Thema "Hobby"

#1 von Stephan , 28.08.2017 20:15

Liebe Foristen,
hier ein Link zur "Zeit" mit einem guten Artiekl zum Thema "Hobby" und warum Hobbys aussterben...
Viel Spass beim Lesen.

http://ze.tt/warum-das-hobby-ausstirbt/?...teaser.teaser.x

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RE: Thema "Hobby"

#2 von Christian , 30.08.2017 19:47

Danke für den Link. Ich habe mir den Artikel durchgelesen, kann die Auffassung des Autors aber nicht so recht teilen.

Zunächst zum Thema Bewerbung: Ich habe beruflich mit Jugendlichen zu tun und erfahre dabei aus erster Hand, dass Angaben zu Hobbys nach wie vor in Bewerbungen gewünscht werden, und zwar ganz konkret von den Arbeitgebern. Natürlich hat es keinen Sinn, Hobbys zu nennen, die für den Beruf irrelevant sind, aber das war früher wohl auch schon so. Aber bei einem Beruf, der z.B. viel Kundenkontakt erfordert, werden Hobbys, bei denen man viel Kontakt mit Leuten unterschiedlicher Alters- und Bildungsgruppen hat, positiv betrachtet, weil davon ausgegangen werden kann, dass der Bewerber hier bereits Erfahrung aufgrund seines Hobbys hat. So oder so ähnlich wird die Frage nach Hobbys von Arbeitgebern begründet. Umgekehrt sind z.B. Hobbys, die eine ruhige Hand und Konzentration erfordern, auch "nützlich" für bestimmte Berufe. Ich glaube nicht, dass die Frage nach Hobbys je einen anderen Hintergrund hatte als diesen, und der gilt heute genauso wie früher.

Somit sind Hobbys also nicht völlig sinnlos, zumindest nicht aus Sicht der Arbeitgeber. Der Hobbyist (sagt man das so?) macht sein Hobby natürlich nur aus Spaß, für ihn steckt tatsächlich kein weiterer Nutzen oder Sinn dahinter. Allerdings stimmt es schon, dass die Geschlechtertrennung beim Hobby verschwindet, und Hobbys, die Frauen nicht interessieren, verlieren an Bedeutung. Ich kenne viele junge Familien, die ihre Freizeit (jenseits der Kinderbetreuung) gemeinsam "sinnlos" "spielend" verbringen möchten, was zwar per Definition auf das Hobby zutrifft, aber natürlich voraussetzt, dass es sich um ein solches Hobby handelt, dass beiden Partnern gefällt. Gerade technische Themen (z.B. Modelleisenbahn) stehen da naturgemäß eher auf der Verliererseite, während Kreatives sogar deutliche Zuwächse zeigt.

Beispielsweise gibt es in meinem Bekanntenkreis ein Paar in den späten 30ern, das seine Freizeit auf Mittelaltermärkten verbringt. Den ganzen Winter über basteln die beiden an ihren Kostümen, und wenn sie dann auf so einem Markt sind, dann wird z.B. von ihr nur mit mittelalterlichen Zutaten und Werkzeugen gekocht, während er an (sogar über Schützenvereine offiziell ausgetragenen) Wettkämpfen im Schießen mit dem englischen Langbogen teilnimmt. Natürlich muss alles historisch korrekt sein, sogar die Anfertigung der Kostüme erfolgt nur mit mittelalterlichen Werkzeugen und Materialien. All diese Beschäftigungen sind eindeutig "ohne weiteren Nutzen" und sie verfolgen auch kein höheres Ziel, aber sie unterscheiden sich sehr deutlich von Hobbys im traditionellen Sinn, wie z.B. dem Betreiben einer Modelleisenbahn oder dem Sammeln von Briefmarken. Dennoch trifft die Definition des Hobbys auf sie zu. Das Hobby (als regelmäßig, aber nur zum Spaß und somit "sinnlos" betriebene Tätigkeit) stirbt also keineswegs aus, aber es verändert sich.

