Die Type 12 Familie

#1 von Karl , 23.11.2021 15:39

[[File:Type 12.xlsx]]Was machte man, wenn ein paar Tage Zeit, aber Sammlung und Basteltisch 391 km entfernt waren?

Mein Interesse für die Fregatten den Royal Navy und insbesondere der vielen Schiffe des Type 12 Familie hatte ich hier und im HR ja schon mehrfach verbreitet. Eine lange und spannende Geschichte, welche noch vor Ende des zweiten Weltkrieges begonnen hat und bis heute andauert. Eine Geschichte des nicht an Anzahl der gebauten Einheiten, aber sicherlich an Varianten und Versionen erfolgreichsten Fregattentyps aller Zeiten. Ich will die Geschichte hier nicht erzählen, hab sie in den letzten Tagen aber zumindest mal aufgemalt.

Kurz zur Erklärung der (schön bunten) Excel-Datei: Abgebildet sind alle 76 Schiffe aller Varianten und Versionen dieses Typs, die jemals gebaut worden sind, in den Zeiträumen, in denen sie in der Tat im aktiven Dienst standen oder noch stehen. Die Farbe für Ländern sind unten in der Tabelle erklärt. Außerdem sind die wesentlichen Umbauvarianten aufgeführt (jeweils im Jahr des Abschlusses der Arbeiten). Natürlich nur als Stichwort: Wenn da z. B. „IKARA“ steht, bedeutet dieses ein umfangreiches Modernisierungspaket mit dem Einbau eines IKARA-Starters als augenscheinlichstes Merkmal. Daran kann man aber in der Fachliteratur dann die Modernisierungen erkennen. Einige Namen sind rot geschrieben: Diese Schiffe wurden modernisiert, ich habe aber (noch) keine genauen Daten des genauen Abschlusses der Arbeiten. Kleinere individuelle Variationen z. B. an der Sensorausstattung, habe ich hier (noch) nicht beachtet.

Zum besseren Verständnis hier die Geschichte der Familie in Kurzform:

Schon etwa 1944 begann die Royal Navy mit der Planung zukünftiger Fregatten. Als ein Ergebnis entstanden daraus verschiedene Typen von auf bestimmte Aufgaben spezialisierter Fregatten. Darunter der Type 12, Whitby-Klasse, speziell zur U-Bootjagd gedacht. Sechs Schiffe wurden für die Royal Navy gebaut, gefolgt von neun Schiffen des nur geringfügig modifizierten Type 12m, Rothesay-Klasse. Beide Klassen wurden im geringen Maße exportiert. Die australischen Fregatten, dort „Destroyer Escorts“ genannt, waren mit einem IKARA-Starter ausgerüstet. Die wichtigste Modernisierung war der Einbau eines Flugdecks für Westland Wasp Hubschraubern bei den britischen Schiffen. Im entfernten Sinne kann man hier auch die 20 kanadischen Destroyer Escorts hinzuzählen, da auch sie auf dem Type 12 Design basieren. Die sind aber doch konstruktiv recht weit entfernt und ich habe die mal hier herausgelassen.

In den späten 50er Jahren entstand bei der Royal Navy die Erkenntnis, in Zeiten geringerer Anzahlen von Schiffen anstatt Spezialschiffe eher Mehrzweckschiffe zu benötigen. Das Ergebnis war der Type 12i, Leander-Klasse. Die ersten Mehrzweckfregatten weltweit, heute internationaler Standard! In den nächste 21 Jahren wurden insgesamt 44 Fregatten davon in verschiedenen Ländern in Dienst gestellt. Natürlich ständig weiterentwickelt und länderspezifisch unterschiedlich ausgerüstet. Paradoxer Weise wurden bei der Royal Navy, den geänderten Anforderungen nach dem 1966 Defence White Paper folgend, eine Reihe der Mehrzweckfregatten wieder zu Schiffen mit spezialisierter Ausrüstung modifiziert.

Die letzten 21 Schiffe wurden zur Verbesserung der Stabilität in einer etwas breiteren Variante, „Batch 3“ oder „Broad Beam“ genannt, gebaut.


Die letzten sechs Schiffe sind keine eigentlichen Type 12 mehr, aber direkte Weiterentwicklungen und zählen damit m. M. n. mit zur Familie: Für die indische Marine wurden sechs Varianten als Nilgiri-Klasse gebaut, klassische Type 12 mit landespezifischer Ausrüstung. Die letzten zwei als Taragiri-Klasse mit vergrößertem Hangar und Flugdeck. Diese wurde im Lande weiterentwickelt und führten zu zwei weiteren Klassen von je drei Fregatten: Ab 1983 die (indischen, nicht zu verwechseln mit den britischen Type 16 Fregatten aus den 50er Jahren!) Type 16 oder Godavari-Klasse, ab dem Jahr 2000 die (indischen) Type 16A oder Brahmaputra-Klasse. Auch wenn diese sich mittlerweile doch sehr vom ursprünglichen Type 12 unterscheiden, so sind sie doch die letzten Weiterentwicklungen des ursprünglichen Typs aus den 50er Jahren!

