfassend schildern möchte und hoffe, daß der nach ihren Namen benannte Zerstörer museal erhalten bleibt.
In der U.S. Navy war das Team der fünf Sullivan Brüder sozusagen das letzte dieser Art. George, Frank, Joe, Matt und Al Sullivan aus Waterloo (US-Bundesstaat Iowa), geboren zwischen 1914 und 1922, hatten sich nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 freiwillig zur U.S. Navy gemeldet. Entgegen den Navy-Regeln bestanden sie jedoch darauf, gemeinsam eingesetzt zu werden, denn natürlich wußte die Marineführung: Die Gefahr, daß mehrere Kinder derselben Familie gleichzeitig oder kurz nacheinander umkamen, stieg enorm, wenn sie zusammen eingesetzt wurden. Die Sullivan-Brüder setzten sich allerdings durch, nicht zuletzt durch ihr Motto "We stick together" ("Wir halten zusammen"), und wurden gemeinsam auf dem brandneuen Kreuzer USS JUNEAU kommandiert.
Während der Schlacht um Guadalcanal wurde dieses Schiff am 13. November 1942 im Südwestpazifik versenkt.

Die USS Juneau war während der Kämpfe um die Salomoneninsel auf einen japanischen Invasionskonvoi gestoßen. Anfang August 1942 hatten US-Marines die Insel besetzt, jedoch versuchten japanische Einheiten mehrfach, die strategisch bedeutsame Position zurückzuerobern. Während eben dieser Kämpfe wurde der speziell für Flugabwehr ausgerüstete Kreuzer , ein Schiff von 165 m Länge und 7500 Tonnen Verdrängung, gegen 11.00 Uhr vormittags von einem japanische U-Boot torpediert. Die Detonation führte zu einer Sekundärexplosion in der vorderen Munitionskammer des Schiffs. Nach späteren Ermittlungen kamen mehr als 570 der 693 Mann Besatzung wahrscheinlich sofort um. Rund 100 konnten sich zwar ins Wasser retten, wurden jedoch von anderen U.S.-Schiffen aus Sorge vor weiteren japanischen Angriffen nicht gerettet. Nur 10 Mann überlebten. Vier der fünf Sullivan-Brüder dürften bei der Explosion umgekommen sein. Einer, George, konnte zwar noch auf ein Rettungsfloß klettern, starb jedoch wenig später. Keine einzige amerikanische Familie verlor im Zweiten Weltkrieg mehr Kinder als Thomas und Alleta Sullivan. Die Mutter schrieb Anfang Januar 1943 an das Personalbüro der Navy einen Brief, weil sie seit zwei Monaten nichts mehr von ihren Söhnen gehört hatte und weil in Waterloo Gerüchte die Runde machten, ihre fünf Söhne seien getötet worden. Außerdem hatte sie eine ungewöhnliche Einladung erhalten, einen Neubau zu taufen, die USS TAWASA.

Angesichts dessen bat sie um Aufklärung. Die Antwort kam aus dem Weißen Haus. Präsident F. D. Roosevelt persönlich schrieb an Alleta Sullivan: "Das Wissen, daß ihre fünf tapferen Söhne im Kampf gegen den Feind vermißt werden, bringt mich dazu, Ihnen zu schreiben", begann sein Brief vom 13. jan. 1943. "Als Oberbefehlshaber möchte ich Sie wissen lassen, daß die gesamte Nation ihren Kummer teilt.". Natürlich wußte Roosevelt, daß mit Überlebenden nicht mehr zu rechnen war. Also kondolierte er der Mutter und bestätigte die schlimmsten Befürchtungen. Bekannt für seine Empathie traf er wohl genau den richtigen Ton aus dem Brief eines der fünf Söhne zitierte: "Wir werden zusammen ein Team bilden, das nicht geschlagen werden kann. Das sei "der Geist, in dem wir am Ende triumphieren werden" schrieb Roosevelt weiter. Außerdem erklärte er, wie es zu der Einladung zur Schiffstaufe gekommen war. Alleta Sullivan sei schon im März 1942 als Mutter der fünf Freiwilligen ausgewählt worden, das habe nichts mit dem Verlust der USS JUNEAU zu tun gehabt. Tatsächlich erschienen die Eltern Sullivan mit ihrem einzigen überlebenden Kind, der Tochter Genevieve, beim Stapellauf der USS TAWASA. Wenige Wochen später wurden sie erneut zu einer Schiffstaufe eingeladen, denn diesmal erhielt der neue Zerstörer mit der Nummer DD-537, der eigentlich USS PUTNAM heißen sollte, seinen Namen USS SULLIVANS.