Freilich gibt es auch Menschen, die immer nur auf ihre Außenwirkung achten (das sind die, die sogar ihr Mittagessen ins Netz stellen und der ganzen Welt mitteilen, egal ob die anderen es sehen wollen oder nicht). Aber es gab auch schon früher verschiedene Typen: Die einen verschwanden nach Feierabend in ihrem Hobbykeller bei der Modelleisenbahn, die anderen traf man eher im Wirtshaus beim Trinken und Kartenspielen an. Und früher genau wie heute hat man von der einen Gruppe nichts mitbekommen, da sie ja in ihrem Hobbykeller saß, während man die andere Gruppe nachts durchs ganze Dorf gröhlen hörte, wenn sie nach Hause wankte. Die Tatsache, dass man im Internet von der einen Gruppe viel hört und von der anderen wenig, hat also gar nichts zu sagen.

Trotzdem ein interessanter Ansatz des Autors und nicht ganz verkehrt, aber eben auch nicht ganz überzeugend.



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RE: Thema "Hobby"

#3 von Stephan , 30.08.2017 21:45

Hallo Christian,
herzlichen Dank für deine Stellungnahme zu dem Beitrag.
Auch ich war und bin mit dem inhalt des Beitrages nicht ganz einer Meinung. Doch auch ich fand den Ansatz bemerkenswert. Ich denke, da ich auch eine größere Anzahl von Personen kenne, die mit großem Einsatz Reenactment machen (also in ihrer Freizeit das Mittelalter, die Antike oder anderes nachstellen) oder andere kreative Dinge tun (spielen!!), heute einen größeren Reiz als Hobby haben, als die Modelleisenbahn. Das "Hobby" verschwindet nicht, die Inhalte der "Hobbys" verschieben sich. Das ist glaube ich, eher richtig.
Viele Grüße
Stephan


 
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RE: Thema "Hobby"

#4 von Michael , 31.08.2017 12:21

Als ehemaliger Modelleisenbahner muss ich natürlich widersprechen, Modellanlagen können sehr (!) viel Kreativität abrufen! Mehr jedenfalls, als das Sammeln von Schiffsmodellen, wie ich meine. Ich glaube viel mehr, dass Hobbies auch danach gewählt werden, welchen Grad der Öffentlichkeit sie zulassen oder erreichen. Der Modelleisenbahner oder Carrera-Rennfahrer frönt seinem Hobby eher im stillen Kämmer- oder Kellerlein, ganz anders die Fantasy- oder Mittelalterkostümfreaks. Oder die diversen Online-Gamer. Sport als Hobby möchte ich da insgesamt einmal ausnehmen, auch wenn das ebenfalls kaum jemand in den eigenen vier Wänden betreibt. Damit sind viele Hobbies eher kommunikativer geworden, als die Klassiker (Briefmarkensammeln...) und da stellt sich mir dann wieder die Frage, wie man junge oder zumindest jüngere Menschen für unser Hobby gewinnen könnte. Öffentliche Foren, wie z. B. bei Facebook können da vielleicht helfen. Ich jedenfalls poste bei jeder halbwegs passenden Gelegenheit Bilder von Schiffsmodellen in den entsprechenden, schifffahrts-lastigen Foren. Und nicht selten kommen dann Fragen nach dem Hersteller, dem Preis oder dem Händler. Und da es kaum noch eigenständige 1:1250-Websites gibt und z. B. Facebook eine gigantische Zahl an Nutzern hat, erreicht man darüber vielleicht auch den einen oder anderen Interessenten. Wohl gemerkt, das wendet sich ausdrücklich nicht gegen den MR! Der hat aber aus meiner Sicht eine ganz andere Bedeutung, als die Akquise neuer Sammler.

Michael


 
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RE: Thema "Hobby"

#5 von Stephan , 04.09.2017 18:07

Da würde sich meine Frage anschließen, ob ses interessant wäre, für den Hamburger Rundbrief einen Facebook Auftritt zu machen.
Viele Grüße
Stephan


 
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RE: Thema "Hobby"

#6 von RalfW , 04.09.2017 21:17

Warum nicht?


