Die amerikanische Firma WTJ bietet eine ganze Reihe von 3D-Druck-Modellen in 1/1250 und anderen Maßstäben an. Meist handelt es sich um Schiffe der Zeit zwischen 1880 und 1905. Der Katalog ist etwas umständlich gehalten, enthält aber einige bisher sonst nicht erhältliche Typen. Zur Ergänzung meiner Russischen Flotte von 1905 fielen mir der Hilfskreuzer URAL und das Hospitalschiff OREL auf.
Die URAL ist als Wargaming-Modell konzipiert. Die Geschütze des Hilfskreuzers sind wirklich nur zart angedeutet und nicht als dreidimensional zu bezeichnen. Beim genaueren Inspizieren des Modells stellte ich auch größere Abweichungen zu den mir vorliegenden Fotos und Seitenrissen fest. Das komplette Vordeck musste neu erstellt werden, und die 14 Beiboote brauchten zwingend Davits … Also kein reines Mal-, sondern ein Umbauprojekt.
Die URAL wurde als SPREE 1890 für den NDL gebaut. Nach einem Umbau 1899 bekam sie den neuen Namen KAISERIN MARIA THERESIA, zugleich wurde sie erheblich verlängert und das Aussehen änderte sich durch einen dritten Schornstein komplett (das ist der Grund, warum das alte Mercator-Modell M423 der SPREE nicht als URAL verwendet wurde). 1904 kaufte die Russische Marine das Schiff an, um es als Hilfskreuzer einzusetzen. Als URAL ging sie in der Seeschlacht von Tsushima verloren.
Das Material ist widerstandsfähig genug um damit vernünftig zu arbeiten. Schleifen, bohren, schaben sind kein Problem. Die Schornsteine sind hohl, Löcher für die Masten sind auch schon vorgebohrt. Nach einem Abgleich mit Literatur und Internet-Photos entschied ich mich für einen kompletten Neubau des Vordecks; als Vorbild diente mir das des Mercator Modells. Plastic-sheet wurde lagenweise mit Superkleber ohne Haftungsprobleme aufgebracht.
Mein absoluter Albtraum waren von Anfang an die 28 Davits der Rettungsboote, die nämlich außen an der Bordwand befestigt waren. Also Draht biegen, zurechtschneiden und mit Superkleber möglichst gerade an den Bordwänden fixieren. Dann noch die Masten löten, zwei Geschütze mit Schutzschild, vier ohne herstellen, diverse Kleinteile montieren. Insgesamt habe ich 65 selbst gebaute Einzelteile verbaut.
Gerade noch rechtzeitig fiel mir auf, dass ich die Anzahl der 12cm Geschütze auf vier verdoppelt hatte (deshalb oben auf den Fotos falsch!): also wieder abschneiden, feilen und zwei Geschütze neu platzieren. Danach ging es ans Bemalen. Es gibt ein schönes Originalfoto der Ural mit Bewaffnung. Darauf ist erkennbar, dass das Schiff in den zivilen Farben fuhr, daran habe ich mich orientiert.
Das Schiff wurde in warmem Spülwasser mit einem weichen Pinsel gereinigt, abgespült und nach dem Trocknen mit einer weißen Grundierung aus einer Vallejo-Sprühdose vorbereitet. Zum Bemalen benutzte ich Vallejo Acrylfarben, die sich als sehr gut erwiesen, sie haben eine sehr gute Deckkraft und trocknen schnell. Das braune Steuerhaus, die Innenseiten der Lüfter und auch die Schornsteine wurden mit Mattfarben von Humbrol oder Revell getönt. Es gab dabei keine Probleme mit der Länge der Trocknungszeit. Der rote Wasserpass entstand mit dem Lackstift (danke für den Tip!).
Angesichts der vielen Lüfter an Deck und der mikroskopisch kleinen Zwischenräume an Deck war das eine arge Pinselei. Ich habe unzählige Male verbessert und nachgearbeitet, dennoch lassen die Fotos noch immer Schwächen erkennen, die man so am Modell kaum sieht. Das Auftragen von mattem Klarlack aus der Sprühdose war der letzte Arbeitsschritt.
Fazit: Wer etwas Arbeit investieren kann, bekommt ein außergewöhnliches Modell. Ich werde mich jedenfalls auch noch an die OREL wagen.