Soweit zur Theorie, ich hoffe doch viel Spaß daran. In etwa zwei Wochen dürfte wieder etwas Zeit sein, dann wollte ich mal mit einer Inventur der bestehenden Sammlung (mit Fotobeweis!), Überlegungen für zukünftige Bastelprojekte und natürlich den üblichen nervigen Anfragen für Neuheiten fehlender Modelle bei Herstellern beginnen.

[[File:Type 12.xlsx]]

Dateianlage:
Type 12.xlsx

 
Karl
Kapitän
Beiträge: 831
Punkte: 8.296
Registriert am: 21.12.2014


RE: Die Type 12 Familie

#2 von CD1250 , 23.11.2021 16:01

Hi Karl

vielen Dank für die tolle Übersicht.

Zur Info: die Rohlinge für die australische River Klasse Torrens und Swan III liegen bei mir schon in der Schublade. Die Modelle kommen auch nächstes Jahr bei mir raus. ;)

Besten Gruß
Christian


*** Meine neue Homepage www.cd-miniaturen.de ***


 
CD1250
Steuermann
Beiträge: 181
Punkte: 2.155
Registriert am: 06.08.2014


RE: Die Type 12 Familie

#3 von Manfred Grimm , 23.11.2021 16:48

Zitat von Karl im Beitrag #1
Ich will die Geschichte hier nicht erzählen, hab sie in den letzten Tagen aber zumindest mal aufgemalt.


Ganz wunderbar! Vielen Dank für diese informative Übersicht. Ich würde mir die Excel-Datei gerne ausdrucken. Einverstanden?


"Seefahrtgeschichte ist Menschheitsgeschichte" (Motto des IMH, dem größten maritimen Museum der Welt)


Manfred Grimm  
Manfred Grimm
Kapitän
Beiträge: 529
Punkte: 8.124
Registriert am: 09.01.2016


RE: Die Type 12 Familie

#4 von Karl , 23.11.2021 17:00

... ja aber klar doch, dafür ist sie doch gemacht


 
Karl
Kapitän
Beiträge: 831
Punkte: 8.296
Registriert am: 21.12.2014


RE: Die Type 12 Familie

#5 von MoM , 23.11.2021 20:07

Yarra und Parramatta liegen schon auf den Helgen, hoffe ich bekomm die noch bis Jahresende fertig. Kommen in verschiedenen Bauzuständen.


 
MoM
Steuermann
Beiträge: 307
Punkte: 3.160
Registriert am: 16.11.2016


RE: Die Type 12 Familie

#6 von Jochen Bonfigt , 25.11.2021 12:54

Hallo Karl, ganz herzlichen Dank für diese tolle Übersicht! Die Geschichte der Type12 ist auch für mich von großem Interesse!
Ein Vertreter der südafrikanischen Variante, die SAS President Steyn war 1971 sogar in Hamburg zu besichtigen.
Anbei ein "Pamphlet" vom damaligen Besuch.
Viele Grüße aus Hamburg!


Jochen Bonfigt

Dateianlage:
SAS PRESIDENT STEYN.pdf

Jochen Bonfigt  
Jochen Bonfigt
Steuermann
Beiträge: 78
Punkte: 3.673
Registriert am: 15.10.2015


RE: Die Type 12 Familie

#7 von Karl , 08.04.2022 17:35

… und was macht man, wenn man Abends zwar Zeit hat, Sammlung und Basteltisch vor einem stehen, aber man irgendwie zu müde ist um zum Pinsel zu greifen oder am Bericht für den HR weiter zu arbeiten?

Ein bisschen Daddeln geht immer! Ich habe die Type 12 Tabelle mal ein wenig aufgebohrt. Neben Ergänzungen und Fehlerkorrekturen habe ich die Familienchronik erweitert, auf alle britischen Fregatten seit 1950. Also neben der eigentlichen Familie alle sonstigen Mitglieder, vom Urgroßvater bis zur Urenkelin, von der Nichte bis zum Großonkel, ehelich oder nicht ehelich gezeugt.

Stellen sich zunächst drei Fragen zur Definition der Tabelle:

Was bedeutet „Britisch“? Im Sinne dieser Tabelle alle Fregatten oder Korvetten, welche
- in Großbritannien gebaut wurden,
- nach britischem Design außerhalb von Großbritannien gebaut wurden, oder
- auf Basis britischen Designs gebauter Fregatten oder Korvetten, auch wenn diese mittlerweile ziemlich anders aussehen.

Was ist eine Fregatte? Im Sinne dieser Tabelle
- Schiffe mit einer „F“-Nummer, also Fregatten oder Korvetten, oder
- Schiffe, welche zwar keine „F“-Nummer tragen, aber im mitteleuropäischen Gebrauch als Fregatten oder Korvetten gelten würden.

Was bedeutet „seit 1950“? Im Sinne dieser Tabelle die Schiffe, welche
- nach 1950 als Fregatten oder Korvetten gebaut wurden, oder
- nach 1950 zu Fregatten umgebaut wieder in Dienst gestellt wurden.