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RE: Thema "Hobby"

#7 von Stephan , 04.09.2017 21:41

Hm...da müßte ich mir erst einmal klar werden, mit was man die seite bestückt. Vor allem mus man gewährleisten, dass immer wieder etwas gepostet wird.
Mal sehen...
Grüße


 
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RE: Thema "Hobby"

#8 von Christian , 05.09.2017 12:02

Da ich mit "sozialen" Medien nichts zu tun habe, kann ich nicht beurteilen, ob eine stärkere Präsenz dort sinnvoll wäre. Ich stimme aber zu, dass Schiffsmodelle Sammeln eher ein "traditionelles" Hobby ist, also weniger öffentlich und mehr (aber nicht ausschließlich) fürs "stille Kämmerlein". Das muss aber kein Nachteil sein - von stillen Hobbies hört man naturgemäß weniger, aber das heißt nicht, dass es für sie kein Interesse gäbe, durchaus auch bei den jüngeren Leuten. Gerade in der Generation der 30-40-jährigen gibt es sehr wohl viele Sammler, nur sammeln die meisten von ihnen eben keine Modellschiffe, sondern andere Sachen (oft deutlich weniger Hochwertiges, nur so nebenbei bemerkt). Es würde wohl helfen, Leute auf das Thema insgesamt aufmerksam zu machen. Dafür ist Facebook vermutlich ganz gut geeignet, aber wie man das konkret umsetzt, weiß ich auch nicht, da ich mich mit Facebook überhaupt nicht auskenne.

Was ich mir noch vorstellen kann:
Gerade wenn es z.B. um Dioramenbau geht, ist unser Hobby ja doch ziemlich nahe an der vielgenannten Modelleisenbahn dran, und das Supern von Modellen geht in Richtung Modellbau. In diesen Sparten gibt es also Überschneidungen, die man nutzen könnte. Gerade Hersteller, die öfter mal ein Diorama bauen oder Material für Dioramen herstellen, könnten vielleicht ihren Kundenstamm erweitern, indem sie ihre Arbeit auch in Modellbauer-Foren verbreiten. Letztlich ist 1:1250 dann eben nur ein anderer Maßstab, und die Qualität, die in diesem derzeit von manchen Herstellern erreicht wird, ist ja so gut, dass auch deutlich größere Maßstäbe da noch neidisch werden können. Ich bin ja auch über das Bauen von 1:700-Modellen zu den 1:1250ern gekommen, das funktioniert also.

Und dann ist da noch die Wargamer-Szene, die zum Einen konkrete "Bausätze" liefert (zwar nicht 1:1250, aber immerhin 1:1200) und damit wieder für Modellbauer interessant wird, und die zum Anderen ja einen Bedarf an sehr vielen Modellen hat. Die dürfen dann freilich nicht zu teuer sein und sie werden ja auch nicht in unserer Qualität gebraucht, aber es ist durchaus naheliegend, dass auch dort der eine oder andere Spieler Gefallen daran findet, sich neben den "Spielmodellen" auch ein paar besonders schöne ins Regal zu stellen, schließlich hat er ja schon mit dem Thema und dem Maßstab zu tun, der Schritt ist also nicht sonderlich weit. Auch hier könnte man in konkrete Foren gehen, wenn man meint, etwas zu haben, was dort auf Interesse stößt.

Meine Gedanken gehen also in Richtung von Foren zu verwandten Themen, wo es bereits Überschneidungen zu uns gibt. Wirklich machen können das aber letztlich nur die Leute, die diese Überschneidung auch ein kleines Bisschen bei sich persönlich haben und sich so in beiden "Welten" glaubhaft bewegen können.



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RE: Thema "Hobby"

#9 von Bettelkruser , 10.09.2017 11:46

Man wird zu jedem Thema ein für und wider finden. Auf mich bezogen kann ich behaupten, viele Hobbys zu haben....oder viele Interessen.
Deshalb geht mir die Meinung anderer über meine Leidenschaften am Gesäß vorbei.
Ebenso belächel ich nicht die ausgiebig ausgelebten Freizeitbeschäftigungen meiner Zeitgenossen.
Wenn's mal nicht so läuft im Interessensgebiet 1/1250, gehe ich einem anderen meiner Hobbys nach, evtl. ist da z.Z. mehr los.
So wird es für mich nie langweilig.
Es ist aber wohl ein Generationsproblem, bestimmte Altersgruppen sind mit besonderen Zeiten und deren Umständen aufgewachsen, die Zeitgeschichte prägt die Menschen einer Epoche und so enstehen spezifische Interessen für eine Ära und ihre Begleiterscheinungen.



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RE: Thema "Hobby"

#10 von Niels Neelsen , 10.09.2017 14:18

In entsprechender Anwendung eines Ausspruchs des preußischen Königs Friedrich II. (auch von seinen Zeitgenossen als der Große apostrophiert) auf unser Hobby: "In diesem Staate muss ein jeder nach seiner Facon selig werden!"
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