Pirat Paul - seine Stimme ist für immer verstummt
-Versuch eines sehr persönlichen Nachrufs-
Vergangenen Freitag, heute vor einer Woche am 21.Oktober ist Christoph Sandek, im Forum als Pirat Paul (PP) bekannt, seiner schweren Erkrankung im Alter von 60 Jahren erlegen.
Neben seinem gerne ausgeübten Beruf als Architekt war er vielseitig interessiert, so an Fotografie, Astronomie und Geschichte. Schon während seiner Berufsausübung kam er in engen Kontakt mit 3D-Zeichenprogrammen und -Drucken und da zu seinen bevorzugten Hobbies auch der Schiffbau im allgemeinen und die modernen Marinen der Welt im besonderen zählte, war es für ihn nur ein kleiner Schritt, Modelle, die in seiner Sammlung fehlten selber zu zeichnen und ausdrucken zu lassen.
Im Münchner Rundbrief war Christoph seit Dezember 2014 ein recht aktives Forumsmitglied und seine Beiträge dort belebten die Diskussionen. Es bereitete ihm große Freude, seine gezeichneten und ausgedruckten Modelle, oft auch nur Projekte der einzelnen Marinen, im MR zur Diskussion zu stellen. Dabei entwickelte sich unter den Interessierten schnell eine rege Diskussion um mögliche Druckverfahren, verschiedene Zeichenprogramme und Druckverfahren und auch Anbieter solcher Drucke, auch Prints genannt. Selbst aus dem Krankenhaus heraus hat er noch aktiv am Forumsgeschehen teilgenommen und einen Beitrag geschrieben.
Unser Kontakt zu Christoph hatte sich ungefähr seit Jahresbeginn zunehmend verstärkt und eine Eigendynamik entwickelt. Uns gefielen seine 3D Entwürfe, wir erkannten seine Fähigkeit und sein Können und daraus erwuchs die Idee, seine Drucke auch als mögliche Urmodelle nutzen zu können, zumal seine Auswahl gezielt Lücken im Modellangebot füllte. Christoph begeisterte sich ebenfalls für die Möglichkeit, seine Arbeit reproduzierbar machen und auf eine breite Basis als Gußmodell stellen zu können, sozusagen eine "Veredelung" seiner Einzelprints auf höherem Niveau zu erleben. So sah er es jedenfalls und es dauerte nicht lange, bis erste Prints nach Überarbeitung seinerseits an produktionsbedingte Anforderungen (Materialstärken/Detailgestaltung/"Zerlegung" des Modells ggf. in einzeln zu gießende Teile etc.) vorlagen. In diese Arbeit war Matti auf Grund seiner Kenntnis der Materie und dem Umgang mit gedruckten Modellen in besonderer Weise eingebunden. Er kreierte auch zusammen mit Christoph nach seinen Vorstellungen die Ausgestaltung der neu zu beginnenden Serie "RJbyPP".
Erst ab dieser Zeit ungefähr erfuhren wir von Christophs tödlicher Erkrankung. So langsam ließ er Informationen über seinen Gesundheitszustand durchsickern und neben unserer Betroffenheit wurde uns deutlich, dass unter ungünstigen Bedingungen nicht mehr viel Zeit zur Verwirklichung unseres gemeinsamen Vorhabens bleiben würde. Das war vor 4 Monaten und damals konnte keiner absehen, dass sein Ende schon so schnell kommen würde. Anfang Juli fühlte sich Christoph noch kräftig genug, eine Reise nach Münster und zum niederrheinischen Sammlertreffen nach Leverkusen machen zu können. Dort waren dann am Abend die am Vormittag gegossenen Erstlinge (Incheon und KDX2) der neuen Serie "RJbyPP" zu sehen. Christoph hatte auch eine Auswahl verschiedener Prints aus seiner Hand mitgebracht, die großes Interesse der anwesenden Sammler dort fanden. Erschöpft von 2 für ihn sehr anstrengenden Tagen, aber überglücklich über die große Resonanz und den vielfachen Zuspruch kehrte Christoph nach Hause zurück. Er hatte es persönlich miterlebt, wie aus seinen anfänglichen Versuchen, Lücken in seinem Sammelgebiet durch Prints zu füllen nun eine eigene Serie von "richtigen" Metallgußminiaturen entstanden war. Wir merkten, dass er diese Motivation sofort nutzte, zu Hause wieder an die Arbeit zu gehen, die ihm richtig Spaß bereitete. Aber auch die krankheitsbedingten Phasen der Erschöpfung und die negativen Begleiterscheinungen seiner Therapie nahmen zu. Wir unterstützten ihn soweit es uns möglich erschien und so konnte als nächstes Modell die kanadische Fregatte Typ 15 in die Fertigung gehen. Dieses Projekt war maßgeblich von Karl angestoßen und von Norbert unterstützt worden. Eigentlich war dieser Typ Schiff schon "zu alt" für Christophs Vorliebe, doch zeigt die gelungene Ausführung letztlich auch seine Fähigkeit sich in nicht ganz so vertraute Bereiche erfolgreich vorzuwagen. Stefan beeilte sich bei der Erstellung der dazu passenden Decals und so konnte Christoph dann, schon ans Krankenbett gefesselt, Anfang Oktober über einen Vertrauten dieses Modell in freudiger Erwartung entgegennehmen. Darüber hinaus gab es für ihn nichts Erfreuliches mehr. So sehr er noch versuchte, aktiv auch im Krankenhaus zu bleiben und die Hoffnung nicht aufgab, doch noch für ein paar Tage nach Hause zu können, so schwanden seine Kräfte zunehmend und auch uns wurde klar, dass es für uns Zeit wurde, sich von ihm zu verabschieden. Seine letzte E-Mail datiert vom 8. Oktober: "...wegen anhaltender Schwäche nur kurz...". Danach banges Schweigen bis wir Anfang der Woche erfuhren, dass Christoph letzten Freitag in der Frühe ruhig eingeschlafen sei.
Über all der Trauer bleibt die Erinnerung an eine leider nur kurze, aber sehr intensive Zeit, in menschlicher Hinsicht geprägt von gegenseitiger Offenheit, Wohlwollen und Vertrauen und in fachlicher Weise durch die gelungene Bündelung verschiedener Fähigkeiten zur Verwirklichung eines gemeinsamen Zieles.
Du hast unser Hobby mit Deiner Initiative und Kraft bereichert und in der kurzen Zeit sehr viel erreicht - Deine Spuren auf Dauer hinterlassen!
Christoph, wir wünschen dir für deine letzte Reise alles Gute!
Norbert und Matti Bröcher, Karl Füßmann, Stefan Karpinski