Ansonsten alles wie gehabt: Modifizierungen nur als Stichwort und im Jahr der Wiederindienststellung, Schiffsname in Rot bedeutet, dass Details zum Zeitpunkt der Modernisierung nicht exakt feststellbar sind.

Kleiner Hinweis: Gerade bei kleineren Marinen, z. B. aus Afrika, sind genaue Daten zur In- und Außerdienststellung schwer zu bekommen. Zur allergrößten Not habe ich die erste und letzte Erwähnung im Weyer genommen.

Noch ein Punkt: Ich war selbst erstaunt, was im Laufe der Zeit noch an Schiffen dazukam. Wem etwas auffällt, was ich übersehen habe, ich freue mich über jeden Hinweis!!

Wer noch auswerten möchte (ich persönlich finde eine Auswertung nach der Royal Navy sehr interessant, ALLE Fregatten seit 1950 sind in der Liste): Ich habe noch die Spalte „Land“ ergänzt. Einfach Zeile 1 markieren, Filter setzen (Start -> Sortieren und Filtern -> Filter) und in der Textzeile das Land eingeben. Sucht man z. B. alle Chilenen, wird dann sowohl „Großbritannien / Chile“ als auch „Chile / Ecuador“, also alle Chilenen angezeigt.

Wegen der Fragen bei der Type 12-Liste: Sie steht frei im Internet und jeder kann sie zum persönlichen Gebrauch benutzen. Obwohl, offen gestanden, ich wäre sehr traurig, wenn ich sie, auch nur in Teilen, in anderen Publikationen wiederfinden würde.

Auf jeden Fall allen interessierten Sammlerfreunden viel Spaß damit!

Viele Grüße

Karl
[[File:Britische Fregatten.xlsx]]

Dateianlage:
Britische Fregatten.xlsx

 
Karl
Kapitän
Beiträge: 831
Punkte: 8.296
Registriert am: 21.12.2014


RE: Die Type 12 Familie

#8 von Karl , 21.03.2023 17:34

Ich hatte vor einiger Zeit hier ja mal eine Gesamtliste aller britischen Fregatten von 1950 bis heute hochgeladen, die Definition „britische Fregatten“ siehe bitte dort. Ich habe mich auch mal an das Pendant der britischen Zerstörer in dem Zeitraum gemacht.

Kurz wieder zur Definition „britische Zerstörer 1950 bis heute“, etwas abweichend von den britischen Fregatten:

Aufgeführt sind alle Schiffe, welche

- ab 1950 weltweit als Zerstörer im Dienst standen, bei den Fregatten wollte ich das auch noch machen, aber ich denke erst nach meiner Rente.

- in Großbritannien oder nach britischem Design woanders (waren nicht viele) gebaut worden sind.

Viele dieser Zerstörer wurden nach 1950 zu Fregatten umgebaut, siehe die Liste „Britische Fregatten“. Ich habe sie hier dringelassen, allerdings mit einem dicken Rahmen versehen, steht auch so in der Legende unten.

War übrigens ganz interessant, diese Recherche: Gerade bei den War Emergency Destroyer (O bis CR-Klasse) gab es ja viele Umbauten zu Fregatten: Insbesondere Type 15, komplett-Umbauten, aber auch „Billig-Versionen“ mit dem Spezialgebiet U-Bootjagd. In Großbritannien als Type 16 bezeichnet, vergleichbare Umbauten z. B. für Pakistan und auch andere Umbauten, die sich so nannten wie die HMCS Sioux sind recht bekannt. Aber auch andere Länder, die ich erst jetzt gefunden habe. Niederlande (muss ich noch recherchieren), oder Südafrika (hier mal eine Zeichnung: http://www.shipbucket.com/drawings/773). Die Fregatten-Liste wird auf jeden Fall noch ergänzt.

Ansonsten:

- Länderbezeichnung und Farbe nach dem Zeitpunkt des Besitzers 1950,
- wesentliche Umbauten (und Name nach Besitzerwechsel) sind in der Tabelle eingefügt.
- Auch diese Tabelle lässt sich filtern, einfach in der ersten Zeile einen Filter ergänzen und suchen. Persönlich fand ich gerade die Auswertung nach britischen Schiffen sehr aufschlussreich. Natürlich, die Bedeutungen von Zerstörern und Fregatten fließen seit Jahrzehnten ineinander, aber trotzdem ….

Alle Daten, soweit nach bisheriger Recherche gefunden (jede Hilfe zum Füllen der freien Feldern ist herzlich willkommen!
Und auch hier wieder: Die Tabelle steht frei im Internet und jeder kann sie zum persönlichen Gebrauch benutzen. Trotzdem ich wäre sehr traurig, wenn ich sie, auch nur in Teilen, in anderen Publikationen wiederfinden würde.

[[File:Britische Zerstörer.xlsx]]

Dateianlage:
Britische Zerstörer.xlsx

 
Karl
Kapitän
Beiträge: 831
Punkte: 8.296
Registriert am: 21.12.2014


   

Einfach mal so
Und noch ne Flotte

disconnected Foren-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz