Liebe Sammler,
nachdem der japanische Admiral Togo die Kriegsflotte der russischen Ostseegeschwader in der Seeschlacht von Tsushima erfolgreich bekämpft hatte, gab es eine Siegesfeier. Ein Mann machte Admiral Togo schmeichelhafte Komplimente. „Dieser größte Erfolg wird sicherlich in die Geschichte eingehen. Sie sind ein Kriegsgott wie Admiral Nelson, der Napoleon in der Schlacht von Trafalgar besiegt hat“. Admiral Togo erwiderte ihm dankend, daß Nelson in Wirklichkeit keine besonders große Persönlichkeit war, so wie man sich das vorstellt. „Admiral Yi Soon-shin gilt als Kriegsgott und ich bin im Vergleich zu ihm nur ein bescheidener Unteroffizier“.
George Alexander Ballard (1862-1948), der 1921 als Vizeadmiral der Royal Navy in den Ruhestand ging, würdigte Admiral Yi mit den Worten: „Es fällt den Engländern nicht leicht zu glauben, daß es noch andere gibt, die sich mit dem verdienten Nelson vergleichen lassen. Wenn es jedoch jemanden gibt, der zu der Ehre kommt, muß es der Admiral aus Asien sein, der keine einzige Schlacht verlor und während einer Schlacht starb.“
In sieben Jahren 23 Seeschlachten zur Wiedergewinnung der Freiheit des koreanischen Volkes geschlagen und gewonnen, und dies trotz gelegentlicher Übermacht des Gegners in manchmal aussichtsloser Lage, dabei kein einziges Schiff verloren – ein Alleinstellungsmerkmal in der Marinegeschichte.
Paradoxerweise ist der koreanische Admiral Yi Soon-shin trotzdem der unbekannteste von allen namhaften. Sein Schiff war das Schildkrötenschiff (Kobukson), das erste mit Eisen bewehrte Kriegsschiff in der Marinegeschichte. Während des Siebenjährigen Krieges schrieb Admiral Yi ein Kriegstagebuch, das bis heute vollständig erhalten ist und 2013 zum Weltdokumentenerbe erklärt wurde. Es ist von unschätzbaren Wert und Primärquelle der Geschichte des Admirals seines Schildkrötenschiffes und seiner Seeschlachten.
Das Lesen und anschließende Verarbeiten des Gelesenen in einen Vorbildbericht, waren für mich wieder einmal „Sternstunden“ des Sammelns. Damit ist bei mir eine erhebliche marinegeschichtliche Bildungslücke geschlossen worden. Vielleicht geht es dem einen oder anderen an Marinegeschichte interessierten Leser auch so.
Die kleine, dankenswerter Weise von Johann Wolkersdorfer gebaute (JW 089 - Schildkrötenschiff) und Roland Klinger verfeinerte Miniatur, avancierte inzwischen zu einem der Lieblingsmodelle meiner Sammlung.
Für die Länge meines Berichtes entschuldige ich mich nicht, denn das wäre nicht ehrlich. Vielmehr ist es so, daß dieser Ausnahme-Admiral und sein Schildkrötenschiff, einen Ausnahmebericht verdient haben. Und so ist dieser ausnahmsweise 12 Seiten lang geworden, allerdings mit vielen Abbildungen, zwei Skizzen zum Schlachtverlauf der zwei kriegsentscheidenden Seeschlachten, einer Tabelle mit allen 23 Seeschlachten und ihren Ergebnissen und einer Synopse, die die Beschaffenheit der japanischen Schlachtschiffe der der koreanischen vergleichend gegenüberstellt.
Viel Freude beim Anschauen und interessante Lektüre beim Lesen wünscht mit herzlichen Sammlergrüßen
Manfred Grimm
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