Hapag US-Westküsten Dienst 1930ger Jahre

#1 von Sealord , 16.02.2022 22:35

Liebe Sammelgemeinde,

1930 stellte die HAPAG das Turbinenschiff TACOMA in Dienst, es wurde im Liniendienst Hamburg – Nordamerika Westküste beschäftigt. Nach Lloyds Register hatte das Schiff Kühlräume mit einer Ladekapazität von 100.000 cbf, was nicht gerade wenig ist. Die Schwesterschiffe in diesem Dienst waren dagegen nicht mit Kühlkapazität ausgestattet.

Kann mir jemand sagen, welche Häfen auf der Strecke angelaufen wurden?

Es ist bekannt, dass San Francisco, Los Angeles zu den wichtigsten Umschlagehäfen der USA für Gefrierfleisch zählen, doch Europa bezog US Gefrierfleisch über die Häfen New York, Philadelphia und Boston, also die Ostküste. Des Weiteren haben die Schiffe im schnellen Liniendienst zur Westküste wohl kaum in der Karibik einen Zwischenstopp eingelegt um dort tagelang Bananen zu laden.

Wenn ich wüsste, welche Zwischenhäfen auf der Route angelaufen wurden, könnte ich das Rätsel lösen. Vielleicht hat ja jemand Unterlagen, Bücher, alte Prospekte mit entsprechenden Angaben.

Aber vielleicht hatte die Hapag mit dem Schiff ursprünglich andere Pläne und deshalb beim Bau für Kühlkapazität gesorgt.

Hab im Netz dazu leider nichts gefunden und Herr Kudlas schweigt sich aus.

Daher wäre ich für sachdienliche Hinweise sehr dankbar.

Grüße aus Bremen


 
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RE: Hapag US-Westküsten Dienst 1930ger Jahre

#2 von Matthias Sefrin , 18.02.2022 10:15

Guten Morgen,

zu dieser Frage empfiehlt sich das Buch von Ludwig Dinklage/Hans Jürgen Witthöft "Die Deutsche Handelsflotte 1939-1945".

Das MS Seattle lief ja auch Westküstendienst und zu dessen Schicksal 1939/40 ist in o. g. Buch folgendes geschrieben:
Das Schiff hatte am 3. Juni 1939 Hamburg verlassen für eine Ausreise nach der Westküste Nordamerikas.
Die Passage führt über Salvador, Guatemala, Los Angeles und San Francisco. Unterwegs wurden in Westindien die Häfen von Puerto Barrios und Tela bedient, dann via Panamakanal nach Punta Arenas, La Libertad und San Jose.

Ich denke, dass diese Ziele auch für die anderen Hapag Frachter im USA Westküstendienst zutrafen.

Beste Grüße
Matthias Sefrin



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RE: Hapag US-Westküsten Dienst 1930ger Jahre

#3 von Sealord , 18.02.2022 12:09

Herzlichen Dank, Matthias für diesen Tip, damit wären wir einen Schritt weiter!

Werde herausfinden, was in den oben genannten Häfen umgeschlagen wurde und hier berichten.

Inzwischen habe ich neben der TACOMA weitere Schiffe mit Kühlkapazität im Westküsten NA-Dienst recherchiert:

VANCOUVER Bj 1930, 101.700 cbf, Hapag

SCHWABEN Bj 1926, 99.800 cbf, NDL

SAALE Bj 1928, 42.300 cbf, NDL (beschränkte Kühlkapazität entspricht der von „normalen“ Linienfrachtern auch auf anderen Routen)

und die genannte SEATTLE Bj 1928, 86.200 cbf, Hapag

Andere Schiffe im Westküstendienst, wie z.B. die übrigen Schiffe der San Francisco Klasse in den 20ger Jahren für Hapag gebaut, hatten keine nennenswerten Kühlladeräume.

Fleischimporte nach Deutschland waren ab 1930 praktisch nicht mehr möglich aufgrund neuer Einfuhrbestimmungen für die das ostelbische Junkertum gesorgt hatte. Die Rindfleischpreise daher im Vergl. zum restlichen Europa die höchsten.

Grüße aus Bremen


 
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RE: Hapag US-Westküsten Dienst 1930ger Jahre

#4 von Matthias Sefrin , 18.02.2022 13:32

zur Ladung für die Rückreise ist im genannten Buch folgendes geschrieben:
In Tacoma wurden Weizen, Schnittholz, Baumstämme, Trockenfrüchte und Stückgut geladen.
IN San Francisco wurden Apfelsinen (30000 Kisten), Zitronen und Stückgut übernommen.
In San Cristobal dann noch Kaffe, Kakao, Honig, Felle und Stückgut.



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RE: Hapag US-Westküsten Dienst 1930ger Jahre

#5 von Sealord , 18.02.2022 13:33

Nun,
Puerto Barrios und San Jose (Guatemala) waren fest in der Hand der United Fruit Company und hier wurde nur eins in Mengen geladen – Bananen!

Ebenso waren Puntarenas (Costa Rica) und Tela (Honduras) Bananen-Häfen.

La Libertad (Provinz El Salvador) dagegen ist ein Kaffee-Hafen eventuell auch Orangen.

Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass in beide Richtungen die Kühlräume für den Transport von Bananen genutzt wurden: einmal während der Ausreise auf der Strecke Mittelamerika – Kalifornien und dann auf der Heimreise Mittelamerika – Europa. (hätte ich nicht gedacht, wahrscheinlich hatte die United Fruit Company die Abläufe so gestaltet, dass die Liegezeiten und Abfertigung in den Häfen erträglich blieben)

Die Häfen haben letztlich alles über den Liniendienst verraten, danke noch einmal für den Tipp.
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RE: Hapag US-Westküsten Dienst 1930ger Jahre

#6 von Sealord , 18.02.2022 13:38

Danke Matthias für die Heimkehrende Ladeliste abgehend Kalifornien.
Das bestätigt meine Annahme, dass kein Gefrierfleisch für Europa geladen wurde, obwohl dort der Hauptumschlagplatz war (Gefrierfleisch nach Asien).
Die Citrusfrüchte gehören auch in die Kühlladeräume, und somit haben wir ein komplettes Bild nicht nur was die Kühlladeräume betrifft.
Grüße aus Bremen


 
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