Liebe Sammler,
im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts entschloss sich die Hamburger Laeisz-Reederei, einen regelmäßigen Linien-Dienst von Hamburg und Antwerpen zu den Häfen der südamerikanischen Westküste, zwecks Salpeterfahrt, einzurichten. Richtig angepackt winkte hier ein Geschäft mit großer Gewinnspanne, der wir heute u. a. die schöne Hamburger Laeisz-Halle und das Chilehaus zu verdanken haben.
Allerdings führte diese Route um Kap Horn. Dort unten, am letzten Ausläufer des amerikanischen Kontinents, trotz schwerem Wetter, starken Westwind mit noch stärkeren, heulenden Böen unter brettsteifen Segeltuch durchzuhalten, das erforderte stählerne Schwerwettersegler.
Die bisher in der Laeisz-Flotte vorhandenen hölzernen Frachtsegler wären unter diesen Wetterbedingungen gezwungen, mit festgemachtem Zeug beigedreht liegend auf besseres Wetter zu warten. Diese Methode behagte sowohl Vater als auch Sohn Laeisz überhaupt nicht. Im ersten Satz der Instruktionen für die Schiffsführer dieses zukünftigen Linien-Dienstes war zu lesen: „Meine Schiffe KÖNNEN und SOLLEN schnelle Reisen machen“. Um das aber mit seinen Seglern, insbesondere den späteren großen Vier- und Fünfmastschiffen, in die Tat umzusetzen, mußte die Takelage der betroffenen Schiffe verstärkt werden. Stählerne Masten vom Kiel bis zum Flaggenknopf und stählerne Rahen mit riesigen Lappen von Segeln sollten nun zum Einsatz kommen. Das Tauwerk aus Naturfaser, vornehmlich Hanf und Manila, wurde jetzt überwiegend durch Stahldraht und Ketten ersetzt.
Die Rumpffarben wurden analog zu denen der Handelsflagge des Deutschen Kaiserreiches gewählt. Schwarz über Wasser, weißer Wasserpass und rotes Unterwasserschiff. Bei Gründung des Norddeutschen Bundes 1867 wurden die Farben Rot und Weiß der Hansestädte und das Schwarz und Weiß von Preußen die Farben der neuen Flagge in Schwarz-Weiß-Rot, die seit 1871 auch die Flagge des Deutschen Kaiserreiches war.
Um nicht bis zur Fertigstellung eines Neubaus mit dem Salpeterfrachtgeschäft warten zu müssen, kaufte Laeisz 1865 als 28. Schiff und gleichzeitig erstes Stahlschiff der Reederei, die PROFESSOR (ex. FLOTTBECK), eine stählerne Bark des Hamburger Eigners Julius Hüniken.
1887, im Todesjahr des alten Ferdinand Laeisz, ging sein Sohn Karl, im Hinblick auf das zunehmende Geschäft in der Salpeterfahrt, an einen umfassenden Ausbau der Laeisz-Flotte. Von dieser Zeit an entfaltete sich die Reederei zu der berühmten „Fleying P-Line“.
Mit der PAMELIA (1888) kam 2018 das erste Rodkling-Modell aus dieser Vorbildzeit. Die PAMELIA war nicht wie die bisherigen Laeisz-Schiffe ein Einzelschiff, sondern eines mit vier Schwesterschiffen gleichen Typs; alle fünf für die Salpeterfahrt bei Blohm & Voss in Hamburg zwischen 1887-1889 gebaut. Im Einzelnen waren dies die bereits als Rodkling-Modellneuheit angekündigte PROMT (1887), das Rodkling-Modell PAMELIA (1888), die noch nicht als Modell erschienene PERGAMON (1888) und die jetzt gelieferten Rodkling Neuheiten aus 2021, POTRIMPOS (1887) und POTSDAM (1889).
Fotos Drei von fünf bei Blohm & Voss, Hamburg, gebaute Schwestern (es fehlen PROMPT (1887) u. PERGAMON (1888)
RKHS 54: PAMELIA (1888)
Neuheit RKHS 58: POTRIMPOS (1887)
Neuheit RKHS 59: POTSDAM (1889)
Auf diesen Schiffen waren die Matrosen unter der Back in engen, feuchten Quartieren oder bei schwerem Wetter im ständig überflutetem Deckshaus untergebracht. Um dem ein Ende zu machen, wurde 1892 mit der PLACILLA, bei Joh. C. Tecklenburg, Geestemünde, ein völlig neuer Schiffstyp konzipiert, der als Vorreiter für das Aussehen aller zukünftigen „Fleying P-Liner“ der Laeisz Reederei dienen sollte, der „Drei-Insel-Typ.“ Da von diesem Vorbild noch kein Modell existiert, aber von dem „Drei-Insel-Typ“ POTOSI (1895), habe ich zur Veranschaulichung dieses Typs die CLC-Miniatur meiner Sammlung als nächste abgebildet.
CL CS 1: „Drei-Insel-Typ“ POTOSI (1895)
Bei dem „Drei-Insel-Typ“ befand sich zwischen Back und Poop ein Mittelaufbau, der beidseitig bis an die Bordwand reichte. Das Kartenhaus und der Ruderstand mit dem großen Doppelrad haben ihren Platz auf diesem Mittelaufbau, auch Brückendeck genannt, erhalten. Hier waren die Rudergänger vor den gefürchteten mitlaufenden Seen sicher, die so manches Unheil verursacht hatten.
Zentrale Wohn- und Arbeitsräume für Kapitän, Offiziere, Koch und Mannschaft befanden sich jetzt im Mittelbau. So hatten die Matrosen statt wie bisher unter der Back, jetzt große, wassergeschützte und gut belüftete Unterkünfte für jeweils 12 bis 18 Mann, getrennt in Steuerbord- und Backbordwache.
Später erfuhr der „Drei-Insel-Typ“ noch eine Optimierung, indem Laufstege hinzugefügt wurden, welche die drei Inseln Back, Mittelaufbau und Poop miteinander verbanden. So konnte man trockenen Fußes vom Hochdeck zur Back oder Poop gelangen. Dazu die folgende Rodkling-Modell Abbildung der PETSCHILLI (1903)
RKHS 55: PETSCHILLI (1903), „Drei-Insel-Typ“ mit Laufstegen
Ich freue mich auf weitere Neuheiten dieses interessanten Sammlungsgebietes.
Viel Freude beim Anschauen der Bilder und alles Gute
Manfred Grimm