Die US-Army zog Konsequenzen aus dem Fall der fünf Sullivan-Brüder: Bald nach Bekanntwerden ihres Schicksals legte man fest, daß nach dem Tod von mehreren Brüdern im Kampf der letzte Überlebende einer Familie von der Front abgezogen oder gar nicht erst eingezogen wird.

Anbei ein Wikipedia-Foto der fünf Sullivan-Brüder


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RE: Graue Veteranen

#10 von Bettelkruser , 30.10.2022 08:14

Ich kann allen Sammlerkollegen hier nur beipflichten. Mit der Goeben empfinde ich es persönlich auch als sehr schade.
Das die damalige Regierung sich nicht den Ruck geben konnte, für die deutsche Seefahrtgeschichte ein nicht wieder bringbares Zeitdokument in Form eines Dreadnaughts zu erhalten.
Nun gut, wäre wohl auch auf Dauer ein teurer Spaß geworden... ich denke dabei an die Renovierung der Gorch Fock.
Die Sullivan-Brüder sind mit ihrer Geschichte an Dramatik kaum zu überbieten, den Blockbuster "Soldat James Ryan" hätte es wohl nicht gegeben.
Trotz dieser Mahnungen an die Menschheit gehen die Spielchen leider immer weiter.
Ich schaue mir die Liste von Museumsschiffen auf Wikipedia gerne an, es gibt da so viele Reiseziele, die sich lohnen würden.
Ich weiss jetzt schon, das meine Rentenzeit nicht langweilig werden wird.

Ich wünsche ein schönes, langes Wochenende!



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RE: Graue Veteranen

#11 von Manfred Grimm , 30.10.2022 08:48

Zitat von Bettelkruser im Beitrag #10
den Blockbuster "Soldat James Ryan" hätte es wohl nicht gegeben.



Zunächst zum Film über die Lebensgeschichte der fünf Sullivan-Brüder: Sie wurde 1943 unter dem Titel "The Fighting Sullivans" verfilmt. Ab Februar 1944 lief die Produktion von Twentieth Century Fox in den gesamten USA in den Kinos, um die Motivation der Bevölkerung im Krieg zu steigern.

Die Handlung des bekannten Spielfilm "Der Soldat James Ryan" von Steven Spielberg basiert auf der Konsequenz, welche die US Army aus dem Schicksal der Sullivan-Brüder zog: Nach dem Tod von mehreren Brüdern im Kampf, ist der letzte Überlebende von der Front abzuziehen bzw. gar nicht erst zum Militärdienst einzuziehen. Auf einen solchen Fall, dem der vier "Niland-Brüder", beruht das Drehbuch des Spielberg-Films "Der Soldat Namens Ryan". In der Realität fielen von den vier Söhnen der Familie aus dem Bundesstaat New York allerdings "nur" zwei, beide als Angehörige verschiedener Fallschirmjägereinheiten bei der Invasion der Normandie am 6. u. 7 Juni 1944. Der dritte, der als Bomberpilot im Pazifik abgeschossen worden war, überlebte aber die japanische Kriegsgefangenschaft und kehrte 1945 zu seinen Eltern zurück.


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RE: Graue Veteranen

#12 von Karl , 04.02.2023 19:27

... war eben in den Nachrichten: Brasilien hat die Sao Paulo in große Tiefe versenkt: https://www.theguardian.com/world/2023/f...toxic-materials

Grüße

Karl


 
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