Persönliche Erfahrungen im Falkland Krieg

#1 von Karl , 03.06.2021 10:31

40 Jahre Falkland-Krieg wurde hier an anderer Stelle ja schon thematisiert. Ich war damals kurz vor dem Abitur und für mich brach eine Welt zusammen: Wie können zwei Länder, in denen es weder an Nahrung noch an Bildung mangelt, in dieser ach so aufgeklärten Welt gegeneinander Krieg führen?

Ich beschäftige mich wieder einmal mit dem Thema, diesmal weniger mit den bekannten Werken darüber oder Woodward’s „One Hundred Days“, diesmal lasse ich mehr andere Teilnehmer zu Worte kommen, gerade von britischen Kriegsteilnehmern gibt es einige Bücher. Eben um nicht nur die „offizielle“ Version zu kennen, sondern wie diese individuell gesehen und wahrgenommen wurden. Von links:



„Ordeal by Exocet“ von Ian Inskip ist ja wohl der Klassiker in der Reihe. Commander Inskip war während des Krieges Navigationsoffizier auf der HMS Glamorgan. Er erzählt die Ereignisse sehr sachlich und aus der Sicht eines Offiziers, natürlich auch mit einigen persönlichen Einflüssen.

„Scram“ von Harry Benson: Denken wir uns mal das Cover, was wohl besser zu einem Spiderman-Comic passen würde, weg: Er selbst war als Pilot einer Wessex HU.5 am Krieg beteiligt. Jahre später trifft er andere Hubschrauberpiloten des Krieges und erfährt Begebenheiten, die sogar ihm selbst nicht bekannt waren. Etwa 25 Gespräche mit anderen Kameraden später hat er dann dieses Buch geschrieben, er schildert die Ereignisse eben aus Sicht der Piloten.

„Bomb Alley“ von David Yates: Daran lese ich gerade noch: Sehr persönliche Erfahrungen von einem Unteroffizier an Bord von HMS Antrim, sein Bereich war die Unteroffiziersmesse. Nicht immer ganz einfach zu lesen, es macht auch Sinn, sich vorher über die globalen Ereignisse zu informieren, um das Buch zu verstehen. Aber mal ein ganz anderer Blickwinkel, aus dem man viele Informationen über den Dienst in der Royal Navy zur damaligen Zeit allgemein und während des Krieges insbesondere erhalten kann.

„Journey into the Unknown“ von George McDonald: Der Autor war während des Krieges Offizier an Bord des Flugzeugträgers HMS Hermes. Das nächste Buch, was ich lesen werde.

Nach den ersten drei Büchern: Die „offizielle“ Version kenne ich seit Langem aus diversen Werken. Durch diese persönlichen Schilderungen werden die Information zum einen ergänzt, zum anderen aber auch relativiert. Eine Erfahrung, die ich hier empfehlen möchte.

Die Reihe soll hier nicht beendet sein, Hinweise über weitere solcher Bücher nehme ich gerne entgegen!

Viele Grüße

Karl


 
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RE: Persönliche Erfahrungen im Falkland Krieg

#2 von Manfred Grimm , 03.06.2021 13:45

Lieber Karl,

ganz besonderen Dank für diesen Beitrag einschließlich der vorgestellten Bücher, der für mich und sicherlich auch für jeden anderen hauptsächlich aus Schiffahrtsgeschichtlichen Interesse sammelnden Schiffsliebhaber ein echtes Highlight ist.

Herzliche Grüße
Manfred



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RE: Persönliche Erfahrungen im Falkland Krieg

#3 von Chief Mathias , 03.06.2021 14:12

Heute mal eine persönliche Anekdote aus der Zeit des Falklandkrieges. Ich war zu dieser Zeit in der Grundausbildung der Marine in Drangstedt und wir bekamen das alles per TV und Medien mit. Einige Monate später im Sommer 1982 war ich als Besatzungsmitglied an Bord des U-Jagdboot Theseus und wir lagen im Hafen von Portsmouth, direkt neben den britischen Fregatten aus dem Falklandkrieg zurückgekommen. Einigen sah man Ihre Beschädigungen an. Zerstörungen an Oberdeck und Aufbauten. Es war eine bedrückte Stimmung, denn wenn man das sah war einem auch klar, das es hier viel Leid an Bord gab.
Aber interessanterweise waren die britischen Seeleute gut drauf und wir wurden überall hin eingeladen. Sei es an Bord oder Besichtigungen auch in London. Damals war es in Großbritannien ein Hype in Marineuniform herum zulaufen . Über war man gern gesehen. In Deutschland kaum denkbar... das habe ich seit damals nie vergessen...

Liebe Grüße Chief Mathias


 
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RE: Persönliche Erfahrungen im Falkland Krieg

#4 von Jochen Bonfigt , 03.06.2021 21:21

Meine Zeit bei der Bundesmarine lag 1982 schon hinter mir und ich hatte gerade bei einer Firma in Detmold angefangen. Dort waren damals noch Britische Truppen stationiert und am Wochenende wurde im Schlosspark flotte Marschmusik gespielt.
In unserer Firma gab es auch in England geborene aber schon seit vielen Jahren in Deutschland lebende britische Staatsbürger, die sich - wie selbstverständlich - zum Kriegseinsatz melden wollten!
Anlässlich eines Besuches Ende 1982 in Großbritannien konnten wir im Ärmelkanal gerade die "Invincible" auf der Rückreise von den Falklands fotografieren und in Edinburgh auf der Burg waren bereits die Gefallenen des Falklandkrieges aufgelistet.
Die Bilder des Krieges und das Leid wurden uns im Fernsehen jeden Tag präsentiert. Für uns sehr befremdlich dieser verbissene Kampf um dieses karge Inselgruppe!

Liebe Grüße

Jochen Bonfigt


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RE: Persönliche Erfahrungen im Falkland Krieg

#5 von proflutz , 03.06.2021 21:59

Ich war vor ca. 13 Jahren auf dem Rückweg von der antarktischen Halbinsel in Stanley wo gerade der 25 Jahrestag der Befreiung gefeiert worden war. Im Museum und im Umfeld (Runway, Kaserne, Governor´s House) gab es einiges zu sehen. Auch ein Denkmal für die 1914er Schlacht stand dort am Fjordufer.


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