Mini-Sixpack für 1904/05

#1 von Claudius , 12.03.2019 11:01



Beim Stöbern im www entdeckte ich ein Foto von zwei getarnten Torpedobooten 1904 im Hafen von Wladiwostok. Das wurde zum Auslöser für den Nachbau dieser Winzlinge, wusste ich doch, das es Modelle dieser Boote in in 1/1250 bei WTJ als 3D-Druck im 6er-Pack gibt.
Ein „Sixpack“ kostet in den USA 11,25 $. Natürlich kann man auch auf das Fertigmodell aus der Doppelpackung 889 von HAI zurückgreifen, das die Wladiwostoker Torpedoboote No. 205 und No. 208 enthält, ersteres die REVAL (nach Gomm die SVEABORG), letzteres das hier besprochene Boot der POLANGEN-Klasse.
Die Länge beträgt nur ca. 35 mm, das ist eine echte Herausforderung und der Spaßfaktor ist teilweise eingeschränkt. Von den geplanten zusätzlichen Details habe ich einige während der Ausführung wieder verworfen, weil an Deck dieser Miniaturen einfach kein Platz vorhanden war oder weil ich mir einige Details nicht zugetraut habe. So habe ich z.B. die Bugtorpedorohre und je einen Lüfter und Niedergang weggelassen.
Falls jetzt jemand nachzählt und bei mir nur 5 Boote entdeckt: als ich beim ersten Boot die Mastposition auf dem Vorschiff ankörnte splitterte der gesamte Bug ab und verschwand spurlos. Da waren´s nur noch fünf!
Diese kleinen Torpedoboote wurden ab 1892 als französische DRAGON-Klasse gebaut. Ein Boot baute Normand in Le Havre im Auftrag Russlands, es bekam den Namen PERNOV (später Nr. 103). Die nachfolgende Serie wurde bei russischen Werften gebaut und als POLANGEN-Klasse bezeichnet. Es entstanden weitere 22 Torpedoboote (nach anderen Quellen: 24). Nach Gomm, „Die russischen Kriegsschiffe 1856 – 1917“, Bd. III, handelt es sich um folgende Schiffe:
- Nr. 127 – 142 waren in der Ostsee stationiert, ein Teil wurde zum Ende des 1.WK deutsche, und später finnische Beute
- Nr. 208 – 211 wurden in Einzelteilen nach Wladiwostok transportiert und dort montiert.
- Nr. 270 – 273 waren im Schwarzen Meer stationiert.
Wie immer wurden auch diese Boote in der Kaiserlich Russischen Marine unzählige Male umgebaut, so dass es schwer ist, den Überblick zu behalten. Im Netz kursieren die unterschiedlichsten Pläne, zumeist undatiert. So sollen z.B. die Boote im Schwarzen Meer von Anfang an 3 Masten besessen haben. Die großen, an beiden Seiten der Boote angebrachten „Kästen“ boten zusätzlichen Stauraum auf diesen Winzlingen mit 24 Mann Besatzung. Dominant ist auch der große Scheinwerfer auf dem gepanzerten Fahrstand am Bug. Ein Teil der Boote (welche, wann?) erhielt später ein Heckgeschütz. Die Boote wurden bald zu klein, erfüllten aber bis zum Ende des 1. Weltkrieges noch Aufgaben wie Hafenschutz, Minensuche oder Kurierfahrten.
Ich habe das WTJ Grundmodell (mit Mast-Variationen) mit diesen Details ergänzt:



Bei der Detaillierung habe ich mich nach vorhandenen Fotos gerichtet, die allerdings in der Regel wegen schlechter Qualität neue Fragen aufwerfen. Die angeklebten Ruderboote sind die allerkleinsten von MOM (Masters of Military) von Shapeways, wo sie im Set „Rowing Boats 1/1250“ zu bekommen sind. Sie sind etwas „wild“ an den TB angebracht, was aber durchaus vorbildgerecht ist, denn im Original handelte es sich um Leichtbau-/Segeltuchboote, die teils Bug voraus, teils Heck voraus, teils auf der Seite liegend, befestigt waren. Wegen des geringen Gewichts gab es für sie auch keine Davits.
Durch die unterschiedliche Bemalung wollte ich die verschiedenen Einsatzorte der Boote bis ca. 1905 zeigen, alle sind durch Fotos zu belegen (von links nach rechts):



- Das komplett schwarze Boot stellt Nr. 273 im Schwarzen Meer dar (links außen)
- Das schwarze Boot mit den standardmäßig gelben Schornsteinen steht für den Einsatzort Ostsee (Nr. 142)
- Wladiwostok als Heimathafen haben die drei restlichen Boote. Weiß mit gelben Schornsteinen ist die Friedensfarbe vor dem Russisch-Japanischen Krieg (nach einem Foto von Boot Nr. 208, das am 10. Juli 1904 auf eine Mine fuhr und ein Totalverlust wurde). Die Tarnmuster sind während des Krieges auf mindestens zwei Boote des Nummernbereichs 208 – 211 aufgebracht worden.
Überhaupt sind diese Tarnmuster der Grund, warum ich mich mit den Booten beschäftigt habe. Für die Zeit 1904/1905 ist Tarnung ja schon ungewöhnlich.
Ein Originalfoto zweier getarnter Torpedoboote in Wladiwostok ist z.B. unter
https://litresp.ru/chitat/ru/%D0%9C/melj...kie-minonosci/5
zu finden. Die Fachliteratur und Russische Modellbauer haben sich für hell Sandfarben und recht helles Grün entschieden. Dem bin ich gefolgt. Die Serie „Morskaya Kollektsiya“, eine russische Heftreihe zu modernen und historischen Kriegsschiffen aus aller Welt, veröffentlichte in der Ausgabe 9/2012 („Schiffe des Russisch-Japanischen Krieges III“) auch eine Reihe von vier Farbabbildungen getarnter russischer Torpedoboote 1904/1905. Alle Boote, darunter auch eines vom Typ „PERNOV“, sind komplett getarnt, d.h. auch über das Deck hinweg.
Das erleichtert natürlich das Bemalen der Modelle ganz erheblich. Meine Interpretation für zwei der Wladiwostok-Boote 1904/05 sieht deshalb so aus:


 
Claudius
Matrose
Beiträge: 108
Punkte: 930
Registriert am: 27.04.2017


RE: Mini-Sixpack für 1904/05

#2 von Jürgen Streich , 12.03.2019 16:38

Ich fand das gleiche Foto wie in Ihrem Link in einem kleinen russischen
Heftchen aus dem Gangut-Verlag, St. Petersburg von 1999.
Demnach sind das die No. 205 und No. 206 in Wladivostok auf dem Foto.
Das Titelblatt des Heftchen zeigt die No. 206 als Seitenansicht in Tarnfarbe wie Ihre Modelle.


Jürgen Streich  
Jürgen Streich
Leichtmatrose
Beiträge: 30
Punkte: 209
Registriert am: 03.08.2014


   

VLADIMIR MONOMAKH im Jahr 1905
Gesuperte historische Schiffe AQ 2009 HMS Queen Carlotte

disconnected Foren-Chat Mitglieder Online 0
Xobor Ein eigenes Forum erstellen
Datenschutz